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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Schwärme von Einkäufern im Festtagswahn kämpfen. Einige schauten verbissen drein, andere lediglich verängstigt.
    Nur wenige schienen zufrieden. Während ich die Straße entlanglief und Luke von Kit erzählte, bekam ich fremde Ellenbogen in die Rippen, ich wurde von prall gefüllten Einkaufstüten getroffen und vom blechernen Klang der Weihnachtslieder attackiert, der sich auf den Bürgersteig ergoss, wann immer sich eine Ladentür öffnete. Als wir die Preacher’s Lane erreichten, hätte ich den Weihnachtsmann erwürgt, wenn er mir in diesem Augenblick über den Weg gelaufen wäre.

    Wir bogen in die Straße, und ich sah zwei Männer mit glasigen Augen, die in einem Türeingang hockten, so als seien sie von dem Ansturm der Kauflustigen in diese Seitenstraße gefegt worden. Sie waren unrasiert und schmutzig und teilten sich eine Flasche. Als ich meinen Blick von der jämmerlichen Szene abwandte, war es bereits zu spät.
    »Wie wär’s mit ’nem Kuss, Lady«, grölte der eine.
    »Für ’nen Zehner darfst du mich am Arsch lecken!«, rief der andere.
    Das Paar brach in brüllendes Gelächter aus.
    Luke ergriff meinen Arm, zog mich weiter und murmelte: »Es sind nicht alle wie Kit.«
    »Offensichtlich nicht«, bekräftigte ich.
    Wir schwiegen, bis wir den Buchladen erreicht hatten.
    »Kit hat mir erzählt, dass man ihn aufgrund seines Äußeren nicht in die College-Bibliotheken gelassen hat«, sagte Luke, nachdem er unsere Mäntel hinter der Ladentheke aufgehängt hatte.
    »Zeigt mir nur, wie dumm diese Akademiker sein können. Jeder Idiot kann erkennen, dass er jede Menge Grips hat. Er sagte, sein Vater hätte an der Universität Vorlesungen gehalten.«
    »Glaubst du, dass er die Wahrheit gesagt hat?«

    Luke zuckte mit den Schultern. »Vielleicht glaubte er, mich beeindrucken zu müssen, damit er hier meine Bücher lesen durfte, ohne etwas zu kaufen. Wäre gar nicht nötig gewesen. Mir ist es egal, wie einer aussieht. Mann, die Hälfte der Studenten, die hier reinkommen, sind schlechter angezogen als Kit.«
    Ich nickte. »Hat er sonst noch was von seiner Familie erzählt?«
    Luke schüttelte den Kopf. »Er war kein großer Redner. Zog es vor zu lesen. Komm, ich zeige dir, was er gelesen hat.«
    Luke führte mich an den Regalen vorbei zu einer Nische mit dem Schild MILITARIA. Ich starrte ungläubig auf die Buchreihen vom Boden bis zur Decke.
    »Hat er das alles gelesen?«, fragte ich.
    »Nur die Bücher über die Bomberstaffel.« Luke zog ein paar Bände aus den prall gefüllten Regalen. »Schauen wir mal, ob er hier auch Stellen markiert hat, so wie in dem Gebetbuch.«
    Die nächsten zwei Stunden verbrachten Luke und ich damit, Dutzende von Büchern zu begutachten, aber wir fanden keine Eselsohren und keine Anmerkungen, nichts was auf ein besonderes Interesse an einem bestimmten Thema hingedeutet hätte. Als wir fertig waren, nahm ich einen Band über die Geschichte der Bomberstaffel und fragte Luke, ob ich ihn ausleihen könnte.
    Als er das Buch in eine braune Papiertüte packte, klingelte die Türglocke, und eine verwahrloste Gestalt mit einer grünen Wollmütze auf dem Kopf stolperte in den Laden. Er brachte einen strengen Geruch mit hinein.
    »Rupert!« Ich rümpfte unwillkürlich die Nase.
    »Jawohl, Misses. Meine Kumpel sagten, dass Sie hier sind.«
    Der kleine Mann trug mehrere Schichten speckiger Westen und Pullover, darüber einen viel zu großen Mantel. »Ich hab’ was für Sie.«
    »Wirklich?« Ich bezweifelte ernsthaft, dass diese schäbige Gestalt irgendetwas haben könnte, das mich interessierte.
    Rupert griff in seinen Regenmantel und holte eine dicke Papierrolle hervor. Sie war an einer Seite angesengt, als habe sie kurze Zeit im Feuer gelegen. »Smitty hat sie dagelassen. Sollte mit anderem Müll in Sankt Benedikt verbrannt werden, aber ich hab’ sie wieder rausgeholt. Schien mir nicht recht, sie zu verbrennen, nach all der Arbeit, die er sich damit gemacht hat.«
    Zögernd nahm ich ihm die Schriftrolle ab. Sie roch nach Kohle. »Warum haben Sie sie nicht Vater Bright gegeben?«

    »Ach, der hat doch schon so viel um die Ohren, unser Vater Bright, muss sich doch darum kümmern, dass Sankt Benedikt läuft«, antwortete Rupert. »Ich wollte ihm nicht noch mehr Sorgen machen.« Er deutete auf die Rolle. »Sie geben sie Smitty wieder, wenn er gesund ist, ja?«
    »Das werde ich«, versprach ich ihm und griff in meine Schultertasche. »Lassen Sie mich Ihnen etwas für Ihre Mühe geben.«
    »Ich

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