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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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und dem Lebenspuls der tansanischen Bevölkerung. Tanz und Musik genießen einen außerordentlich hohen Stellenwert, was allein schon daran ersichtlich ist, dass praktisch jeder sich gekonnt zu Musik bewegen kann. Musik, Trommeln und Tanz werden unter dem Begriff
ngoma
zusammengefasst, obwohl dieses Wort ursprünglich nur für Trommeln stand, das Urinstrument der Afrikaner.
    Traditionelle Zeremonien, Feste und Tänze sind ohne Trommeln wohl unvorstellbar. Vermutlich existieren so viele verschiedene Trommelarten, wie es Völker in Tansania gibt. Sie werden aus Naturmaterialen, vor allem Holz, hergestellt und mit Ziegen- oder Ochsenhäuten bespannt. Je nach Volumen und Bespannung erzeugen die Trommeln unterschiedliche Töne, und auch der Spielart – ob mit Händen oder Stöcken – sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Alle Trommeln werden selbstverständlich in Handarbeit ohne mechanische Hilfsmittel hergestellt.
    Die Taarab- Musik hingegen ist eine Besonderheit, die ausschließlich auf Sansibar praktiziert und gelebt wird. Als Kombination aus afrikanischen, arabischen und indischen Musikelementen schallt sie heute noch genauso wie vor Jahrzehnten durch die engen Gassen von Stone Town, ganz besonders im heiligen Monat Ramadan, wenn die Nächte zum Tag gemacht werden.
    Historiker vermuten, dass etwa ab 1820 am Hof der Sultane Musik gespielt wurde, die der heutigen Taarab-Musik zuzurechnen ist. 1870 soll Sultan Barghash eine Gruppe von Musikern aus Ägypten an den Hof geladen haben, um die Musik zu verfeinern. Da Taarab traditionell von ganzen Orchestern gespielt wird, entstanden schon früh Taarab-Orchester nach dem Vorbild ägyptischer Musikgruppen. Einst als Hochzeits- und Zeremonienmusik gepflegt, ist Taarab heute ein fester Bestandteil der sansibarischen Alltagskultur.
    Neben Trommeln besteht ein Taarab-Orchester aus Geigen, einer Art Zither
(kanun)
, arabischen Flöten
(nay) sowie einem
Akkordeon oder auch Xylophonen. Heutzutage werden auch moderne Instrumente wie Gitarren oder Bass eingebunden. Ohne Gesang wäre Taarab nicht denkbar, meistens werden die arabischen und Swahili-Texte von Frauenstimmen gesungen. (Mehr zu Sansibars Superstar der Taarab-Szene, Bi Kidude, im Kasten auf S. 271 ).
    Die erste große Musikrevolution begann in den 1930er-Jahren, als kongolesischer Rumba, der irreführenderweise als Jazz bezeichnet wurde, nach Tansania einsickerte. 1932 wurde der erste Tanzclub in Dar es Salaam gegründet, und die daraus entstandene Muziki wa Dansi, also Tanzmusik, ist bis heute äußerst beliebt. Gitarren, Banjos, Mandolinen und Geigen erinnern tatsächlich ein wenig an die Karibik und kubanische Mojitos. Man kann diese Musik als typisch tansanische Popmusik beschreiben und wird sie bei einem Aufenthalt in Tansania mit Sicherheit hören, denn sie schallt lautstark aus dem Radio, wird bei Tanzveranstaltungen oder Hochzeiten eingesetzt und ertönt allabendlich aus den Bars.
    Ein Phänomen der letzten Jahre stellt Bongo Flava dar, die tansanische Variante des amerikanischen Hip-Hop – inklusive des Macho-Gehabes, der Kleidung und der Statussymbole. Sie ist ein typisches Beispiel dafür, dass politische Verbote genau das Gegenteil dessen bewirken, was sie ursprünglich erreichen wollten. Im sozialistischen Regime von Julius Nyerere war amerikanische Musik verpönt oder gar verboten. Trotzdem gelang dem amerikanischen Hip-Hop durch den Einfluss reicher tansanischer Emigranten oder Tansanier, die im Ausland studierten, der Einzug in die tansanische Jugendszene –zuerst im Verborgenen, in den 1990er-Jahren dann auch öffentlich. Heute zählt Bongo Flava, dessen Name eine Anspielung darauf sein soll, dass man zum Überleben in Dar es Salaam sein Gehirn benutzen muss
(ubongo =
Gehirn,
flava
= Ableitung des engl.
flavour
, das wohl mit Sound oder Lebensart umschrieben werden kann), zu den angesehensten modernen Musikrichtungen in Afrika und wird sowohl international wahrgenommen als auch als eigenständig anerkannt. Swahili-Texte dominieren, kaum jemand singt auf Englisch. Musiker genießen Kultstatus, eigene Radiostationen haben sich auf Bongo Flava spezialisiert, und die Texte erlauben es den Musikern, sozialkritisch auf die täglichen Herausforderungen im Land aufmerksam zu machen – womit sie vermutlich mehr Zuhörer erreichen, als Entwicklungsorganisationen es je könnten. Sie singen über Aids, rappen gegen korrupte Polizisten und verurteilen die erbärmliche medizinische Versorgung.
Malerei
    Außer in längst

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