Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
meinte Nicholas. »Und außerdem ist sie zornig.«
    Sally verdrehte die Augen. »Seit sie Pruneface den Kopf eingeschlagen haben, schwärzt Peggy Taxman das halbe Dorf an. Mich hält sie wegen des Taufbeckens für die Mörderin, Kit hat es ihrer Meinung nach getan, um einem Skandal zu entgehen, und warum sie glaubt, dass Billy Barlow es war, weiß ich nicht, außer dass …«
    »Er war am fraglichen Morgen auf dem Dorfplatz?«, warf Nicholas hastig ein.
    »Da war er nicht der Einzige.« Sally hatte sich jetzt in Fahrt geredet. »Dick Peacock war auch draußen, wie jeden Donnerstagmorgen, weil er ein Auge auf …« Sie verstummte abrupt und wandte die Augen ab. Ihr Gesicht war auf einmal bis zu den Wurzeln ihrer modisch kurz geschnittenen weißen Haare rot angelaufen. »Gütiger Himmel, wie spät es schon wieder ist!«, rief sie dann und sprang auf. »Gleich kommen die Mittagsgäste! Ich muss das Wasser aufsetzen! Lasst es euch schmecken. Ich bringe euch gleich eine neue Kanne.«
    Ich nahm einen Marmeladen-Doughnut vom Teller. Mit seinen amerikanischen Namensvettern hatte dieses Gebäckstück so gut wie nichts gemeinsam. Sallys Doughnuts waren aus schwerem, festem Teig. Sie hatten die Form von U-Booten und waren in grobem Zucker gewälzt.
    Jeder war in der Mitte aufgeschnitten, mit dicker, butterig geschlagener Sahne gefüllt und vor dem Zusammenklappen der beiden Hälften mit einem Tupfer Marmelade bestrichen worden.
    Der bloße Anblick machte mich ganz schwach vor Verlangen.
    »Ich würde gern wissen«, ließ ich mich leise vernehmen, »ob der verschmähte Sohn Aussichten hatte, etwas von der geliebten Mama zu erben.«
    »Über solche Dinge wird sich auch die Polizei Gedanken machen, und die ist für derartige Nachforschungen besser ausgerüstet als wir.«
    Nicholas griff ebenfalls nach einem Doughnut.
    »Mich interessiert viel mehr die Frage, was Mr Peacock jeden Donnerstagmorgen auf dem Dorfplatz zu suchen hat.«
    Ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln. »Morgen ist Donnerstag! Willst du ihn vielleicht überwachen?«
    »Warum versuchen wir nicht einfach heute schon mal mit ihm zu sprechen?« Nicholas biss in den Doughnut, und seine Augen weiteten sich.
    »Gott«, nuschelte er ehrfürchtig, den Mund mit der schweren Sahne gefüllt. »Das ist ja unglaublich!«
    »Iss nicht mehr als einen«, warnte ich und warf einen Blick auf die Katzenuhr. »In genau zwanzig Minuten sitzen wir nämlich zum Mittagessen im Peacock’s.«

10
    KAUM HATTEN WIR Sallys Tearoom verlassen, öffnete der Himmel sämtliche Schleusen, sodass ich die Ingwerplätzchen für Dick Peacock fürs Erste lieber im Rover liegen ließ. Ich selbst zog mir die Kapuze meiner Öljacke über den Kopf, während sich Nicholas seinen Trenchcoat wie ein Cape über den Kopf spannte, bevor wir über den vollgesogenen Rasen zum Pub sprinteten.
    Dick Peacock hatte uns kommen sehen und hielt uns und zwei Feldarbeitern, die vom Emporium herübergerast kamen, bereitwillig die Tür auf. Einen griffigen Spruch hatte der erfahrene Wirt auch schon für uns parat.
    »Prima Wetter fürs Getreide«, stellte er fröhlich fest, während wir unsere Mäntel ausschüttelten. »Aber ekelhaft, wenn man zu Fuß unterwegs ist.«
    Dick Peacock war ein korpulenter Mann, ja seine Leibesfülle war so gewaltig, dass er den Durchgang hinter seinem Tresen hatte verbreitern müssen. Dabei achtete er durchaus eitel auf sein Erscheinungsbild. Sein Schnauzer und sein Spitzbart waren wahre Kunstwerke, und er hatte einen ganzen Kleiderschrank voller knallbunter Hemden. Heute hatte er ein aquamarinfarbenes ausgewählt, vielleicht zu Ehren des »ekelhaften«
    Wetters.
    Dicks majestätische Ausmaße ließen sich direkt auf die Kochkünste seiner Frau zurückführen. Wenn Sally Pyne unangefochten über das Reich der süßen Kalorienbomben herrschte, so war Christine Peacock die rechtmäßige Königin des Bratfetts. Christines selbst gemachte Würste und Pommes frites kamen triefend aus der Kü che, ihr gebratenes Brot und die Tomaten frisch aus der Pfanne waren übersät mit glänzenden Fettaugen, und die Kruste ihres Schmorbratens war stets mit Speck gespickt.
    Christine war infolgedessen fast so füllig wie ihr Mann, doch sie trug ihr Gewicht mit Anmut und hatte einen ganz eigenen Kleidungsstil. Als wir unsere Mäntel an der Wandgarderobe aufhängten, trat sie in einem langärmeligen, gestreiften Pullover und einer übergroßen Bluejeans aus der Küche.
    »Lori!«, rief sie. »Willkommen

Weitere Kostenlose Bücher