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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sichern.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«, fragte Walde.
    »Was gesagt?«
    »Eben im Hof, dass ihr hierher unterwegs seid.«
    »Ich verstehe nicht, was das hier mit deiner Abteilung zu tun hat!« Meyers heruntergebrannte Kippe landete zischend in einer Pfütze.
    »Nee, stimmt, das konntest du nicht wissen, wir waren heute Nacht schon mal hier. Von da oben«, Walde zeigte zu dem Haus mit der fehlenden Fassade, »soll jemand hier heruntergestürzt sein.«
    »Und?«
    »Wir haben nur Blut gefunden. Die Technik soll sich die Geschichte mal näher ansehen.«
    »Auf die warten wir auch. Ich hab ein paar Schleifspuren entdeckt. Die haben das Zeug wohl da hinten aufgeladen.« Meyer deutete mit dem Kopf zu der Stelle, wo der Sattelschlepper mühsam gewendet wurde.
    »Vielleicht hat auch unser Mann diesen Weg genommen«, sagte die näherkommende Kollegin. Gabi trug gelbe Gummistiefel, die oben zugeschnürt waren. Walde war für einen Moment versucht nachzusehen, ob das Modell hohe Absätze hatte. Seit er Gabi kannte, hatte er sie noch nie in flachen Schuhen gesehen.
    »Ist noch was da?«, fragte Walde.
    »Falls du Blut meinst«, sie nickte. »Aber wir hätten schon viel früher die Spuren sichern sollen.«
    »Die Leiche an der Römerbrücke ist uns dazwischen gekommen.«
    »Zwei Sturzopfer in einer Nacht«, Gabi wendete sich Meyer zu. »Übrigens hab ich da oben ein Fahrrad gesehen, Damenrad, lila. Das war heute Nacht noch nicht da.«
     
    »Bleib besser unten«, rief Walde Gabi zu, die sich anschickte, hinter ihm die Treppe hochzusteigen. »Es reicht, wenn ich runterfalle.«
    An der Kante der untersten Stufe versuchte er, den gröbsten Dreck von seinen Schuhen abzustreifen. Als er anschließend fest aufstampfte, gab die Treppe einen scheppernden Laut von aneinanderschlagendem Metall von sich. Er setzte prüfend den Fuß auf jede der Stufen, bevor er sein Gewicht darauf verlagerte. Als Walde den Treppenabsatz erreichte, schaute er sich um. Im Treppenhaus fehlten neben der Außenwand auch die Zwischendecken. Die Treppe schlängelte sich, nur von rostigen Stahlträgern gehalten, schwindelerregend nach oben. In der Baugrube hielt sich Sattler mit einem Kollegen an der Stelle auf, wo sie in der Nacht das Blut entdeckt hatten. Von da unten hatte es längst nicht so hoch gewirkt wie von hier oben. Und es ging noch weitere Stockwerke auf der geländerlosen Metallkonstruktion nach oben. Am milchigen Himmel wurde eine schwache Sonne sichtbar.
    Beim Hochsteigen blickte Walde in leere Flure, wo auf staubigen Wänden noch Poster hingen. Sie zeigten allesamt lächelnde Menschen. Frauen beim Nordic Walking, Familien auf Fahrrädern, Senioren beim Tanzen.
    Auf dem Dach stand ein mit Schiefer verkleideter Flachbau mit Panoramafenstern. Es handelte sich um ein Penthouse, umgeben von einem mit Kunstrasen ausgelegten Dachbalkon mit einer grandiosen Aussicht auf die Stadt. Rundum verlief ein breiter Streifen Nusspflaster. Walde ging am Eingang vorbei an einem stabil wirkenden Geländer entlang. Er blickte über die Dächer der Häuser auf Liebfrauen, den Dom und St. Gangolf. Links erkannte er das steile Dach der Steipe, dem mittelalterlichen Haus am Hauptmarkt.
    Als er wieder die Eingangstür erreichte, stellte er fest, dass sie nur angelehnt war. Während er lauschte, überlegte er, ob es in diesem Augenblick sinnvoll wäre, eine Waffe dabeizuhaben. Da waren schnelle Schritte zu hören.
    Gabi kam keuchend die Treppe hoch. »Ein Anruf für dich.« Sie übergab ihm ihr Mobiltelefon. »Der Polier oder so.«
    »Wie lange wollen Sie uns noch von der Arbeit abhalten?«
    »Wer ist denn da?« Walde klopfte seine Taschen ab, ohne sein Telefon ertasten zu können.
    »Luc Blanck, Capo der Firma TiBa-Lux.«
    »Wie bitte?«
    »Ich koordiniere hier die Arbeiten.«
    »Die Baustelle bleibt so lange gesperrt, bis die Spurensicherung fertig ist.«
    »Und wann etwa ist das der Fall?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Blanck.«
    »Ich muss es aber wissen. Wir haben Termine einzuhalten.« Die Stimme des Mannes wurde eindringlicher. »Jede Stunde zählt. Wir sind in der freien Wirtschaft und nicht im öffentlichen Dienst.«
    Walde beschloss, die letzte Bemerkung zu überhören.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja?« Walde beobachtete, wie Gabi durch die Eingangstür des Penthouse ging.
    »Kann ich Ihren Namen erfahren?«
    »Waldemar Bock, Kriminalhauptkommissar.« Er legte auf und folgte seiner Kollegin in einen leeren Flur. Auf dem schwarz-weißen Fliesenmuster

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