Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
der Woche.«
    »Und sonst?«
    »Wie sonst?«
    »Hat sie sonst noch jemand besucht oder nach ihnen gefragt?«
    Rocky atmete tief ein und griff nach seiner Kaffeetasse. »Ja, da war was.« Er schloss die Augen und zog hörbar Luft durch die Nase ein. »Ich könnte mir im Nachhinein irgendwohin beißen, aber der hätte es sowieso rausgekriegt.«
    »Wer hätte was rausgekriegt?«, fragte Gabi.
    »Ich denke, das muss dieser Kerl gewesen sein, der da runtergefallen ist, ganz sicher bin ich mir nicht. Also der war vor ein paar Monaten da unten bei mir und hat nach den Wohlenbergs gefragt.« An Rockys Hand, die die Tasse hielt, traten die Sehnen hervor. »Der hat mir gleich einen Fuffi in die Hand gedrückt und dann noch einen, ich glaube, es waren nachher zwei-, dreihundert Euro.«
    »Und dafür hast du Informationen geliefert?«
    »Was heißt Informationen geliefert, ich hab die nicht verraten oder so, das war kein Judaslohn. Ich hab dem nur gesagt, dass die Wohlenbergs keine Kinder haben und, soviel ich weiß, nur Kontakt zu ihrem Neffen, diesem Thomas, hatten.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte Walde. »Haben Sie an dem Abend, als der Mann von der Treppe stürzte, jemanden, wahrscheinlich eine Frau, mit dem Fahrrad zur Baustelle kommen sehen?«
    Rocky verneinte.
     
    Auf dem Weg nach unten sagte Gabi: »Die Beschreibung des Neffen passt vage auf den Mann, der gestern Abend im Tangoclub war.«
    »Und auf den Typen, der heute Morgen im Café bei Frau Wohlenberg am Tisch saß«, sagte Walde. »Ich wüsste gern, was es da zu besprechen gab. Jedenfalls schien Frau Wohlenberg gar nicht davon angetan gewesen zu sein.«
    »Fahren wir doch hin und fragen sie!«
    Als sie am Auto ankamen, reichte Gabi Walde die Schlüssel. Im Wagen streifte sie ihre Schuhe ab und rieb mit beiden Händen über die Unterschenkel, hinten, direkt über den Fersen. »Ich trage seit Jahren hohe Absätze, das war wohl ein Fehler.«
    »Geschmacklich?« Walde versuchte ernst zu bleiben, musste aber schmunzeln.
    »Da hat sich die Achillessehne wohl verkürzt.« Gabi ging auf die Provokation nicht ein. »Und die flachen Schuhe verlangen eine Dehnung, zu der die Sehne nicht gleich in der Lage ist.« Sie wies auf eine Plastiktüte auf der Rückbank. »Ich denke, ich werde die flachen Schuhe jetzt jeden Tag ein wenig länger tragen, um das langsam wieder zu korrigieren.« Sie schob ihre Füße in die Schuhe und stöhnte. »Aber heute höchstens eine halbe Stunde. Was war das eben für eine Frage mit dem Fahrrad?«
    »Der alte Hausmeister, Kaspar Schreiner, will eine Frau gesehen haben, die mit dem Rad kam. Sie soll anschließend geholfen haben, die Leiche wegzutragen.«
    »Meyer hat mir ein Damenrad gezeigt. Das hat am nächsten Tag irgendwo auf der Baustelle gelegen, ich hab dem keine Bedeutung beigemessen.«
    »Und wo ist es abgeblieben?«, fragte Walde.
    »Keine Ahnung, da müssen wir Meyer fragen.«
     
    Die beiden ließen ihren Besuch bei Frau Wohlenberg an der Zentrale, die sich in nichts von einer Hotelrezeption unterschied, anmelden. Die Einrichtung der Waldresidenz bestand aus einer geschmackvollen Kombination aus antiken und modernen Möbeln. Die Pflanzen waren exotisch, an den Wänden hingen Gemälde, auch der Geruch auf den Fluren unterschied sich von dem der Altenheime, die Walde bisher besucht hatte.
    »In der Waldresidenz scheinen sie geruchsneutrale Putzmittel zu verwenden.«
    »Als Raucherin hat man nicht so feine Geruchsnerven.« Gabi blieb vor der Tür im dritten Stockwerk stehen, schloss die Augen und atmete hörbar durch die Nase ein. »Es riecht auch nicht nach Essen oder …«, sie rümpfte die Nase, »dem Gegenteil davon.«
    Sie drückte die Klingel, auf der in Antiqua,Evelyn Wohlenberg’ zu lesen war.
    Im Gegensatz zu der schicken Person bei ihrem ersten Treffen im Café stand eine kleine alte Frau mit wirren Haaren vor ihnen. Sie trug ein schlichtes Kleid, ihre Füße steckten in Pantoffeln mit Blümchenmuster.
    »Sie müssen entschuldigen, ich habe heute etwas später meinen Mittagsschlaf halten können.«
    »Haben wir Sie geweckt?«
    »Das nicht, nur konnte ich mich noch nicht frisch machen.«
    »Sollen wir später noch mal kommen?«
    »Nein, nein! Sehen Sie mal«, sie führte die Besucher ins Wohnzimmer und zeigte auf eine Wand, die über und über mit Grafiken und Gemälden bedeckt war, »die habe ich heute Morgen zusammen mit Thomas aufgehängt.«
    Walde betrachtete die Bilder, sie zeigten allesamt Trierer Motive und

Weitere Kostenlose Bücher