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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gegenüber sehr großmütig gewesen sein«, sagte ich. »Aber für ihn endet Großmütigkeit wohl vor der eigenen Haustür. Emma hat mir erzählt, dass er sehr barsch mit Derek umgesprungen ist.«
    Vater und Sohn haben sich beide nichts geschenkt . Edwin war wütend auf Derek , weil er eine Karriere in der Politik oder im Finanzbereich ausgeschlagen hat , und Derek war wütend auf Edwin , weil der seine Leidenschaft für das Restaurieren nicht akzeptierte . Beide Männer waren zu starrköpfig , um sich einander anzunä hern , und das Resultat war eine unglückliche Entfremdung .
    »Was war mit Dereks erster Frau?«, fragte ich. »Lord Elstyn hat auf sie herabgesehen, nicht wahr?«
    Wenn der Sohn eine riesige und komplexe Familienerbschaft antreten soll , hofft man als Vater verständlicherweise auf eine geeignete Schwiegertochter . Edwin hielt Mary für vollkommen ungeeignet .

    Ich schäumte. »Weil sie eine Bürgerliche war wie ich?«
    Mary war nicht im Entferntesten wie du , Lori .
    Sie war süß und hilflos und sie wäre keineswegs in der Lage gewesen , einem solch gewaltigen Haushalt vorzustehen . Edwin lag sicherlich nicht falsch , wenn er davon ausging , dass sie als Herrin von Hailesham Park völlig überfordert gewesen wäre .
    Dass Dimity mich anscheinend für nicht besonders süß hielt, erzürnte mich leicht, aber ich konnte verstehen, was sie über die Aufsicht über Hailesham Park gesagt hatte. Ich fand es schon anstrengend genug, das Cottage sauber und ordentlich zu halten. Ein großes Anwesen zu verwalten, war tausendmal schwerer.
    »Vielleicht hat Derek seine Frau mit dem Herzen ausgewählt und nicht mit dem Verstand«, sagte ich. »Vielleicht war es keine vernünftige Entscheidung, aber seit wann hat Liebe etwas mit Vernunft zu tun?«
    Für Edwin hatte die Pflicht stets den Vorrang vor der Liebe . Er hat aus praktischen Gründen geheiratet und verstand nicht , dass sein Sohn sich weigerte , es ihm gleichzutun .
    »Das klingt so, als habe Derek nichts von dem getan, was sein Vater von ihm erwartete«, meinte ich. »Bis jetzt zumindest. Emma kam heute zu mir und berichtete, dass Derek die Einladung des Earls zu einem Familientreffen angenommen hat.
    Derek kehrt nach zwanzig Jahren wieder zurück, und Emma begleitet ihn. Überrascht dich das wenigstens?«
    Nichts könnte mich weniger überraschen . Derek ist jetzt Mitte vierzig , Lori . Wenn man älter wird , sieht man vieles anders , besonders wenn man einen Sohn hat . Wird Peter auch auf Hailesham sein?
    »Ich glaube nicht.« Nach meinen letzten Informationen beobachtete Dereks zwanzigjähriger Sohn derzeit Wale vor der Küste von Neuseeland. »Er ist auf einem Forschungsschiff irgendwo im Südpazifik. Ich bezweifele, dass er es rechtzeitig zum Stammestreffen des Earls schaffen würde.«
    Seine Abwesenheit könnte der Grund dafür sein , dass Derek nach Hause zurückkehrt . Eines Tages wird Peter Hailesham Park – und alles , was damit zusammenhängt – von seinem Vater erben . Derek mag seine eigene Erbschaft ablehnen , aber er würde wohl kaum Peters in Gefahr bringen wollen . Es scheint mir plausibel , dass Derek nach Hailesham kommt , um die Ansprü che seines Sohnes zu schützen .

    »Glaubst du, dass jemand sie in Frage stellen könnte?«, wollte ich wissen.
    Möglich ist es . Derek hat sich seit zwanzig Jahren von der Familie ferngehalten . Vielleicht gibt es den ein oder anderen , der sein Recht , in die Fußstapfen seines Vaters zu treten , in Frage stellt , nach einer solch langen und freiwilligen Abwesenheit .
    Ich beugte mich etwas näher über das Buch und flüsterte vertraulich: »Glaubst du, es könnte
    … zu Gewalt kommen?«
    Was für eine absolut groteske Vorstellung .
    Wirklich , Lori , du musst lernen , deine Vorliebe fürs Melodramatische zu zügeln .
    »Ich bin nicht von selbst drauf gekommen«, protestierte ich. »Emma war es. Sie hat Angst, jemand könnte versuchen, Derek zu ermorden.«
    Emma hat offenbar Schwierigkeiten , sich an ihre neue Rolle als Viscountess zu gewöhnen .
    Erinnere sie bitte daran , dass wir nicht mehr im fünfzehnten Jahrhundert leben . Mit Gift präparierte Ringe sind nicht mehr in Mode , nicht mal in den Kreisen des Hochadels .
    Leicht enttäuscht lehnte ich mich zurück. Der Hauch von Intrige, den Emmas Befürchtungen der Reise verliehen hatten, hatte mir recht gut gefallen.

    »Vielleicht versucht jemand, es wie einen Unfall aussehen zu lassen«, versuchte ich es noch einmal.
    Und vielleicht

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