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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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wieder zugeschlagen.«
    Ich prustete los wie ein Elefant und gab mir sofort alle Mühe, mit ernster Miene zum Fenster zu blicken. Dick sollte nicht den Eindruck bekommen, ich hätte zu viel Spaß mit Nicholas.

    »Es hat aufgehört zu regnen«, bemerkte Nicholas. Und tatsächlich: Der Wolkenbruch war weitergezogen, und sofort erwachte der Dorfplatz zum Leben. Aus dem Emporium, dem Tearoom und dem Lebensmittelgeschäft tröpfelten kleine Gruppen von Leuten, um sich sogleich in alle Richtungen zu zerstreuen. Die meisten benutzten die Gelegenheit, um sich trockenen Fu ßes in ihre Autos zu retten.
    »Oh«, entfuhr es mir, als ich eine unbegleitete Gestalt vom Tearoom zur Saint George’s Lane laufen sah. »Das ist George Wetherhead. Wir haben eine Schachtel Ingwerplätzchen für ihn.«
    Ich sah dem pensionierten Eisenbahner träge nach, doch unvermittelt schaute ich genauer hin.
    Etwas an ihm war anders, nur konnte ich es nicht benennen.
    »So, bitte sehr.« Dick Peacock war mit unseren Drinks zurückgekehrt. »Wohl bekomm’s.«
    Nicholas genehmigte sich sogleich einen tiefen Schluck und wischte sich dann genüsslich den Schaum von den Lippen. »Ein edles Bier, Mr Peacock.«
    »Wir möchten, dass es den Leuten bei uns gut geht«, schmunzelte Dick. Sein Lächeln erstarb langsam. »Obwohl man es sowieso nicht jedem recht machen kann. Wenn es dieser Hooper nicht gepasst hat, dass sie neben einem Pub wohnte, hätte sie das Crabtree Cottage nicht mieten sollen.«
    »Genau.« Nicholas nickte heftig.
    Dicks Lächeln kehrte zurück, als er bemerkte, wohin mein Blick gerichtet war. »Da vorne läuft ja der alte George. Er wirkt dieser Tage richtig munter, findest du nicht auch?«
    »Wo ist denn sein Stock?«, fragte ich abrupt.
    Eine Hüftverletzung, die er bei einem Sturz von einem Güterwaggon erlitten hatte, hatte Mr Wetherheads Frühpensionierung erzwungen. Ich hatte ihn nie ohne Krücke gehen sehen.
    »Lässt ihn neuerdings daheim.« Dick spähte über die Schulter in die Küche, als wollte er sich vergewissern, dass seine Frau außer Hörweite war. Mit einem süffisanten Grinsen drehte er sich wieder zu uns um. »Er wirkt richtig beflü gelt, findest du nicht?«
    »Das ist ja toll!«, schwärmte ich. »Was ist geschehen? Hat er einen neuen Arzt gefunden?«
    »Gewissermaßen. Nach allem, was ich über den alten George gehört habe …«
    Er verstummte jäh wie ein schuldbewusster Schuljunge, weil in diesem Augenblick seine Frau mit einem Tablett an seiner Seite auftauchte.
    Grog, der Basset der Peacocks, trottete hoffnungsvoll hinter ihr her, alle Sinne auf die betö rend duftenden Arterienverstopfer gerichtet, die sie für uns auftrug.
    Christine funkelte ihren Mann böse an. »Habe ich dich etwa gerade über Mr Wetherhead reden hören?«
    Dick hob beschwichtigend die Hand. »Ich hab Lori nur auf den neuesten Stand bringen wollen, Schatz.«
    »Auf den neuesten Unsinn, so würde ich das nennen.« Christine stemmte eine Hand in die Hüfte. »Das sind nichts als Gerüchte, und ich dulde nicht, dass solches Gerede in meinem Pub wiederholt wird.«
    »Nur weil es Gerüchte sind, heißt das doch nicht, dass nichts dran ist«, verteidigte sich George. »Wo Rauch ist …«
    »… ist normalerweise ein großer Haufen Unrat. Du tust gut daran, das im Hinterkopf zu behalten, Richard Peacock. Was die Leute in den frühen Morgenstunden oder sonst wann in ihrem eigenen Haus treiben, ist ihre Sache. Lass es also gefälligst dabei bewenden.«
    Solcherart gemaßregelt, verzog sich Dick hastig hinter den Tresen, doch sobald seine Frau in die Küche zurückgerauscht war, kehrte er an unseren Tisch zurück, vorgeblich, um den Flüssigkeitspegel in den Gläsern zu überprüfen.

    Ich konnte meine Neugierde einfach nicht bezähmen. »In den frühen Morgenstunden?«
    Dicks bärtiges Gesicht nahm den eifrigen Ausdruck des geborenen Klatschmauls an. »So um die Morgendämmerung herum, wie ich gehört habe.«
    »Sie sollen um diese Zeit auch auf gewesen sein«, murmelte Nicholas.
    Dicks Gesicht erstarrte für einen kurzen Moment, dann brach er in Lachen aus. »Ich? In der Morgendämmerung auf den Beinen? Fragen Sie doch Chris, ob ich schon jemals so früh aufgestanden bin. Sie kann von Glück reden, wenn sie mich rechtzeitig zur Öffnungszeit aus den Federn kriegt. Aber George … tja, bei ihm ist das was anderes.« Er senkte die Stimme. »Ihr kennt doch das Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Aber etwas hat der gute

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