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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Jemand weist ihn auf einen losen Dachziegel hin, er klettert auf eine Leiter, um ihn festzunageln, und schwupps, schon wackelt die Leiter.« Sie drehte sich zu mir. »Wenn du mitkommst, können wir ihn viel besser im Auge behalten.«
    »Weiß Derek, dass du dir Sorgen um ihn machst?«, fragte ich.
    »Er hält mich für melodramatisch«, sagte Emma. »Und paranoid. Oder einfach nur für albern. Deshalb möchte ich nicht, dass du Bill davon erzählst. Sonst machen sich die beiden nämlich gemeinsam über mich lustig.«
    »Hast du mit Nicholas gesprochen?« Nicholas Fox war ein Police Detective, der krankgeschrieben war und derzeit im Herrenhaus von Anscombe Manor, dem Anwesen der Harris, wohnte.
    »Nicholas braucht Ruhe und Frieden«, sagte Emma kopfschüttelnd. »Ich möchte nicht, dass er sich wegen Derek aufregt.«
    »Was ist mit Kit?«, schlug ich vor. »Er wird dir bestimmt nicht unterstellen, dass du albern bist.«
    Auch Kit Smith wohnte auf Anscombe Manor, er hatte eine eigene Wohnung bei den Pferdeställen. Er war der Stallmeister der Harris, einer meiner liebsten Freunde und die selbstloseste Seele, die ich kannte. Wenn es jemanden gab, der Emma in ihrer Not helfen würde, dann Kit.
    »Ich habe auch mit Kit nicht darüber gesprochen«, sagte Emma vorsichtig. »Er würde mir bestimmt anbieten, mich nach Hailesham zu begleiten, aber das dürfte wohl keine gute Idee sein.«
    »Nicht, wenn Nell da ist.«
    »Nell wird da sein«, sagte Emma. »Sie fliegt aus Paris ein, um an dem Familientreffen teilzunehmen.«
    Emma brauchte nichts weiter zu erklären. Ich hatte mitbekommen, welche Aufregung Nell verursacht hatte, als sie Kit im vorigen Winter mit Liebesbriefen bombardiert hatte. Der arme Mann hatte alles Mögliche getan, um ihre amourösen Absichten im Keim zu ersticken, hatte unter anderem auch darauf hingewiesen, dass er mehr als doppelt so alt war wie sie und schon von daher als Partner nicht geeignet. Nell hatte ihn dennoch unablässig verfolgt. Als wir hörten, dass sie den Sommer bei ihrem Großvater verbringen würde, atmeten wir alle erleichtert auf, und auch ihre überraschende Entscheidung, ein Jahr lang an der Sorbonne zu studieren, schien uns Grund zur Freude.
    Seit sie fort war, hatte Kit nichts mehr von Nell gehört. Ich hoffte, dass die Entfernung Nells romantische Begierde hatte versiegen lassen, stimmte Emma aber zu: Mit Kit nach Hailesham Park zu fahren, wenn sich Nell dort aufhielt, hätte geheißen, das Schicksal herauszufordern.
    »Tja«, sagte ich, »dann bleibe wohl nur ich übrig.«
    Emma sah mich erwartungsvoll an. »Du
    kommst also mit?«
    »Seit wir im April aus den Staaten zurückgekommen sind, habe ich das Cottage nicht mehr verlassen. Ich könnte einen Urlaub gebrauchen.«
    Ich nickte entschieden. »Du kannst auf mich zählen.«

    »Vielen, vielen Dank, Lori. Vielleicht bin ich ja albern, aber falls nicht …« Emma lächelte, aber hinter ihrem Lächeln verbarg sich eine sorgenvolle Miene. »Ich bin vielleicht nicht scharf darauf, eine Viscountess zu sein, aber noch weniger scharf bin ich darauf, eine Witwe zu sein.«

    Derek ein Rebell, Nell eine zukünftige Lady und Emma eine Viscountess – das waren genug Überraschungen für einen Tag. Dachte ich jedenfalls.
    Doch nach dem Abendessen hielt Bill noch eine weitere für mich bereit.
    Das Geschirr war gespült, die Kinder lagen im Bett, und Annelise hatte sich auch schon in ihr Zimmer zurückgezogen, um sich von der Zugreise auszuruhen. Endlich waren Bill und ich allein, Arm in Arm saßen wir auf dem Sofa, und auf unseren Gesichtern schimmerte der rosige Glanz des Kaminfeuers. Wir waren zufrieden, verträumt und schläfrig. Ein günstiger Augenblick, um das Thema Hailesham zur Sprache zu bringen.
    Da Emma mich gebeten hatte, ihre Befürchtungen für mich zu behalten, legte ich die Betonung mehr auf die moralische Unterstützung, die sie brauchte, und auf meine Vorfreude darüber, ungehindert durch die privaten Weiten des Elstyn’schen Anwesens zu streifen. Als ich mit meiner Geschichte fertig war, bedachte mich Bill mit einem rätselhaften Lächeln.
    »Wenn du willst, kannst du Derek und Emma gerne begleiten«, sagte er. »Ich sähe es allerdings lieber, wenn du mich begleiten würdest.«
    »Wohin denn?«, fragte ich.
    »Nach Hailesham«, antwortete er..
    Ich nahm meinen Kopf von seiner Brust und schaute zu ihm herauf. »Was willst denn du in Hailesham?«
    »Ich wollte es dir heute Abend erzählen«, erklärte Bill. »Lord Elstyn

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