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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sich.
    »Hallo«, sagte er mit einem etwas schiefen Lächeln, als sei er sich nicht sicher, ob er willkommen war.
    »Hi«, erwiderte ich.
    Julian schob Will von einem Arm in den anderen. »Könnte ich mit Ihnen sprechen?«
    »Sicher.« Ich warf Willis senior einen leicht befangenen Blick zu und deutete mit dem Kopf zur Tür. »Machen wir einen Spaziergang. Es ist noch ganz schön draußen.«
    Julian übergab Will an Willis senior und folgte mir in den Flur. Er nahm seine schwarze Lederjacke von der Garderobe und streifte sie über, während wir hinaustraten.
    Die Luft war frisch, am Himmel leuchteten Sterne, und der Schnee knirschte unter unseren Füßen, als wir den Plattenweg entlanggingen.
    Julian zog die Schultern hoch, um sich gegen den schneidenden Wind zu schützen, und vergrub die Hände in den Jackentaschen, doch als ich auf einem eisigen Stück fast ausgerutscht wäre, ergriff er blitzschnell meinen Arm. Er hielt ihn auch noch fest, als er sich vor mich stellte.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Seine Hände waren warm und stark. Mein Atem ging stoßweise, als ich mich mit erschreckender Deutlichkeit daran erinnerte, wie muskulös sein Körper unter dem weichen Leder war.
    Mein Herz flatterte nervös, und ich wandte rasch meinen Blick ab. »Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss.«
    »Nein.« Julian ließ meinen Arm los und trat zur Seite, um das Cottage zu betrachten. Seine braunen Augen glänzten im Licht, das aus dem Erkerfenster strömte, während sein Blick von den alten Steinmauern hinauf zum schneebedeckten Schieferdach wanderte. »Es ist bezaubernd …
    wie aus einem Märchen. Wie können Sie es überhaupt verlassen? Wenn es mir gehören würde, würde ich die Tür abschließen und nie mehr rausgehen.«
    »O nein«, entgegnete ich. »Sie würden es in ein Cottage-Hospital oder ein Heim für ledige Mütter verwandeln.«
    »Ledige Mütter brauchen heutzutage keine Heime mehr.« Julian sah mich an. »Zeigen Sie mir, wo Sie ihn gefunden haben.«
    Wir überquerten die Auffahrt, blieben vor den Fliederbüschen stehen und betrachteten die Stelle mit dem festen Schnee, wo Kit gelegen hatte. Ich erzählte Julian noch einmal, wie Bill sich niedergekniet hatte, um Kits Puls zu fühlen, und wie Bill und ich ihn hochgehoben und ins Cottage getragen hatten. Dass ich mich vor Kits zerlumpten Hosen so geekelt hatte, erwähnte ich allerdings nicht.
    Julian hörte mir schweigend zu und begleitete mich die Auffahrt hinauf zum Reitweg. Die Sterne schienen hell genug, um uns den Weg zu weisen, außerdem konnten wir der Spur folgen, die Nells Schlitten im Schnee hinterlassen hatte. Wir sprachen kein Wort, die einzigen Geräusche waren das Knirschen des Schnees unter unseren Stiefeln und das Knacken der Zweige im aufkommenden Wind. Erst als wir um eine Biegung gingen und die Lichter des Cottages nicht mehr zu sehen waren, ergriff Julian das Wort.
    »Ich habe mein Gewissen befragt«, sagte er.
    »Und ich habe ein Körnchen Wahrheit in dem entdeckt, was Sie in Sankt Benedikt zu mir gesagt haben.«
    »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war Arroganz noch keine Todsünde«, meinte ich trocken.
    »Ich meine nicht die Arroganz«, sagte Julian.

    »Die Eifersucht.« Er sah zu den Sternen hinauf.
    »Sie haben doch nach meinem Priesterkragen gefragt.«
    Ich erinnerte mich an unser Gespräch im Land Rover auf dem Weg zur Blackthorne Farm. »Ich fragte, ob Sie ihn nicht tragen würden, weil Sie unnötigen Konfrontationen aus dem Weg gehen wollen.«
    »Und ich gab Ihnen eine sehr unbefriedigende Antwort.« Julian schob mit der Spitze seines schwarzen Lederschuhs etwas Schnee vor sich hin. »Es fällt mir nicht ganz leicht, ehrlich zu sein. Damals redete ich mir ein, dass ich es getan hätte, um ein besserer Priester sein zu können, aber ich wusste, dass meine Entscheidung mehr mit dem Ego als mit Berufung zu tun hatte.« Er erschauderte leicht, als ein eisiger Wind durch die Bäume fuhr. »Ich habe hart gearbeitet, damit Sankt Benedikt nicht geschlossen wird, Lori, damit die Männer ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit im Bauch haben. Aber meine Herde behandelt mich, als sei ich nichts weiter als ein wohlmeinender Bürokrat.
    Dafür schienen sie in Kit so etwas wie einen Seelsorger zu sehen. Vom Tag seiner Ankunft an suchten sie seinen Rat, sie vertrauten sich ihm an und überließen mir die Büroarbeit.« Julian senkte seinen Blick auf den verschneiten Pfad. »Ich beneidete ihn darum, wie er mit den Männern

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