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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hat uns beide nach Hailesham eingeladen, um an dem Familientreffen teilzunehmen.«
    »Warum sollte er uns einladen?«, fragte ich perplex.
    Die samtenen braunen Augen meines Ehemanns blickten verdächtig naiv und unschuldig drein. »Habe ich das nicht erwähnt? Ich bin einer von Lord Elstyns Anwälten. Er möchte mich in Reichweite wissen, wenn er die Familienangelegenheiten regelt. Für mich wird es ein Arbeitsurlaub, aber ich dachte, dass du bestimmt gerne mitkommen würdest.«
    »Du dachtest …« Ich löste mich aus Bills Armen und glitt fast bis ans andere Ende des Sofas.
    »Seit wann bist du Lord Elstyns Anwalt?«

    Bill räusperte sich und wich ganz offensichtlich meinem Blick aus. »Die Beteiligung des Earls an verschiedenen finanziellen Transaktionen in den Vereinigten Staaten veranlasste ihn vor etwa drei Monaten, mich als Rechtsberater zu engagieren.«
    »Du redest wie ein Anwalt, Bill.«
    »Lori, ich bin Anwalt.«
    Wir sahen einander an, während das Sofa mit jeder Sekunde länger zu werden schien. Mein Mann war in der Tat der Leiter des europäischen Zweigs von Willis & Willis, der altwehrwürdigen Anwaltskanzlei seiner Familie. Ich hätte stolz darauf sein sollen, dass sich ein solch prestigeträchtiger Mandant seiner Dienste versichert hatte. Stattdessen fühlte ich mich verletzt und hintergangen.
    »Du weißt seit drei Monaten über Derek Bescheid und hast mir kein Sterbenswörtchen verraten?«, sagte ich.
    »Das durfte ich nicht«, entgegnete Bill. »Lord Elstyns Angelegenheiten unterliegen strengster Diskretion.«
    Ich warf ihm zwar noch immer schmollende Blicke zu, nickte aber verständnisvoll. Mein Gatte bekam Unsummen dafür gezahlt, dass er seinen Mund hielt. Es war unfair von mir, zu erwarten, dass er mir Geheimnisse eines Mandanten anvertraute, selbst wenn sie unsere engsten Freunde in England betrafen.
    »Ich bin noch nie auf Hailesham Park gewesen«, erklärte Bill, um mich gnädig zu stimmen.
    »Und Hailesham House habe ich auch noch nie betreten.«
    Ich sah ihn fragend an. »Und wo …?«
    »In unserem Londoner Büro«, sagte Bill. »Den Lord selbst habe ich in all der Zeit nur zwei Mal zu Gesicht bekommen. Er zieht es vor, über Mittelsmänner zu kommunizieren.«
    »Sieht er aus wie Derek?«, fragte ich besänftigt.
    »Komm mit mir nach Hailesham und sieh selbst.« Bill breitete die Arme aus.
    »Oh Bill, natürlich komme ich mit dir.« Seufzend kuschelte ich mich wieder an ihn. »Aber eines musst du wissen – es gibt Zeiten, da hasse ich deine Berufsgeheimnisse.«
    Bill legte seine Arme um mich. »Manchmal tue ich das auch, meine Liebe.«
    Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und sah auf die glühenden Scheite. Es freute mich, dass unser Gespräch ohne Streit geendet hatte, noch mehr aber freute ich mich darüber, dass ich mein Versprechen gegenüber Emma halten konnte.

    Unsere liebenden Ehemänner hatten in letzter Zeit reichlich viele Geheimnisse vor uns gehabt.
    Es schien nur gerecht, dass wir nun ein paar vor ihnen hüteten.
    Außerdem brauchte ich Bills Hilfe nicht, um Derek zu schützen. Als Mutter von Zwillingen hatte ich eine geradezu übernatürliche Ahnung für Gefahren entwickelt. Ich konnte zerbrochenes Glas auf fünfzig Meter Entfernung erkennen, ich roch einen glimmenden Zigarettenstummel aus einer Meile. Ich brachte knurrende Hunde, zischende Gänse und Ungeheuer, die im Schrank hausten, zum Verstummen. Was immer der Elstyn-Clan für Derek bereithielt, ich würde damit fertig werden.
    Mich machten weniger die potentiellen Gefahren nervös als vielmehr der Gedanke an die Kleiderordnung. Im Gegensatz zu Bill, der gleich mit mehreren goldenen Löffeln im Mund geboren worden war, war ich es nicht gewöhnt, mit dem Adel auf Du und Du zu sein. Während ich mich an meinen Mann kuschelte, fragte ich mich, ob Emma mich nicht nur deshalb eingeladen hatte, damit sie nicht die Einzige war, die sich zum Narren machte.
    Wurde erwartet, dass man sich zum Essen umzog? Wenn ja, welches Kleid würde dann angebracht sein? Ich war nicht in der Stimmung, Bill um Rat zu fragen, und schließlich kannte ich jemanden, der garantiert Bescheid wusste. Als mir Bills regelmäßiger Atem verriet, dass er eingeschlafen war, löste ich mich aus seiner Umarmung und machte mich auf den Weg ins Arbeitszimmer.

3
    ICH HABE NICHT immer ein angenehmes Leben in einer der schönsten Gegenden Englands verbracht. Während mein zukünftiger Ehemann in einem Anwesen mit zahlreichen Bediensteten aufwuchs, lebte ich

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