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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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der Last hätten zusammenbrechen müssen. Ich sah aufgerollte Seile, Säcke mit Torf, Stoffballen, Kannen mit Petroleum – sogar ein Schiff in einer Flasche.
    Der Hauptgang war so schmal, dass Peggy seitwärts gehen musste; und der Fußboden war so voll gestellt, dass Mr Wetherhead kaum Platz für seinen Gehstock fand. Xanadu war einfach wunderbar – es barg unbeschreibliche Schätze.
    Als ich einen überraschten Laut hörte, beeilte ich mich, die anderen einzuholen. Ich duckte mich unter Schmetterlingsnetzen und Angelruten hindurch, schob einen baumelnden Regenmantel in Neonfarben beiseite – und blieb abrupt stehen, überwältigt von einem völlig unerwarteten, unglaublichen Anblick.
    Der hintere Teil des Raumes wirkte so sauber und ordentlich wie eine Zahnarztpraxis. Lilian und der Pfarrer standen auf der einen Seite, Miranda und Mr Wetherhead auf der anderen, und alle betrachteten neugierig eine zwei Meter hohe handbetriebene Druckerpresse, die gut und gerne ihre zehn Zentner wog. Sie war aus Gusseisen, hatte elegant geschwungene Klauenfüße und einen Hebel aus Walnussholz über dem Pressdeckel. Auf den dekorativen Schnörkeln konnte man noch Reste von Goldfarbe ausmachen.
    »Es ist eine AlbionPresse!«, rief ich. »Ist es die von Cornelius Gladwell?«
    Jasper Taxman half Peggy, sich auf einen alten Drehstuhl zu setzen, und sah mich dann fragend an.
    »Ich kenne jemanden, der eine besitzt«, erklärte ich. »Mein alter Chef ist Kurator für seltene Bücher in meiner früheren Uni. Er hat eine Albion im Keller. Wie viele verschiedene Schrifttypen haben Sie?«
    »Eine«, sagte Jasper Taxman. »Der Mann, der die Druckerpresse ersteigerte, hat alle anderen verkauft. Er hielt es nicht für nötig, mehrere zu besitzen.«
    An der Rückwand des Raumes war eine
    Werkbank, auf der ich einen Setzkasten bemerkte, einen Holzkasten, der einer Bienenwabe ähnelte und in dessen kleinen Fächern die Groß
    und Kleinbuchstaben des Schrifttyps Caslon lagen, samt Satzzeichen und Abstandshaltern.
    Daneben lagen auf der Werkbank zwei Korrekturfahnen, ein Winkelhaken, eine Ahle mit Holzgriff, Tuben mit Druckerschwärze und Stapel goldgelben Papiers. Eine mit Druckerschwärze verschmierte Schürze hing von dem Hebel aus Walnussholz.
    Mr Taxman holte einen Klappstuhl für Mr Wetherhead, dann stellte er sich zwischen Peggy und die Druckerpresse. Während wir uns im Halbkreis um ihn gruppierten, hörte ich, wie leise eine Klinke gedrückt wurde, dann das Tappen von Klauen auf den Holzdielen. Ich wusste, gleich würden wir Gesellschaft haben.
    »Ja, Ms Shepherd«, sagte Jasper Taxman auf meine Frage, »Mr Harmers Vater erwarb die AlbionPresse aus dem Nachlass des Reverend Cornelius Gladwell. Er hat damit Werbeplakate für seine Auktionen gedruckt. Als ich nach Finch kam, zeigte er mir, wie man damit umgeht.«
    »Du warst doch immer im Geschäft«, sagte Peggy matt.
    Mr Taxman sah sie an. »Ich wollte da sein, wo du warst«, sagte er. »Da du mit deiner Mutter bei Mr Harmer einquartiert warst, habe ich mich bereit erklärt, in seinem Geschäft zu arbeiten.«
    »Einquartiert?«, fragte der Pfarrer.
    »Finch war im Krieg ein Zufluchtsort für eine ganze Reihe von Evakuierten«, erklärte Mr Taxman. »Mrs Kitchen und ihre Mutter kamen aus Birmingham, Mr Barlow und ich kamen aus Bristol, und …«

    »Und ich wurde aus Plymouth hierher geschickt.« Sally Pyne trat aus dem dunklen Gang, gefolgt von Mr Barlow und Buster. »Wir wurden während der Bombenangriffe evakuiert, Herr Pfarrer.«
    Mr Taxman verzog angesichts der Neuankömmlinge keine Miene. Er bedeutete ihnen lediglich, sich zu uns zu gesellen. Ob es ihm recht war oder nicht, würde das, was jetzt in diesem Raum zur Sprache kam, bald bis in den letzten Winkel von Finch dringen.
    Mr Barlow pflichtete ihm bei. »Du warst doch immerzu hier hinten, Jasper. Ich dachte damals, du wolltest mit deinem Arbeitseifer Sonderrationen herausschinden.«
    Sally schnaubte verächtlich. »Ich hätte dir von Anfang an sagen können, dass er in Peggy verknallt war. Er ist doch immer wie ein Schoß
    hündchen hinter ihr hergelaufen – genau wie Buster dir immer folgt.«
    Dieser gehässige Kommentar schien an Mr Taxman ohne jede Wirkung abzuprallen. »Ich habe den größten Teil des Tages hier verbracht«, sagte er. »Damals war das Lager aber nicht so gut gefüllt wie jetzt.«
    »Schließlich war Krieg«, meinte Mr Barlow.
    Mr Taxman nickte. »Wie du ganz richtig sagst, Bill, es war Krieg und die meisten

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