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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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über die Stufen ergossen.
     
    »Dürfte ich mal eine Lampe haben?« Sattler, der Leiter der Kriminaltechnik, beugte sich über eine mit lehmgelbem Wasser gefüllte, kreisrund gemauerte Einfassung. Er sah nicht auf, als Gabi die Stablampe aus ihrer Tasche kramte und sie ihm in die nach oben gereckte Hand drückte. »Das müssen wir leer pumpen«, sagte er und kam wieder hoch. Nach einem aufmerksamen Blick auf Waldes offen stehendes Hemd, unter dem ein gelbes T-Shirt zum Vorschein kam, fügte er hinzu: »Wir sollten schon wissen, was sich unter der Brühe verbirgt.«
    Walde beugte sich nun ebenfalls über die Brüstung und schaute in den Schacht hinunter. Im Lampenlicht erkannte er am Grund eine dunkle Wasseroberfläche. Er schätzte, dass es gut und gerne fünf Meter bis dahin waren.
    »Ist wohl mal ein Brunnen gewesen«, vermutete er. »Den haben die Museumsleute bestimmt schon inspiziert.«
    »Wahrscheinlich haben die ihn überhaupt erst freigelegt«, Sattler wies auf die kleinen Grundmauern ringsum. »Die hatten ja mehr als ein Jahr Zeit, um hier alle Grundmauern freizukratzen. Aber wir schauen lieber mal nach, ob nicht jemand nachträglich da unten gelandet ist.«
    »Seid ihr auch an der Absturzstelle gewesen?« Walde deutete zu der Stelle unter der Treppe, wo sie in der Nacht Blutspuren gefunden hatten.
    »Das Blut ist gesichert, da vorne gibt es Schleifspuren …« Der Techniker hielt inne, solange das Bohrgerät ratterte. »Nicht von einem menschlichen Körper, sondern eher von Draht, dazu reichlich Fußspuren, aber hier sind heute schon jede Menge Leute am Werk, und die Raupen und Bagger haben es uns auch nicht leichter gemacht.«
    Gabi hatte sich, während sie telefonierte, einige Schritte entfernt und kam nun wieder angestiefelt. »Wenn ihr hier unten fertig seid, könnt ihr dann noch da oben nachsehen?«
    »Das ging aber fix mit dem Durchsuchungsbeschluss«, sagte Walde.
    »Monika meint, die KT kann da oben rein, Gefahr in Verzug, möglicher Tatort, außerdem ist das ganze Areal inklusive des Abrisshauses im Grunde genommen eine zusammenhängende Immobilie. Das wird ja das neue Einkaufszentrum. Und hier unten haben wir schließlich auch keinen Durchsuchungsbeschluss.«
    »Das hört sich plausibel an.« Sattler nickte. »Und wenn der Staatsanwalt uns nicht das Genick bricht, dann macht es die da.« Er grinste. »Die wievielte Stufe war es?«
    »Die siebtletzte.« Walde atmete tief ein und aus. »Ich hab beim Hinaufgehen jede Stufe auf Festigkeit geprüft. Um ein Haar wäre ich …«
    »Du hast ja mich.« Gabi zupfte Walde hinten am Kragen, worauf sich sein knopfloses Hemd bis hinunter zum Bauchnabel öffnete.
    Wieder klingelte ihr Telefon. Ihr Grinsen verschwand, als sie ein paar Sekunden zugehört hatte. Sie hielt Walde ihr Handy hin. »Für dich, Firma Dreck und Pest aus Luxemburg.«
    »Ja, Bock?«
    »Guten Tag, Herr Hauptkommissar, Firma Trading Invest, Köln, ich verbinde mit unserer Prokuristin, Frau Hörmann.«
    Kurz darauf meldete sich eine Elan versprühende Stimme: »Guten Tag, Herr Hauptkommissar, sehr bedauerlich, was sich da heute Nacht auf unserer Baustelle zugetragen hat.«
    »Ja.« Walde kratzte sich an der Schläfe. Was sollte das?
    Noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, sagte die Stimme: »Haben Sie schon das Opfer gefunden?«
    »Leider nein, vielmehr, wir wissen es noch nicht.« In dem Moment, als er es gesagt hatte, kam ihm seine Antwort selbst blödsinnig vor.
    »Das verstehe ich jetzt nicht, Herr Bock.«
    »Wir ermitteln noch.«
    »Was bedeutet das für den Fortgang der Bauarbeiten?«
    »Wir können die Baustelle leider noch nicht freigeben.«
    »Sie sind doch nun schon mehr als eine Stunde da. Was gibt es denn noch so Wichtiges zu tun, dass nicht wenigstens ein Teil unserer Leute weiterarbeiten könnte?« Ihr Ton hatte deutlich an Schärfe zugelegt.
    »Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.«
    »Was heißt hier, keine Auskunft geben?«
    »Das, was ich gesagt habe.«
    »Sie wissen wohl nicht, mit wem Sie sprechen?«
    »Sie sagen es. Ich gebe grundsätzlich niemandem am Telefon Auskunft über unsere Untersuchungen.«
    Damit legte Walde auf und reichte Gabi das Mobiltelefon.
    »Hört sich nach Ärger an.« Sie ließ das Telefon in ihre Tasche gleiten, wo es klirrend gegen etwas Metallisches prallte.
     
    Auf dem Weg nach Hause spürte Walde, wie der Ärger über das Telefonat in ihm nachwirkte.
    In der Wohnung war es still. Doris hatte den Bewerbungstermin. Es

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