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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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folgte.
    An der Außentür begrüßte ihn Quintus so überschwänglich wie gewohnt. Mit viel Mühe konnte Walde den mit Gartenerde verschmierten Pfoten ausweichen. Minka akzeptierte, dass der Hund zuerst seine Portion bekam, bevor Walde das Nassfutter in ihren weit kleineren Napf füllte und ihr bei den ersten Bissen das Fell im Nacken streichelte.
    Walde hatte bereits die Küche aufgeräumt und ein Hörnchen für Annika mit Butter bestrichen, als sich Doris angekleidet an den Frühstückstisch setzte.
    Die kusslose Begrüßung zeigte ihm ihre Verärgerung über den vergangenen Abend.
    »Chic!«, kommentierte er ihre Kleidung.
    Ohne darauf einzugehen, nahm sie sich ein Brötchen aus dem Korb.
    »Hast du was vor?«, versuchte er es noch mal.
    »Ich hab in einer Stunde ein Bewerbungsgespräch.«
    »Wo?«
    »Ich glaub es nicht! Hast du das wirklich vergessen?«
    Annika tappte in die Küche und kletterte stumm auf ihren Hochstuhl.
    »Morgen, mein Schatz, hast du gut geschlafen?« Walde nahm ihr den Schnuller aus dem Mund, küsste sie und stellte ihr den Teller mit dem Hörnchen hin.
    »Kakao!«, rief sie.
    »Wie heißt das Zauberwort?«
    »Aber flott!«
    Doris wärmte die Milch auf dem Herd.
    »Du erinnerst dich vielleicht noch, was du für gestern Abend versprochen hattest?«
    »Ich bring Annika immer ins Bett, wenn’s geht. Und gestern sind wir spontan nach der Arbeit was essen gegangen.«
    »Ich hatte auch gekocht!«
    »Sorry, das konnte ich nicht ahnen.«
    »Und ich habe gedacht, du hältst Wort.«
    »Es kam leider etwas dazwischen.«
    »Oh, ein Mord auf einer Moselterrasse in Zurlauben?«, fragte sie gespielt neugierig.
    »Nein, das war erst später, gegen Mitternacht.«
    »Und heute Morgen, da hast du nicht mal den Hund gefüttert, und die dreckigen Schuhe in der Diele …«
    »Hab ich vergessen. Die bringe ich gleich raus. Grabbe rief schon vor sechs an.«
    »Noch ein Toter?«
    »Ja, wobei wir heute Nacht gar keinen gefunden haben.« Walde kam ein Gedanke.
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte sie.
    »Aber mir kommt da ein Gedanke!« Er ging in die Diele und rief im Präsidium an. Gabi war bereits in ihrem Büro. Sie verabredeten sich an der Baustelle.
     
    Die Großbaustelle befand sich kaum zweihundert Meter vom Präsidium entfernt, wo Walde versuchte, im Hof einen Parkplatz zu finden. Er scherte gleich in eine frei werdende Lücke ein und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sein Kollege Meyer ihm von der Beifahrerseite des abfahrenden Wagens zuwinkte. Nach dem Aussteigen verwarf Walde den Gedanken, noch kurz in seinem Büro vorbeizuschauen. Er zog die Jackenaufschläge übereinander, als ihm auf dem Bürgersteig ein kühler Windstoß entgegenwehte.
    Ein Sattelschlepper versperrte das Ende der Straße. Dahinter stauten sich in einer langen Reihe große Kipper.
    Von der riesigen Baugrube her drang geschäftiger Maschinenlärm. Die Ausleger von Baggern kreisten, Raupen verschoben Erdmassen.
    Noch während Walde darüber nachdachte, wie er durch dieses Gewirr auf die andere Seite der Baustelle gelangen könnte, verstummten nach und nach alle Motoren, bis nur noch das Rumpeln eines Kettenfahrzeugs zu hören war, das vom Sattelschlepper auf die Straße rollte.
    Schon nach den ersten Schritten bereute es Walde, dass er keine Stiefel trug. Bauarbeiter mit gelben Helmen kamen ihm entgegen. Seine Schuhe wurden immer schwerer. Eine Weile konnte er der festen Spur eines Raupenfahrzeugs folgen. Dann wurde der Boden wieder weicher. Hier war die Grube tiefer ausgeschachtet als dort, wo er letzte Nacht gewesen war. Es gab auch keine Reste von Grundmauern mehr.
    Ein plötzlicher Lärm, wie eine Maschinengewehrsalve, erschreckte ihn. Während er zu dem hohen Gerät blickte, das am Rand der Baustelle eine Bohrstange in den Grund trieb, stolperte er über einen Lehmklumpen. Den Sturz konnte er mit einem großen Ausfallschritt abfangen. Diesen setzte er mitten in eine Pfütze, was einen Schwall von braungelben Sprenkeln auf seinen Hosenbeinen hinterließ.
    Dem Mann, der ihm entgegenstiefelte, wehte Zigarettenrauch voraus.
    »Morgen, Walde.« Ein Grinsen zauberte auf Meyers Gesicht neben den großen weitere kleine Falten. »Falls du sie suchst, Gabi ist da hinten.«
    »Und was machst du hier?«
    »Heute Nacht sollen hier ein paar Hundert Kilo Kupferkabel abhanden gekommen sein. Ich hab mal die Arbeiten stoppen lassen …« Ein erneutes Gehämmer unterbrach ihn. »… damit die KT überhaupt noch eine Chance hat, Spuren zu

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