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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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Trockenperiode sowie der Flüchtlingsstrom ausdem benachbarten Ruanda taten ihr Übriges, um die Situation der meisten Tansanier dramatisch zu verschlechtern.
    Während die allgemeine Wirtschaft daniederlag, begann der Tourismus langsam zu wachsen. Mit der Privatisierung der Hotels und Tourunternehmen konnte man leichter auf die Anforderungen der internationalen Gäste reagieren, Privatinvestoren bauten Lodges und die ökologischen Herausforderungen in den Nationalparks wurden endlich zur Chefsache erklärt.
    Auf Druck der internationalen Geldgeber kam es 1995 zu den ersten „freien” Mehrparteienwahlen, aus denen Benjamin Mkapa (geb. 1938) als Staatspräsident hervorging. Er führte die Politik der Privatisierung staatlicher Betriebe weiter, beispielsweise der National Bank of Commerce, der Telekommunikation, der Energieversorgung und von Teilen der Wasserversorgung. Allerdings half auch hier internationaler Druck, die Reformen rasch und möglichst effizient durchzuziehen. Als einer der ersten Präsidenten Afrikas sprach sich Mkapa gegen den gängigen Personenkult aus; konsequenterweise verzichtete er darauf, neue Geldnoten mit seinem Konterfei drucken zu lassen – was sonst in Afrika durchaus üblich ist. Trotz seiner Bemühungen zugunsten einer Politik der freien Marktwirtschaft konnte er die tief verwurzelte Korruption und die Steuerflucht nicht unterbinden. Und auch die Privatisierungswelle hat bei Weitem noch nicht zu den erwarteten und erhofften Verbesserungen geführt.
    Stolperstein Sansibar
    Sansibar nimmt im Unionsstaat Tansania eine Sonderstellung ein, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen geschichtlichen Entwicklung. Formal agiert Sansibar selbstständig mit eigenem Parlament und Präsidenten, selbstständigen Regierungsaufgaben und eigenständiger Gesetzgebung.
    Über 95 % der Bevölkerung sind Moslems, deren Weltbild sich nicht mit den Regierungszielen des tansanischen Festlands vereinen lässt. Seit dem Zusammenschluss Tansanias und Sansibars gibt es Spannungen zwischen den beiden Teilen der Union. Das halbautonome Sansibar stellt für den jeweiligen Unionspräsidenten seit jeher ein unkalkulierbares Risiko für die innenpolitische Stabilität und die internationale Akzeptanz dar.
    Beide Parteien, CCM und CUF, sind sowohl auf dem Festland als auch auf Sansibar vertreten, allerdings jeweils mit anderen Zielsetzungen. Auf Sansibar streben beide nach noch mehr Selbstbestimmung, ja gar nach völliger Autonomie, denn – da sind sie sich einig – die Belange Sansibars würden in der Unionspolitik zu wenig berücksichtigt. Beide sind sich auch einig darüber, dass der westlichen Dekadenz und den ausländischen Sitten der Kampf angesagt werden muss. In der Erhaltung der moslemischen Moral- und Machtvorstellungen stellt die CUF eindeutig die radikalere Fraktion dar.
    Neben den Querelen zwischen dem Festland und der Insel tobt im sansibarischen Parlament zudem eine erbitterte Schlammschlacht zwischen den zwei Parteien um politische und wirtschaftliche Inhalte. Gewaltsame Auseinandersetzungen, besonders im Wahlkampf, sind nicht ungewöhnlich. Wahlbetrug, sowohl bei der Wählerregistrierung als auch der Stimmenauszählung, darf als gesichert angenommen werden. Zusätzlich wirft die Oppositionspartei CUF der Regierungspartei vor, die Insel Pemba, CUF-Hochburg und Keimzelle des islamischen Fundamentalismus, systematisch auszuräuchern und zu benachteiligen – ein Vorwurf, der in Hinblick auf die ökonomische Situation der Insel nicht von der Hand zu weisen ist.
    Allerdings ist fraglich, ob Sansibar weiterhin so beliebt bei den Touristen wäre, wenn die radikaleren Moslems die Oberhand gewinnen würden. So gibt es immer wieder Forderungen nach einem Kopftuchzwang für Ausländerinnen, und Touristen erleben den Fastenmonat Ramadan in Stone Town als besonders rigide, wenn Essen und Trinken in der Öffentlichkeit selbst für Anhänger anderer Religionen verboten ist. Doch Fundamentalisten greifen auch eigene Landsleute an, verfolgen sansibarische Frauen, die sich „nicht adäquat” kleiden, und bedrohen Anhänger anderer Religionen, indem sie Kirchen anzünden. Die Furcht vor lokalem Extremismus wächst – auch auf dem Festland, wo man diese Entwicklung mit Besorgnis beobachtet, insbesondere im Lichte der massiven Werbekampagnen zur Steigerung der Touristenzahlen.
    Die Einheitspartei CCM
(Chama Cha Mapinduzi
, dt. Revolutionspartei), die sich 1977 formierte, ist noch immer die alles beherrschende Partei.

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