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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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der Bühnenaufbau des Stadttheaters, und das Ungetüm daneben ist der Hochbunker. Aber das kennst du doch alles besser als ich.«
    »Nicht aus dieser Perspektive«, sie steckte eine Hand in seine Gesäßtasche.
    »Was möchtest du trinken, Roten oder Weißwein?«
    »Roten, aber nur ein Glas und Wasser, ich muss morgen arbeiten.« Sie stieß sich von dem Geländer ab. »Wo finde ich die Küche?«
    »Im Flur rechts, aber ich mache das schon.«
    »Ich möchte gerne deine Wohnung sehen, aber ich kann auch meine Erkundungstour in deinem Schlafzimmer starten und deine Fliegen zählen.«
    In der Küche standen zwei Umzugskartons.
    »Noch nicht alles ausgepackt?«, fragte sie.
    »Doch, doch.« Martin drehte den Korkenzieher in die Flasche. »Da ist nur Kram drin, den ich bisher nicht gebraucht habe.«
    »Ich tippe mal auf Pfannen und Töpfe.«
     
    Auf der Neptun brannte kein Licht, die Arbeiter schienen bereits in ihren Kojen zu liegen. Zögernd setzte Walde einen Fuß auf den Steg, unter dem das schnell fließende Wasser dahinrauschte. Das Tor mitten auf dem Steg war noch offen. Aus Rücksicht auf die schlafenden Arbeiter wollte Walde den Hund nicht laut zurückrufen. War überhaupt jemand an Bord? Weder über der Reling noch sonstwo an Deck sah er Kleidung hängen. Quintus war verschwunden. Walde ging bis zum Ende des Stegs und entdeckte etwa in der Mitte des Schiffs einen schwachen Lichtschein in drei der kleinen Bullaugen knapp über der Wasserlinie.
    Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die glatten Holzplanken. Nun befand er sich auf der vom Brückenlicht abgewandten Seite. Sein Schirm schleifte an der Verkleidung des Führerhauses entlang. Für einen Moment blieb er bewegungslos stehen und lauschte. Er klappte den Schirm zu und setzte langsam einen Fuß vor den anderen, als er an der Reling entlang bis zu der Stelle schlich, wo er das Licht gesehen hatte. Die Luken lagen unterhalb des Decks. Er kniete sich auf die Planken und spürte, wie die Feuchtigkeit augenblicklich den Stoff seiner Hose durchdrang.
    Mit der linken Hand umklammerte Walde vorne den Rand des Holzes, die Fingerspitzen der rechten suchten in einer Ritze Halt. Dabei stieß der Metallverschluss der über seiner Schulter baumelnden Hundeleine klirrend auf den Boden. Walde hielt den Atem an.
    Er kroch nach vorn und reckte den Oberkörper unter der Reling hindurch über den Bootsrand hinaus. Er senkte das Kinn bis auf die Brust und blickte durch das Bullauge ins Schiffsinnere.
    An einem langen Tisch standen mit grünem Polster bezogene Stühle. Die Wand dahinter war mit vielen Wimpeln und Plaketten bedeckt. Kein Mensch war zu sehen. Walde konnte nur einen Teil des Raumes einsehen. Bei seinem Besuch des Schiffes war er nicht bis hierher gekommen. Nach der Gediegenheit der Einrichtung im Gegensatz zu der einfach möblierten Mannschaftskantine zu urteilen, handelte es sich hier um eine Art Offizierscasino.
    Walde kam wieder hoch und kniete sich über das Bullauge nebenan. Diesmal achtete er beim Vorbeugen auf die Hundeleine. Nun konnte er das Ende des Tisches erkennen und eine Sitzecke mit einer halbrunden Bank, die mit dem gleichen Bezug wie die Stühle gepolstert war. Unter einem an dicken Ketten von der Decke hängenden und mit Lampen ausstaffierten hölzernen Steuerruder sah er zwei Männer und eine Frau sitzen. Ob noch mehr Leute in dem Raum anwesend waren, konnte Walde wegen des eingeschränkten Blickfeldes nicht sehen.
    Walde erkannte Susanne Hörmann und Thomas Wohlenberg. Der ihnen gegenüber sitzende Mann trug eine Baseballkappe über dunklem Haar. Thomas Wohlenberg redete und gestikulierte dabei heftig mit den Händen. Hier draußen hörte Walde nur das Rauschen des Wassers.
    »Suchen Sie was? Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Stimme ließ Walde zusammenzucken. Seine linke Hand rutschte von der Planke. Der Oberkörper geriet in Schieflage. Seine abgerutschte Hand fand wieder Halt.
    »Ja, ich suche meinen Hund.« Walde richtete sich vorsichtig auf und stieß dabei mit dem Kopf an die Reling.
    »Ist er in die Mosel gefallen?«
    »Ich weiß nicht, er ist hier hoch gelaufen. Ein Malamut, ein Polarhund.«
    »Ein Husky?«
    »So ähnlich, nur größer.«
    »Ach, Sie sind es, Herr Kommissar!«
    »Herr Anweber?« Walde hatte den Koch bisher nur in seiner Arbeitskleidung gesehen. Jetzt trug er einen Anzug mit Weste und Krawatte.
    »Richtig«, der Mann wies übers Deck, wo das Getrappel von Hundepfoten zu hören war.
    »Da bist du ja.« Walde kraulte das nasse

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