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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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stammten von renommierten Malern.
    »Haben Sie was dagegen, wenn wir uns nach draußen setzen?«, fragte Frau Wohlenberg. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Machen Sie sich bitte keine Umstände.«
    Sie traten hinaus auf einen geräumigen Balkon. Unter einer ausgefahrenen Markise standen neben Topfpflanzen und einem mit Efeu bewachsenen Rankgitter eine Liege mit dicker Polsterung und ein runder Tisch mit vier Stühlen. Walde trat an das schmiedeeiserne Geländer.
    Hinter dem gepflegten Park erhob sich ein Hügel mit Laubwald, in dem das erste Grün sprießte. Dazwischen gab ein Taleinschnitt den Blick auf die Mosel unterhalb der Stadt in Richtung Pfalzel und Ruwer frei.
    Gabi und Walde lehnten den angebotenen Kaffee ab, ließen sich aber ein Gläschen Sherry von der alten Dame aufdrängen.
    »Der stammt noch aus dem Weinkeller meines Mannes«, sagte sie, als sie das fein geschliffene Glas absetzte. »Mein Mann und ich haben früher einen guten Tropfen zu schätzen gewusst, als es die Treverer noch gab.«
    »Ist dieser Sherry auch in der Treverer-Kellerei abgefüllt worden?«, fragte Walde.
    »Nein, den haben wir direkt aus Portugal bezogen. Ich hab noch ein, zwei Kisten davon. Den Raritätenkeller hat Thomas bekommen.«
    »Ihr Neffe wird auch Ihr Erbe sein?«
    »Nein, mein Mann hat sein Studium bezahlt, wir hatten keine eigenen Kinder, aber der gesamte Nachlass wird an eine Stiftung gehen und einer lokalen Hilfsorganisation zugute kommen. Die kümmert sich um bedürftige Menschen, die mitten unter uns leben, vegetieren wäre das passende Wort. Aber um das zu erfahren, kommen Sie mich doch nicht besuchen?«
    »Doch, das interessiert uns. Damit können wir ausschließen, dass es jemand auf Ihr Vermögen abgesehen hat«, sagte Walde. »Oder ist jemand an Sie wegen einer Testamentsänderung herangetreten?«
    »Sie denken an Erbschleicherei?« Frau Wohlenberg schenkte Gabi und sich Sherry nach. »Mein Neffe Thomas erhält einen Sitz im Stiftungsrat. Was für seinen jetzigen Lebensstandard nicht mehr als ein Taschengeld bedeutet.«
    »Was arbeitet er?«, fragte Gabi.
    »Er ist zwei Mal durch sein zweites Staatsexamen in Jura gerasselt. Danach hat er eine Zeitlang in einer Versicherungsagentur gearbeitet. Und nun ist er selbstständig mit einem Immobilienbüro, dabei kommt ihm zugute, wie er mir erzählt hat, dass er dort auch Rechtsberatung anbieten darf. Da war sein Studium wenigstens nicht ganz für die Katz.«
    »Aber bei einer Neugründung dauert es eine Weile, bis Geld fließt«, versuchte es Walde.
    Sie seufzte leise, während sie nickte.
    »Das heißt, Sie müssen ihm auch jetzt noch finanziell unter die Arme greifen?«
    »Ja, mit Geld kann er nicht umgehen. Aber er ist wirklich ein guter Junge und hat sich rührend um mich gekümmert, als mein Mann gestorben ist.«
    »Das war sehr plötzlich.«
    »Herzversagen, von einem Moment zum anderen.« Sie seufzte. »Wenigstens hat er nicht leiden müssen. Thomas hat noch den Notarzt gerufen, aber mein Mann konnte nicht mehr reanimiert werden.«
    »Thomas war dabei?«
    Sie nickte.
    *
    Grabbe saß immer noch hinter seinem Rechner, als Gabi und Walde ins Präsidium zurückkehrten. Nur der Stapel Notizzettel und Ausdrucke neben seiner Tastatur war deutlich höher geworden.
    Nachdem Gabi ihn über die Befragungen von Rocky und Evelyn Wohlenberg informiert hatte, sagte sie: »Wenn ich mal vom Schlimmsten ausgehe, dann ist Herr Wohlenberg umgebracht worden und seine Frau entmündigt …«
    »Entmündigung gibt es schon lange nicht mehr, das heißt jetzt Betreuung, § 1896 BGB.«
    »Gut, also Evelyn Wohlenberg wurde unter Betreuung gestellt, und dann war endlich der Widerstand gebrochen. Diesen feinen Neffen sollten wir mal näher unter die Lupe nehmen. Das mit der Betreuung stinkt doch zum Himmel. Die alte Dame ist doch geistig voll dabei. Der Gutachter muss geschmiert worden sein. Wir sollten mal prüfen, wer hinter der Sache steckt.«
    »Corinna Wieskind hat das Gutachten verfasst«, sagte Grabbe.
    »Etwa die Corinna, die ich vom Tangoclub kenne?«, fragte Gabi.
    Grabbe zog einen Zettel aus dem Stapel und las laut vor: »Stadträtin bei den Freien, gehört zur Betonfraktion, die für jedes Projekt stimmt, das größere Investitionen verspricht. Auf der anderen Seite macht sie sich im Denkmalpflegeausschuss für jedes Fragment einer Wandmalerei stark, das irgendwo beim Buddeln auftaucht. Scheint mir wohl mehr ein Deckmäntelchen zu sein.«
    »Oder sie spinnt, schließlich ist sie

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