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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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aber, dass er es nur gut gemeint hat, als er Mrs Hooper damit beauftragte. Er wollte eben einem neuen Gemeindemitglied das Gefühl geben, willkommen zu sein.«
    »Ein neues Gemeindemitglied!«, schnaubte Sally höhnisch. »Wohl eher ein blutsaugender Piranha! Der Pfarrer ist dieser Pruneface und ihren Schmeicheleien auf den Leim gegangen. Sobald sie was sah, was sie haben wollte, ist sie den Leuten um den Bart gegangen. Und ich sage Ihnen, was sie wollte: mir eins auswischen.«
    Nicholas beugte sich vor. »Warum um alles auf der Welt wollte sie Ihnen eins auswischen?«
    »Weil ich ihren ekelhaften Enkel aus meiner Teestube geschmissen habe!« Sally deutete auf die Wand über der Registrierkasse. »Er hat mir mein schönes Stück kaputt gemacht!«
    Ich sah nach oben. Tatsächlich, statt der prächtigen Sonnenraduhr hing dort ein Zeitmesser aus Plastik in Form einer Katze mit abscheulichen Augen, einem Ziffernblatt im Bauch und einem Schwanz, der als Pendel diente.
    »Das kleine Ungeheuer ist mit einem Fußball reingekommen und hat ihn quer durch den Raum geworfen, obwohl ich es ihm verboten hatte!«, ereiferte sich Sally. »Hat meine herrliche Uhr von der Wand gefegt. Ich hätte ihm am liebsten den fetten Hals umgedreht, aber ich hab ihm bloß gesagt, dass er verschwinden soll. Und dann hör ich, dass der Pfarrer das Taufbecken Pruneface übertragen hat.« Sie holte Luft. »Jetzt werdet ihr vielleicht glauben, dass ich zwei und zwei zusammenzähle und fünf herausbekomme, aber …«
    »Ganz bestimmt nicht!«, fiel ich ihr ins Wort.
    »Auch Kit Smith hatte einen Zusammenstoß mit Mrs Hooper wegen ihres Enkels, und sie hat gründlich dafür gesorgt, dass ihm das leid tat.«
    Sally war ganz Ohr, als ich ihr von Kits Problemen und den Gerüchten erzählte, die Mrs Hooper wegen Kits Weigerung, ihren Enkel auf Zephyr reiten zu lassen, in die Welt gesetzt hatte.
    Nicholas wiederum schien nur noch aus seinen Augen zu bestehen. Ich sah mehrmals zu ihm hinüber und ließ mich von seinem starren Blick aufs Neue verunsichern. Er war offenbar wieder in seinen Zen-Modus verfallen. Absolut regungslos saß er da und beobachtete Sally mit einem Ausdruck, der weder freundlich noch humorvoll war. Im Gegenteil, er wirkte kalt und durchdringend, so als nähme Nicholas noch die unscheinbarsten Regungen Sallys in sich auf, um sie spä ter einer Tiefenanalyse zu unterwerfen.
    »Das Gequatsche über Kit und Nell hab ich ja von Anfang an nicht geglaubt«, erklärte Sally.
    »Und selbst wenn es stimmen würde, was wäre so schlimm dran? Nell ist für ihr Alter schon sehr reif und alt genug, um zu wissen, was sie will.
    Und der Mann, der sie verführt, ohne dass sie voll und ganz dazu bereit ist, ist noch nicht geboren. Außerdem weiß doch jeder, dass Kit ein Heiliger ist. Nell könnte was Schlimmeres passieren, als sich in ihn zu verlieben.« Sie schob den Teller mit den Doughnuts zu uns herüber und bedrängte uns, uns zu bedienen. »Peggy Taxman hat das Gerücht über Kit und Nell am Leben gehalten, aber ich habe das ohnehin nicht ernst genommen. Sie hat einfach bloß ihre Busenfreundin nachgeäfft, nichts weiter.«
    »Haben Sie die kaputte Uhr zufällig der Polizei gegenüber erwähnt?«, fragte Nicholas unvermittelt.
    Sally wandte sich ihm verblüfft zu. »Warum sollte ich? Das hatte doch nichts mit Pruneface’
    Tod zu tun. Man braucht der Polizei nicht jede Kleinigkeit zu erzählen. Das bringt sie bloß durcheinander.«

    Nicholas neigte den Kopf zur Seite. »Mrs Hooper scheint in Bezug auf ihren Enkel leicht neurotisch gewesen zu sein.«
    »Jedenfalls zog sie ihn ihrem Sohn vor«, berichtete ihm Sally eifrig. »Ihren Sohn hat sie wie den letzten Dreck behandelt. Soweit ich das mitbekommen habe, hat sie nie ein freundliches Wort zu ihm gesagt, ohne dass da noch eine versteckte Gemeinheit mit rauszuhören gewesen wä re. Als ob sie zerstoßenes Glas in die Schlagsahne gemischt hätte, so klang das. Aber ihr Enkelchen konnte machen, was es wollte.«
    »Ist das vielleicht der Grund, warum sie in Finch und nicht dort, wo ihr Sohn lebt, beerdigt wurde?«, wollte ich wissen.
    »Aber klar doch!«, rief Sally. »Man konnte es dem armen Kerl förmlich ansehen, als er bei der Totenwache über sie sprach. Er war gottfroh, dass er sie los war, und hatte bestimmt nicht vor, ständig auf dem Friedhof rumzuhängen wie diese närrische Peggy Taxman mit ihrem Spatzenhirn.«
    »Mrs Taxman scheint ja der einzige Mensch zu sein, der um Mrs Hooper trauert«,

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