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Tannöd

Tannöd

Titel: Tannöd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schenkel
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Ich
hätte da wirklich keinen Bissen runtergekriegt, aber anbieten
hätten sie einem schon was können, finde ich. Das
gehört sich einfach so. Das gebietet doch der Anstand, oder?
Also, wie ich den Auftrag für die Motorreparatur bekommen
habe, war ich gar nicht so wild drauf, da noch mal rauszufahren.
Noch dazu bei diesem Wetter. Der alte Danner hat dann noch mal
angerufen und sich bei unserem Meister beschwert, da
blieb mir nichts anderes übrig. Ich bin gleich am Dienstag um
acht Uhr losgeradelt, nachdem ich mein Werkzeug aus der Firma
geholt habe.
    Wann ich dann draußen war?
So kurz vor neun Uhr, denk ich mal, war das. Ja, ziemlich genau
kurz vor neun. Ich war recht verschwitzt, als ich bei denen am Hof
angekommen bin. Wollte vorne durch das Gartentor durch und zur
Haustüre. Das Gartentor war aber verschlossen. Erst haben sie
es so pressant und danach ist keiner da, habe ich mir noch gedacht.
Na ja, vielleicht sinds ja hinterm Haus. Also schiebe ich mein
Radi, um den Hof herum. Dabei bin ich an den beiden Stallfenstern,
an der Rückseite des Hauses, vorbei. Durch eines der beiden
Fenster habe ich auch reingeschaut. Hab aber nichts erkennen
können. Hätte ja sein können, dass einer von ihnen
im Stall bei den Kühen ist. War aber nicht so. Durch das
Küchenfenster hab ich noch geschaut. Aber auch keinen
gesehen.
    Jetzt wusste ich nicht so recht,
was ich tun sollte. Drum hab ich mein Fahrrad an den Obstbaum
gelehnt und gewartet.
    Wie lange? Ungefähr zehn
Minuten müssen es gewesen sein, denke ich. Ich hab mir eine
Zigarette angezündet und die geraucht. Das dauert zirka zehn
Minuten.
    »Es müsste ja
eigentlich gleich einer kommen«, dachte ich mir.
    Nach einer kleinen Weile sehe ich
tatsächlich einen. Ob Mann oder Frau, weiß ich nicht.
Der war ziemlich weit weg, auf dem Acker draußen ist der
gestanden.
    Zuerst dachte ich, das ist er
jetzt, der alte Danner. Ich habe gerufen und auch gepfiffen. Aber
der auf dem Acker hat nicht gehört. Der ist nicht näher
gekommen, war genauso plötzlich wieder verschwunden, wie er
aufgetaucht ist.
    Ich hab noch etwas gewartet. Durch
und durch blöd kam ich mir vor. Nach Hause
radeln, ohne den Motor repariert zu haben, wollte ich
auch nicht. Da hätte ich ja in ein paar Tagen wieder
rausfahren müssen. So ein Motor repariert sich nicht von
selbst.
    Mir blieb nichts anderes
übrig, also bin ich zum Motorhäuschen. Das liegt
direkt an der Rückseite des Stadels, genauer an der
Rückseite von Stall und Stadel.
    Die sind da direkt aneinander
gebaut.
    Wo ich die Maschine finde, habe
ich noch vom letzten Mal gewusst.
    Wie spät es da war? So gegen
halb zehn. Ja, halb zehn dürfte die Uhr gewesen
sein. 
    Die Tür war verschlossen und
mit einem Vorhängeschloss gesichert. Ich hab mich umgesehen,
ob ich irgendwo den Schlüssel finde.
    Wissen Sie, manche Leute
deponieren den Schlüssel gleich ganz in der Nähe. Zum
Beispiel unter einem Stein, einem Eimer oder an einem Haken, an der
Seite unter dem Dachvorsprung. Haben Sie eine Ahnung, was ich schon
alles erlebt habe.
    Die machen das so, damit sie ihre
Schlüssel nicht verlegen und so leichter wieder finden. Ein
Schmarren ist das, ein absoluter Leichtsinn. Da könnten sie
die Türe gleich offen lassen. Aber so sind sie halt, die
Leute, da kann sich einer nur wundern.
    Die Danners hatten den
Schlüssel leider nirgends, weder unter einem Stein noch an
einem Haken. Nach Hause wollte ich, wie bereits gesagt, aber auch
nicht unverrichteter Dinge und mein nächster Kundentermin war
auch erst am Nachmittag, bei den Brunners in Einhausen
drüben.
    Kurz entschlossen habe ich deshalb
meinen Werkzeugkasten vom Gepäckträger des Fahrrads
geholt. Mit meiner Zange ganz vorsichtig den kleinen Draht, an dem
das Vorhängeschloss hing, weggebogen. So brauchte ich das
Schloss einfach nur abnehmen. Wie ein Einbrecher oder Dieb bin ich
mir vorgekommen. Aber was soll's, ich wollte nicht noch einmal
herausfahren und wenn einer gekommen wäre, ich hätte
denen das schon erklären können. Es kam aber keiner. Nur
den Hund, den habe ich ganz heiser bellen hören. Gesehen habe
ich ihn aber nirgends und die Kühe konnte man hören.
Nicht laut, aber eigentlich ständig, fällt mir jetzt ein.
Als ich das Schloss abmontiert und die Türe zum Häusl
geöffnet hatte, konnte ich endlich die Maschine richten. Hatte
ja sowieso schon eine ganze Stunde vertrödelt. Das zahlt einem
ja keiner und so ein Pfennigfuchser wie der alte Danner erst recht
nicht. So einer, der

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