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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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zeichneten sich schmutzige Fährten ab, die von unzähligen Fußabdrücken zu stammen schienen.
    Mehrere Räume zweigten ab. Nur bei einem fehlte die Tür. Als Walde näher herantrat, blickte er in einen bodenlosen schwarzen Schacht im Boden.
    Aus der linken Tür kam Gabi in die Diele zurück. »Der Fahrstuhl gehörte wahrscheinlich exklusiv zu der Wohnung hier oben.«
    »Zum Penthouse«, korrigierte Walde, während er einen Blick in den kahlen Raum warf, aus dem Gabi gekommen war. Auf den hellen Stellen an der Tapete hatten wohl einmal Bilder gehangen.
    »Was haben wir denn hier?«, hörte er Gabi rufen.
    Er folgte ihr am Fahrstuhlschacht vorbei in einen Raum, der auf den ersten Blick aussah, als habe hier ein heftiges Gelage stattgefunden. Über das Parkett verteilt lagen Getränkedosen, Zigarettenkippen, zerknülltes Papier und leere Snackpackungen.
    »Was war denn hier los?«, fragte Walde. Er blickte auf einen dunklen Schrank, der fast eine komplette Wand des Zimmers einnahm. Davor stand eine massige Couch mit hohem Rückenteil.
    »Ich denke mal, eine Party.« Gabi brachte mit der Spitze ihres mit Lehm verdreckten Stiefels eine der
    Dose ins Rollen. »Red Bull, kein Getränk für Stadtstreicher.«
    Walde fuhr mit einer Hand über den Bezug des Sofas. »Das war mal ein teures Stück.« Er betrachtete die Brandflecken auf der Sitzfläche. »Und der Schrank stammt aus Belgien. Meine Eltern hatten ein ähnliches Teil.«
    »Hat wohl nicht in den Aufzug gepasst.« Gabi öffnete eine Schranktür. »Was ist denn das?«
    Walde sah auf ein Durcheinander aus Aktendeckeln und Papieren. Gabi zog eine Schublade im unteren Bereich auf. Wieder Akten. Sie nahm eine davon in die Hand. Zwischen zwei blassgrünen Deckeln, auf denen immer wieder die Inhaltszeile durchgestrichen und darunter durch eine neue ersetzt worden war, fischte sie mehrere mit einer Büroklammer gehaltene Seiten heraus.
    »Irgendwelcher Anwaltskram«, sagte Gabi. Sie blätterte weiter. »Es geht um eine Immobilie.«
    Walde trat neben sie und las die Adresse. »Das ist doch hier!« Lose Riemchen des Parketts klackten unter seinen Schuhen.
    »Die nehmen wir mit!« Gabi legte die Akte auf das Sofa.
    »Ich denke, einen Durchsuchungsbeschluss müssten wir schon haben.«
    »Das ist doch ein Abrisshaus!«
    »Aber dennoch kein rechtsfreier Raum.« Walde nahm die Akte vom Sofa und legte sie in die Schublade zurück. »Ich wüsste nicht, was ich der Staatsanwaltschaft als Begründung für eine Hausdurchsuchung vorlegen sollte.«
    »Das Opfer von der Treppe war ganz sicher hier oben.«
    »Dann sollten wir aber auch ein Opfer haben.«
    Beim Hinausgehen langte Gabi an den Lichtschalter.
    Das leise Knattern der Starter von Neonlampen wurde von aufflackerndem Licht begleitet, das sie schließlich als indirekte Beleuchtung hinter der Gardinenleiste orten konnten.
    »Was ist eigentlich hier los?« Gabis Frage war mehr ein Selbstgespräch. »Unten ist das halbe Haus abgerissen, und hier oben stehen noch Möbel, und es werden Partys gefeiert.«
    Auf dem Weg zur Treppe kamen sie an einem dürren Tannenbäumchen vorbei. Gabi bückte sich und hielt einen Fetzen buntes Papier in der Hand. »Weihnachtspapier«, stellte sie fest. »Es scheint noch nicht allzu lange her zu sein, dass hier jemand gewohnt hat.«
    »Das werden wir herausfinden. Ich rufe mal …«, Walde erinnerte sich, dass er kein Mobiltelefon dabei hatte, »Grabbe oder Monika sollen das überprüfen.«
    Die Sonne hatte sich durchgesetzt, nur noch vereinzelte Kondensstreifen trübten das Blau des Himmels.
    Walde hatte beim Hinuntersteigen bereits den ersten Treppenabsatz erreicht. In dem Augenblick, als er überlegte, ob er die nächste Stufe vorsichtshalber wieder prüfen sollte, bevor er sie voll belastete, kippte die Stufe unter seinen Füßen plötzlich weg. Instinktiv breitete er seine Arme aus. Die Hände griffen ins Leere. Die Tiefe entwickelte Sogkraft. Er wollte sich aufrichten. Seine Hüfte knickte ein. Er verlor das Gleichgewicht, kippte gleichzeitig nach vorn und nach rechts in Richtung Baugrube. Den Schmerz an seinem Hals nahm er zuerst nicht wahr. Etwas riss ihn zurück. Dann spürte er die Hand an seinem Kragen, hörte etwas hell auf die Treppenstufen aufspringen. Gabi stützte ihn ab, als er sich nach hinten auf eine Stufe setzte.
    »Kannst du Knöpfe annähen?«
    »Warum?« Walde verstand nicht. Dann befühlte er die Knopfleiste auf seiner Brust. Sämtliche Knöpfe waren abgesprungen und hatten sich

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