Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
schwarzen Umhang. »George und ich wollten Sie gerade anrufen.«
    »Warum?«
    Mirandas Augen glitzerten, als sie erwiderte:
    »Wir haben Bruder Florin am helllichten Tag gesehen.«
    »Sie haben ihn wieder gesehen?«, rief ich aus.
    »Das müssen wir leider sagen.« Mr  Wetherhead schien sehr ungehalten. »Wenn ich von dem Einbruch etwas gewusst hätte, dann wäre mir wahrscheinlich dieser dumme Irrtum nicht unterlaufen. Aber anscheinend ist meine Fantasie mit mir durchgegangen.«

    »Bruder Florin?«, fragte der Pfarrer. »Wer ist Bruder Florin?«
    Miranda winkte ihm mit dem gekrümmten Zeigefinger, ihr zu folgen. »Kommen Sie mit, Mr Bunting, und ich zeige es Ihnen.« Ohne ein weiteres Wort ging sie voran bis zum Rand des Dorfplatzes und deutete auf Kitchens Warenhaus.
    »Da ist er«, sagte sie. »In voller Lebensgröße –  und wie Sie sehen, nicht besonders gespenstisch.«
    »O Gott«, murmelte ich, als ich Jasper Taxman erkannte, der die Kapuze seines Dufflecoats hochschlug.

26
    »VERSUCHE NICHT, DICH rauszureden«, sagte Mr Wetherhead erbost, während Mr Taxman unseren Anschuldigungen ruhig zuhörte. »Diesen Mantel würde ich überall erkennen. Er sieht aus wie der von Paddington Bär.«
    »Tut mir Leid, mein Lieber, aber die Kapuze ist wirklich nicht zu verwechseln«, fügte Miranda hinzu.
    »Sie haben bei uns eingebrochen?«, fragte Lilian verwundert.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte der Pfarrer.
    »Warum sollten ausgerechnet Sie das GladwellSchriftstück stehlen?«
    Mr Taxman legte sich das Brecheisen über die Schulter und sah zum Himmel. Die Regentropfen fielen auf die Gläser seiner braunen Hornbrille und liefen wie Tränen an seinem ausdruckslosen Gesicht herunter. »Kommen Sie rein«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf die Tür des Warenhauses.
    Das Bimmeln der Schlittenglöckchen verlieh unserer Ankunft eine trügerische Normalität.
    Einige Köpfe drehten sich nach uns um, und mindestens ein Gespräch verstummte. Sally Pyne hielt mitten im Gespräch mit Mr Barlow inne, und Emma, die Busters Ohren gekrault hatte, sah auf, aber meine Aufmerksamkeit war jetzt ganz und gar von Peggy Kitchen eingenommen.
    Der Pfarrer hatte gemeint, sie sei plötzlich auffällig still geworden, aber mir kam sie vor wie ausgelöscht. Ihre einst glitzernden Augen wirkten matt, ihre Haut war grau und müde, und als sie ungeschickt von ihrem Hocker hinter der Registrierkasse rutschte, wirkte sie wie eine alte Frau, die nicht wusste, ob sie noch die nötige Kraft dazu hat. Beklommen blickte ich zu Jasper Taxman. Lag es an ihm? Wusste sie von seinem Verrat?
    Sie sah uns der Reihe nach an und sagte dann zu Mr Taxman: »Ist etwas, Jasper?«
    »Ja«, sagte er mit gewohnter Wortkargheit. Er rieb die Hände aneinander, dann legte er sie fest auf die Theke und wandte sich Peggy Kitchen zu.
    »Ich habe das GladwellDokument gestohlen«, sagte er leise. »Ich bin der Einbrecher.«
    Niemand bewegte sich. Niemand sprach.
    Niemand schien zu wissen, wie er auf diese absurde Aussage reagieren sollte. Es war gerade so, als hätte der Pfarrer wie nebenbei behauptet, er sei der Messias. Peggy beugte sich vor und sah Mr Taxman eindringlich an, so, als wollte sie von seinen Lippen ablesen, ob er die Wahrheit sprach. Buster trottete zu Mr Barlow und hockte sich zwischen seine Füße, aber wir anderen konnten nur dastehen und Mr Taxman anstarren.
    Mr Taxman drehte sich zu uns um. »Lassen Sie Ihre Mäntel und Schirme bitte auf der Theke, ich möchte nicht, dass Mrs Kitchens Waren beschädigt werden.« Er griff nach Peggys Hand, zog sie hinter der Theke hervor und ging voran durch die kleine braune Tür in ihr Xanadu.
    »Ist das sein Ernst?«, fragte Emma leise, als sie neben mich trat. »Hat er das Ding wirklich gestohlen?«
    »Warte hier«, sagte ich. »Ich will mich erst selbst davon überzeugen.«
    Als ich hinter den anderen her in den Lagerraum ging, kam ich mir vor wie ein Räuber in Tutanchamuns Grabkammer. Der Raum erstreckte sich vor mir mit Reihen über Reihen von grauen Metallregalen, die bis zur Decke reichten, schwach beleuchtet von nackten Glühbirnen und mit unvorstellbaren Schätzen beladen.
    Da gab es Rechenstiele, Besenstiele, Schrubberstiele, Axtgriffe, Eimer und Seilwinden und Schaufeln. Es gab Gürtelschnallen, Schnürsenkel, Sonnenbrillen, Leuchter, Flohhalsbänder, Windeln und Hüte. Einige der Regale waren mit Schuhkartons gefüllt, andere mit Aluminiumkannen, und alle waren so voll gestopft, dass sie eigentlich unter

Weitere Kostenlose Bücher