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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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bei den großen Eisenbahnprojekten verdingen, z. B. beim Bau der Usambara-Bahn von Tanga nach Moshi sowie der Central Line von Dar es Salaam nach Kigoma.
    Der Erste Weltkrieg machte auch vor Deutsch-Ostafrika nicht halt; Schlachten wurden gefochten und Blut vergossen. Die Deutschen verloren nicht nur den Krieg, sondern durch den Vertrag von Versailles (1919) auch die ostafrikanischenBesitzungen an den Völkerbund. Damit gehörte das gesamte Ostafrika bis zur Unabhängigkeit zum britischen Imperium, allein der Status der Gebiete variierte: Kenia war ab 1920 britische Kronkolonie, Tanganyika stand als Mandat des Völkerbunds unter britischer Verwaltung, Uganda und Sansibar blieben unverändert Protektorate. Deutsche Siedler und Missionare wurden ausgewiesen; wegen des ökonomischen Niedergangs lud man stattdessen indische Kaufmänner und Investoren ein, sich in Tansania anzusiedeln. Nach dem Vorbild anderer Kolonien führten die Briten 1925 die sogenannte
indirect rule
ein, wobei die Verwaltung einzelner Distrikte dezentralisiert wurde. Dies gestattete den Stammesführern eine teilweise politische Selbstbestimmung auf kommunaler Ebene.
Die Unabhängigkeit
    Da die Briten in Tansania kaum Siedler (und auch keine Siedlungsansprüche) hatten, verlief die Unabhängigkeitsbewegung weit weniger dramatisch als in anderen afrikanischen Ländern. Es gab kaum Konflikte um Grundbesitz, Farmen oder Ähnliches. Durch die
indirect rule
konnte sich früh eine politische Kultur entwickeln – und der langsame Wunsch nach Unabhängigkeit. 1928 formierte sich der erste Vorläufer einer politischen Partei, die
Tanganyika African Association
(TAA), die 1954 zur
Tanganyika African National Union
(TANU) und damit zur ersten von der UNO anerkannten Massenpartei des Landes wurde.
    Als erster Parteiführer trat ein gewisser Julius Nyerere (1922–1999) an, der als einer der ersten Tansanier überhaupt das Privileg genoss, in London studiert zu haben. Nachdem die britische Verwaltung dem Land am 9. Dezember 1961 formal die Unabhängigkeit gewährte, wählte man den katholischen Lehrer (Swahili:
mwalimu)
vom Victoria-See schließlich 1962 zum Staatspräsidenten von Tanganyika, das sich zur Republik im britischen Commonwealth erklärte. Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung von Sansibar am 10. Dezember 1963, der eine blutige Revolution vorangegangen war, verbanden sich die beiden Staaten Tanganjika
(Tan)
und Zanzibar
(Zan)
und gründeten die Vereinigte Republik Tanzania. Mwalimu Julius Nyerere wurde erneut zum Staatspräsidenten der jungen Republik ausgerufen (und Abeid Karume aus Sansibar zum Vizepräsident ernannt) und seine Wiederwahl jeweils 1965, 1970, 1975 und 1980 bestätigt.
    Nyereres Wahl läutete die sozialistischkommunistische Ära in Tansania ein. In der
Arusha Declaration
von 1967 stellte er die Weichen für ein neues, seiner Meinung nach gerechteres Tansania. Er verstaatlichte die Banken und andere Wirtschaftsunternehmen, forcierte die Neugründung sozialistischer Dorfgemeinschaften
(Ujamaa)
, initiierte eine Reform des Schulwesens und schuf den Prototyp des Afrikanischen Sozialismus (S. 441 ). Schließlich aber scheiterte der Traum vom gerechteren Tansania an der Nichtfinanzierbarkeit des Systems, wie es auch gegen Ende des 20. Jhs. in Osteuropa zu erkennen war. Mit seinem bemerkenswerten Rücktritt im Jahre 1985 gestand Nyerere das Scheitern seiner Politik ein.
Tansania heute
    Nach den wirtschaftlich ruinösen 20 Nyerere-Jahren galt es, das Land wieder auf Vordermann zu bringen – ein Prozess, der aufgrund mangelnder politischer und wirtschaftlicher Erfahrung der handelnden Personen äußerst chaotisch verlief. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sowie die Weltbank waren sogleich mit Geld zur Stelle, doch anstatt die Finanzmittel in Straßenbau, Wasserversorgung oder Krankenhäuser zu investieren, verstrickte sich der Nachfolger Nyereres, Ali Hassan Mwinyi (geb. 1925), immer tiefer in Korruptionsaffären. Während die Oberschicht sich an den Entwicklungshilfegeldern bereicherte, sickerte kaum etwas davon zur einfachen Bevölkerung durch. Durch die kontinuierlich steigenden Zinsen der internationalen Kredite versank Tansania zudem immer tiefer in der Schuldenspirale. Fallende Weltmarktpreise für Agrarexporte und Mineralien in Verbindung mit steigenden Preisen für Importe von Industriegütern ließen Tansanias Wirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig produzieren. Die Textilindustrie kollabierte, und eine lang anhaltende

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