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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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George auf seine alten Tage scheinbar doch noch gelernt, dass er neuerdings einen so federnden Gang hat. Schön für ihn, sag ich.« Seine Augen verengten sich. »Aber nicht so schön für Mrs Hooper. Sie hätte sich aus Georges Angelegenheiten raushalten sollen.« Er legte einen Finger an seinen Nasenflügel und zog sich hinter den sicheren Tresen zurück.
    Ein letztes Mal bekam ich George Wetherhead zu sehen, bevor er in die Saint George’s Lane bog. Den federnden Gang eines Athleten hatte er zwar nicht gerade, aber er kam trotzdem flott voran, und das, ohne sich auf seinen Stock zu stützen. Das war sensationell, aber nicht halb so unglaublich wie Dick Peacocks versteckte Andeutungen.
    Ich drehte mich zu Nicholas um. »Ich kann nicht glauben, dass …«
    »Nicht jetzt«, flüsterte er. »Mrs Peacock hat ihre Antennen ausgefahren.« Er gab Grog ein Stückchen Blutwurst, und der Basset schmachtete ihn dankbar an. Laut sagte er: »Wenn wir gegessen haben, zeigst du mir das Kriegerdenkmal, einverstanden?«

    Wenn es darum ging, sich für alle Leute deutlich sichtbar in Deckung zu bringen, war das Kriegerdenkmal der ideale Ort. Es stand am nördlichen Ende des Rasens, gut zu sehen von allen Häusern am Dorfplatz, aber in einem ausreichend großen Abstand, um jegliches Belauschen vertraulicher Gespräche zu unterbinden.
    Sobald Nicholas und ich unser fetttriefendes Mittagessen verdrückt hatten, verabschiedeten wir uns von Chris und Dick. Wir überquerten die mit Kopfstein gepflasterte Straße, die den Rasen einfasste, blieben erst einmal auf dem nassen Gras stehen und taten so, als müssten wir noch über unsere nächste Unternehmung beratschlagen. Nicholas deutete schließlich auf das imposante keltische Kreuz, worauf wir lässig hinüberschlenderten.
    »Wir haben festgestellt, dass Mrs Hooper rachsüchtig war«, begann Nicholas. »Wegen ihres Enkels hegte sie einen tiefen Groll sowohl gegen Mrs Pyne als auch gegen Kit, und diesen Groll reagierte sie auf eine Weise ab, die beide bis zur Weißglut reizte.« Mitten im Reden legte er mir die Hand auf den Rücken, um mich an einer schlammigen Pfütze vorbeizudirigieren.
    »Und jetzt erfahren wir, dass sie sich auch noch bei anderen Leuten einmischte.«
    »Laut Dick steckte sie die Nase in George Wetherheads Angelegenheiten.« Ich umkurvte die Lache, und Nicholas ließ mich sofort wieder los.
    »Mr Peacocks Feixen nach zu urteilen«, fuhr er fort, »sind Mr Wetherheads Angelegenheiten nicht ganz stubenrein. Wie auch immer, etwas verleiht ihm die Kraft, den Stock wegzuwerfen und beschwingten Schritts durchs Dorf zu laufen.« Er hielt inne. »Wäre die Annahme gerechtfertigt, dass Mrs Hooper herausgefunden hatte, was Mr Wetherhead neuerdings trieb, und damit drohte, es an die große Glocke zu hängen?«
    »Durchaus gerechtfertigt«, stieß ich hervor.
    »Pruneface traue ich inzwischen alles zu. Was ich mir dagegen nicht vorstellen kann, ist, dass Mr Wetherheads Unternehmungen nicht stubenrein sein sollen. Soviel ich weiß, treibt er in den frü hen Morgenstunden gar nichts, außer dass er vielleicht mal mit seiner Modelleisenbahn rumspielt.«
    »Vielleicht hat er ja ein neues Hobby entdeckt.« Nicholas’ vielsagendes Grinsen erinnerte mich an das von Dick Peacock.
    Ich blinzelte ungläubig. »So was wie … eine Affäre?«
    »Sexuelle Energie kann im Körper wahre Wunder bewirken.« Nicholas ließ den Blick nachdenklich zur Saint George’s Lane wandern, während wir uns wieder in Bewegung setzten.
    »Ich weiß nicht, ob sie die Blinden sehen machen kann, aber die Lahmen konnte sie durchaus wieder zum Laufen bringen.«
    Ich selbst hatte mir ja in jüngster Zeit meine Gedanken darüber gemacht, was für Folgen es wohl hätte, in Finch eine ungehörige Liebesaffäre zu unterhalten, also musste ich nicht lange nach Gegenargumenten suchen. »Mr Wetherhead wä re ein Fall für die Irrenanstalt, wenn er glaubte, er könnte in Finch eine Affäre geheim halten«, entgegnete ich mit flacher Stimme. »Hast du bemerkt, wie penetrant mir die Leute das Wort
    ›Ehemann‹ unter die Nase reiben? Wir zwei erregen hier schon Anstoß, bloß weil wir zusammen unterwegs sind.«
    Nicholas warf mir einen unsicheren Blick zu, um gleich wieder wegzuschauen. »Macht dir das was aus?«
    »Dass man über uns redet?« Plötzlich ließ ich alle Vorsicht fahren. Ich senkte die Augen auf das tropfnasse Gras und antwortete mit einem schüchternen Lächeln: »Irgendwie finde ich es schmeichelhaft.

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