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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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Erzählungen über einen großen Binnensee in Ostafrika waren es schließlich, die Richard Francis Burton und John Hanning Speke 1857 zur ersten Ostafrika-Expedition starten ließen. Es folgten 1866 David Livingstone sowie 1871 – auf der Suche nach Livingstone – Henry Morton Stanley (s. Kasten S. 462 ).
    Die Forschungsberichte aus dem Inneren Afrikas stießen bei den europäischen politischenFührern auf offene Ohren. Rohstoffe wurden für die fortschreitende Industrialisierung benötigt; man erkannte den Vorteil des Umstands, dass die für die europäische Versorgung wichtigen
cash crops
Sisal, Baumwolle, Kaffee, Weizen, Mais oder Ähnliches nicht mehr von Südamerika importiert werden mussten. Gerade die Briten, damals die führende Industrienation, bauten ihre Außenhandelsbeziehungen mit dem Sultanat von Sansibar und Ostafrika systematisch aus und unterstrichen ihre Vormachtstellung mit der Pacht von Sansibar. Sie rechtfertigten ihre Präsenz in Ostafrika vor allem mit ihrer Mission, die Sklaverei beenden zu wollen (was 1873 auch offiziell geschah). Primär hatten sie jedoch – wie alle anderen Interessenten auch – nicht humanistische, sondern ganz banale wirtschaftliche sowie politische Motive.
    Der Rest von Europa sah das Engagement der Briten in Ostafrika natürlich kritisch, denn jede Nation wollte am Kuchen Afrika mitnaschen. Etwa zur gleichen Zeit – zu Beginn der 1880er-Jahre – versuchten mit Großbritannien, Spanien, Belgien, Frankreich, Italien und Deutschland gleich mehrere Länder ihre Fühler nach Afrika auszustrecken, doch am Streit über den strategisch wichtigen Kongo mit all seinen Bodenschätzen eskalierte die Situation schließlich. Otto von Bismarck, Reichskanzler von Deutschland, berief 1884 die Kongo-Konferenz ein, die im englischen Sprachraum auch als Berliner Konferenz bekannt ist. Sie sollte vor allem die Zuteilung des Kongo regeln. Westafrika ging an die Franzosen, der Kongo an Belgien, die Briten erhielten Südafrika. Das damalige Festland-Tansania, Tanganyika, wurde (neben anderen Territorien) den Deutschen zugeteilt, während
British East Africa
das heutige Kenia umfasste. Den Signatarstaaten des Vertrags wurde zudem Handelsfreiheit in den afrikanischen Territorien gewährt.
    Dies intensivierte den Kampf um das „Niemandsland” Afrika. Ohne Wissen der Briten begannen die Deutschen, mit den Stammeshäuptlingen „Schutzverträge” abzuschließen. Es folgte die willkürliche Annexion mehrerer großer Gebiete in Tansania, und schließlich pachteten die Deutschen 1888 vom sansibarischen Sultan einen Küstenstreifen am Festland. Nach diesem anfänglichen Machtgerangel einigten sich Deutschland und Großbritannien im Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890 letztendlich darauf, dass das Deutsche Reich Uganda und Sansibar als britisches Protektorat akzeptierte. Im Gegenzug erhielt Deutschland das bis dahin britische Helgoland sowie das Recht, dem sansibarischen Sultan die Tanganyika-Küste abzukaufen, die es zuvor schon gepachtet hatte.
    Die Kolonialherrschaft der Deutschen in Tanganyika verlief natürlich nicht ohne Komplikationen. Rücksichtslos versuchten die Kolonialherren, das Land nach deutschem Vorbild umzukrempeln. Sie ignorierten die Hoheitsgebiete einheimischer Herrscher ebenso wie ethnische Zugehörigkeiten. So wurde bei der Grenzziehung zwischen Kenia und Tansania das Volk der Maasai zwei verschiedenen Ländern zugewiesen, was heute zur Folge hat, dass sich Verwandte nur durch Vorweisen eines Reisepasses besuchen können. Diese rigorose koloniale Inbesitznahme vollzog sich deshalb nicht ohne den erbitterten Widerstand seitens der einheimischen Bevölkerung. Dabei setzten sich die Kolonialherren aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit aber stets durch. Trotzdem gelten der Bushiri-Krieg (1888–1889) bei Tanga (S. 221 ), der Aufstand der Hehe (1891–1894) bei Iringa (S. 488 ) sowie der Majl-Majl-Aufstand (1905–1907) in Südtansania (S. 239 ) als Meilensteine der Auflehnung gegen die deutschen Kolonialherren.
    Nach der völligen Vereinnahmung Tansanias wurde versucht, dem Land deutsche Verwaltung und Effizienz überzustülpen. Schulen, Spitäler und Straßen wurden gebaut sowie Mais eingeführt. Die Kolonialherren trieben Steuern ein, die nicht etwa in Naturalien, sondern in Geld zu zahlen waren. Das zwang die Tansanier, als Lohnarbeiter auf den Plantagen (Sisal, Baumwolle, Kokosnüsse) der Weißen zu arbeiten. Andere mussten sich als Tagelöhner oder Zwangsarbeiter

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