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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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zur ersten Hauptstadt ihres ostafrikanischen Kolonialabenteuers machten. Vielmehr kreuzten sich hier jahrhundertelang die Wege von Elfenbeinhändlern, Jägern und Sklavenfängern aus Indien, Arabien und Europa. Schon Ende des 18. Jhs. ließen sich muslimische Familien aus dem Oman in Bagamoyo nieder. Sie lebten vom Salzanbau im 3 km nördlich gelegenen Nunge und von Steuern, die sie auf Fischfang und Viehhaltung erhoben.
    Spätestens seit der Sultan von Oman 1832 die in Sichtweite vor der Küste liegende Insel Sansibar zum Herrschersitz auserkoren hatte, verhalf der Sklavenhandel Bagamoyo zu trauriger Berühmtheit. Im 19. Jh. galt Bagamoyo als einer der bedeutendsten Umschlagplätze für den Sklavenhandel. Männer und Frauen, die die wochenlangen Fußmärsche vom Inneren des Kontinents bis an die Küste überstanden hatten, sahen ihre Hoffnung auf ein freies Leben beim Anblick der Galeeren auf dem Meer endgültig schwinden. Wer aus Bwaga-Moyo (Swahili für „Leg dein Herz nieder”) deportiert wurde, hatte wenig Hoffnung, seine Heimat und seine Familie je wiederzusehen. Nachts verließen die voll beladenen Schiffe das Festland und nahmen Kurs auf Sansibar, wo die Menschen auf dem Sklavenmarkt (s. S. 192 ) wie Vieh gehandelt wurden.
    Nachdem sich 1868 die ersten Missionare Afrikas (!) hier niedergelassen hatten, bemühten sie sich um das Ende des unwürdigen Menschenhandels. Sie kauften nicht nur die Sklaven frei (wenn es ihnen finanziell möglich war), sondern engagierten sich auch intensiv für die Abschaffung der Sklaverei. Viele abenteuerlustigeMissionare folgten, und ausgehend von Bagamoyo wurden fortan Ostafrika und die angrenzenden Länder missioniert.
    Neben den Missionaren prägte besonders ein pakistanischer Philanthrop die Geschicke der Stadt, der unermesslich reiche Händler Sewa Haji. Das große Geld machte er als Karawanen-ausrüster, Elfenbein- und Nashornhändler, nicht ohne auch die Allgemeinheit zu bedenken. So schenkte er den Missionaren Land für den Bau der Kirche, spendete die Schule (s. S. 196 ) und das Krankenhaus.
    Blutiges Geld – Sklavenhandel in Ostafrika
    Sklaverei ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern – vermutlich wie die Prostitution – eines der ältesten Gewerbe der Welt. Es existieren Aufzeichnungen darüber bei den alten Griechen, aus dem Römischen Reich oder gar aus dem biblischen Mesopotamien. Auch im Mittelalter war der Sklavenhandel in Mitteleuropa, vornehmlich für Italiener und Spanier, ein einträgliches Geschäft. Damals verpflichteten die Adelshäuser überwiegend unfreie Arbeiter vom Balkan als Feldarbeiter, Hausangestellte oder gar Soldaten. Besonders begehrt waren hellhäutige Sklaven aus Europa in den arabischen Ländern.
    Araber waren es auch, die den Sklavenhandel in Afrika einfädelten. Über die jahrhundertealten Handelsrouten gelangten nicht nur Edelsteine, Gold und Elfenbein nach Arabien, sondern auch Menschen vom afrikanischen Kontinent. Der Höhepunkt des ostafrikanischen Sklavenhandels fiel in das 19. Jh., vor allem bedingt durch die Eroberungszüge der europäischen Länder im Indischen Ozean, die zu einem hohen Bedarf an Arbeitskräften u. a. für Plantagen und den Straßenbau führte.
    Über bestimmte Handelsrouten reisten die Händler mit ihren Karawanen durch Tansania. Die zwei wichtigsten Routen führten von Bagamoyo über Tabora zum Städtchen Ujiji am Lake Tanganyika (und weiter in den Kongo) sowie von Kilwa durch Südtansania zum Malawi-See. Solche Karawanen waren teure Unternehmungen mit schwer bewaffneten Söldnern, arabischen Händlern und zahlreichen Trägern. Ganze Dörfer wurden dabei niedergebrannt und als „ungeeignet” erscheinende Alte, Kranke, Schwangere oder Kinder massakriert. Die jungen, kräftigen Männer und Frauen wurden in wochenlangen Gewaltmärschen unter Peitschenhieben an die Küste getrieben, in Ketten und durch hölzerne Halsjoche aneinander gefesselt. Diejenigen, die den Strapazen nicht gewachsen waren, verblieben hilflos, geschwächt und geschunden im Busch und wurden schließlich von Wildtieren gefressen. Oft aber spielten auch die Stammeshäuptlinge eine entscheidende Rolle, indem sie ihre eigenen Leute an die Sklavenhändler verkauften.
    Während die Sklaven aus Westafrika hauptsächlich auf die Plantagen der Karibik, Südamerikas und der amerikanischen Südstaaten verkauft wurden, gelangten die ostafrikanischen Sklaven über die Drehscheibe Sansibar überwiegend auf die Inseln im Indischen Ozean. Nachdem die

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