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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Stöckchenwerfen zu verwenden. Er musste sich beeilen, um zu seiner Verabredung zu kommen.
    An der Ampel gegenüber der Böhmerstraße leinte er den Hund wieder an und führte ihn über die Straße in Richtung Baustelle. Hinter den Containern musste sich Walde einen Moment orientieren, um in der schmalen Lücke zwischen Bauzaun und Hauswand einer fünfstöckigen Wohnanlage den Weg zu erkennen, der zur Weinklause führte, wo er mit Uli verabredet war. Der Wind blies ihm den Regen waagerecht entgegen. Mit nach vorn gerichtetem Schirm eilte Walde auf den letzten Metern bis zum Eingangsbereich, wo er den Schirm ausschüttelte. Die tiefschwarze Baugrube nebenan wirkte bedrohlich.
     
    Die Kneipe war standardmäßig eingerichtet. Walde war zum ersten Mal hier. Theke, Tische und Stühle waren aus hellem Holz. In einem Regal stapelten sich Kartons mit den üblichen Snacks und kleinen Spirituosen. Einzig die Bilder an den Wänden mit alten Aufnahmen aus der Firmengeschichte der Treverer-Kellerei erregten Waldes Interesse, ebenso wie die beleuchtete Vitrine, die den Thekenbereich vom Gastraum trennte. Darin befanden sich Flaschen mit alten, vergilbten Etiketten, eine kleine Korkenmaschine und eine Mostwaage.
    Nur an einem der Tische saß ein Pärchen. Uli hockte allein auf einer Bank am Ende der Theke.
    »Wo hast du denn gesteckt?« Er zeigte auf seine Armbanduhr, als Walde neben ihm Platz nahm. »Wir waren vor mehr als einer halben Stunde verabredet.«
    »Sorry, aber …« Walde wies auf Quintus, der sich, die Nase in die Höhe gereckt, orientierte, während das Wasser aus seinem Fell auf die Bodenfliesen tropfte.
    »Das hab ich auch noch nicht gehört. Hat der Hund deine Uhr verstellt? Oder ist er für deine Termine zuständig und hat dich nicht früh genug erinnert?«
    »Tut mir leid, ich bin zu spät losgegangen.« Walde verschwieg, dass er Doris nichts von der Verabredung mit Uli erzählt und einen Spaziergang mit dem Hund als Ausrede benutzt hatte. Gestern nach der üblichen donnerstagabendlichen Musiksession mit der Band war es auch ziemlich spät geworden.
    »Ich hänge sowieso schon den ganzen Tag in meiner Kneipe rum«, fuhr Uli mit seiner Klage fort. »Da muss ich das in meiner Freizeit nicht auch noch haben. Und hier wird obendrein noch geraucht.« Er selbst hielt eine brennende Zigarette in der Hand.
    »Und du?«, fragte Walde.
    »Das ist was anderes.« Uli lauschte, um herauszufinden, welches Lied aus der Musikbox dröhnte. »Griechischer Wein«, stöhnte er, »und das schon zum zweiten Mal. Das kann auch die beste Freundschaft ins Wanken bringen.«
    »Was trinkst du?« Walde zeigte auf Ulis Glas mit dem kleinen Rest Weißwein.
    »Eine Klüsserather Bruderschaft von 2002, der letzte Jahrgang, der in der Treverer-Kellerei abgefüllt wurde. Möchtest du mal probieren? Ich habe die Flasche rausstellen lassen. Sie war etwas zu kühl.«
    »Die Kellerei wurde demnach 2003 abgerissen?«
    Uli winkte, und der Wirt brachte ein Glas und die Flasche. Sein Freund schenkte ein wenig Wein in Waldes Glas. Walde roch das Bukett, bevor er es auf der Zunge schmeckte.
    »Gut, schmeckt ein wenig erdig.« Walde nickte. »Und er hat jetzt auch die richtige Temperatur.«
    Der Wirt brachte einen Kühler für die Flasche.
    »Exakt im Mai wurde zumindest der erste Teil der Treverer platt gemacht«, nahm Uli das Gespräch wieder auf. »Dann ist schon nach ein paar Monaten dem ersten Investor die Luft ausgegangen. Aber es gab kein Zurück mehr.«
     
    »Den Grundschritt hast du schon raus«, sagte Martin, während er die Drehrichtung wechselte und Gabi darauf einging.
    »Bei deiner straffen Führung bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig.« Gabi war leicht außer Atem. Vor zwei Tagen hatte sie auf Strümpfen getanzt, und es kam ihr vor, als sei sie in brenzligen Passagen über das Parkett geschoben worden. Nun, in den neuen Schuhen, wurde ihr mehr abverlangt.
    »Bin ich zu energisch?«
    »Nein, du machst das schon richtig, von dir lass ich mich gerne energisch anfassen.« Sie lächelte ihn an. »Wobei das heute Abend nicht an unseren Tanz in meiner Wohnung rankommt.«
    Die Musik war zu Ende.
    »Sollen wir was trinken?«, fragte er.
    Während er Gabi zum Tisch führte, sagte Martin: »Ein wenig peinlich ist mir das schon, was vorgestern Abend passiert ist.«
    »Ist doch gar nichts geschehen, soweit ich mich erinnern kann.« Gabi konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
    »Na ja, ich war ziemlich betrunken, sonst wäre das mit dem Sturz

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