Tango Mosel
Psychologin«, sagte Gabi.
»Genauso wie ihr Kollege Martin Kotte, mit dem sie gemeinsam eine Praxis betreibt.«
Gabi ignorierte diese Bemerkung. »Ich muss mal hören, was die Leitung der Waldresidenz zu der Betreuung von Evelyn Wohlenberg sagt.«
»Hab ich schon gemacht.« Grabbe zog ein weiteres Blatt hervor. »Der Leiter findet es ebenfalls verwunderlich, dass Frau Wohlenberg unter Betreuung steht. Ich habe ihn gefragt, warum er denn nichts unternommen habe, und zur Antwort bekommen, es sei kein finanzieller Schaden entstanden. Und er habe gelernt, sich in solche Dinge besser nicht einzumischen.«
»Ihr Widerstand wurde durch das Gutachten gebrochen, und damit bekam die Investorfirma endlich grünes Licht für den Baubeginn. Es ging um Millionen, da hing möglicherweise die Existenz des gesamten Ladens dran. Die Wieskind, also, das ist doch kein Zufall, dass ich die im Tangoclub mit der Hörmann von Dreck und Pest die Köpfe zusammenstecken sehe. Der Hausmeister will doch einen Mann und eine Frau beobachtet haben, die Domski durch die Baugrube geschleppt haben. Wir sollten die Pkws durchsuchen, von der Wieskind und der Hörmann. Wenn Domskis Leiche da drin war, dann findet der Sattler auch was. Dem Thomas Wohlenberg sollten wir zuallererst einen Besuch abstatten. Der war auch dabei, als Rüdiger Wohlenberg starb. Aber dafür brauchen wir Durchsuchungsbeschlüsse«, sagte Gabi.
»Ich hab eine Kopie des Totenscheins, ausgestellt vom Hausarzt, Diagnose Herzversagen«, sagte Grabbe.
»Gab es eine Obduktion?«
»Nein, alte Leute umzubringen ist keine Kunst, sie werden sehr selten obduziert, das meint auch unser Pathologe Hoffmann.«
»Dann sollten wir mal über eine Exhumierung nachdenken.« Gabi setzte sich an ihren Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hand.
»Wo soll ich suchen?« Sattler, im blauen Overall, war nach kurzem Anklopfen zur Tür hereingekommen.
»Die werden ja kein Taxi gerufen haben, um die Leiche von Niklas Domski wegzuschaffen«, ergänzte Gabi. Erst dann begrüßte sie den Kollegen von der Kriminaltechnik.
»Und wenn die Schrottis den Domski mitgenommen haben?«, fragte Grabbe.
»Laut Hausmeister war eine Frau am Transport beteiligt«, sagte Walde. »Sie soll mit einem Fahrrad gekommen sein. Ich hoffe, Meyer hat es sichergestellt.«
»Ach, das hätte ich fast vergessen, euch zu sagen.« Grabbe hielt einen weiteren Zettel in der Hand. »Ein Student hat angerufen. Der will in der Nacht zum Mittwoch einen haltenden Wagen auf der Römerbrücke beobachtet haben, etwa an der Stelle, wo wir Domski gefunden haben. Zwei Männer standen an der offenen Kofferraumklappe. Er konnte weder eine Personenbe-Schreibung abgeben, noch hat er auf Automarke und Typ geachtet. Am Montagmorgen kommt er her, um seine Aussage zu machen.«
»Zwei Männer, das passt nicht zu der Aussage des alten Hausmeisters.«
»Und wenn sie sich unterwegs jemanden zur Verstärkung geholt haben«, spekulierte Gabi. »Und wo?« Sie schaute Grabbe erwartungsvoll an.
»Auf der Neptun ?«, antwortete Grabbe wie ein zaghafter Schüler beim Abfragen.
»Bingo!«
»Du hattest verdammtes Glück, dass nicht mehr passiert ist«, Sattler sah Gabi an und zeigte auf zwei schwarze Kabel auf dem Labortisch. »Die Geschichte mit den Bremsen an deinem BMW geht eindeutig auf Manipulation zurück.«
Sattler war nur unter großem Murren am Samstagnachmittag ins Präsidium gekommen. Nun schien ihn die Arbeit von seinem Frust abgelenkt zu haben.
»Kann das auch ein Marder gewesen sein?«, fragte Grabbe, der sich über den Tisch beugte.
»Das Bremssystem ist zweifach angelegt, jeweils diagonal zu den Rädern.« Der Techniker begleitete seine Worte, indem er mit der Hand ein X in die Luft zeichnete. »Also, sollte bei einer Bremsleitung die Flüssigkeit austreten, könnte man den Wagen immer noch stoppen, weil dann entweder vorne links und hinten rechts oder vorne rechts und hinten links noch volle Bremskraft auf den Rädern wäre. Und in deinem Fall«, wendete sich Sattler an Gabi, »hat sich jemand die Mühe gemacht, sich unter dein Auto zu legen und beide Bremsleitungen zu durchtrennen. Jemand, der eindeutig Fachkenntnis besitzt.«
»Was macht man eigentlich«, Walde bemühte sich, die Frage so beiläufig wie möglich zu stellen, als er später mit Grabbe die Treppe hinunterging, »wenn man irgendeinen Kram per Post geschickt bekommt, den man nicht bestellt hat?«
»Wegwerfen«, antwortete sein Kollege lapidar.
»Ich denke da
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