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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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geschickt mit örtlichem Klatsch angereichert war – alles in einer vertrauten, behaglichen Umgebung.
    Ein Teil der Einrichtung musste den einheimischen Gästen mehr als vertraut vorkommen, denn das bunt zusammengewürfelte Mobiliar spiegelte Sallys Leidenschaft für gebrauchte Gegenstände aller Art wider, die sie bei örtlichen Versteigerungen, kleinen Flohmärkten und Wohltätigkeitsveranstaltungen erwarb. Das Dutzend nicht wirklich zueinander passender Tische zierten Decken in verschiedenen Formen und Mustern, und gedeckt wurde mit ständig wechselnden Geschirr-und Besteckkollektionen. Die Bandbreite der Bilder an den Wänden reichte von traurigen Clowns auf Velours bis hin zu prächtigen Ölgemälden. Und die Sonnenraduhr über der Registrierkasse hatte einmal im Speisesaal eines Schlosses gehangen. Ich liebte das gemütliche, verrückte Chaos in diesem Haus und hoffte inständig, dass Sally nie wieder in die Versuchung geraten würde, es zu modernisieren.
    Gerade hatte ich den Wagen vor dem Tearoom geparkt, als Nicholas aus der Saint George’s Lane dahergeschlendert kam. Er trug die gleiche braune Hose wie an dem Tag, an dem wir uns kennen gelernt hatten, zusammen mit einem blassgelben Baumwollhemd und seinem braunen Tweedsakko. Seinen schwarzen Trenchcoat hatte er sich über den Arm gelegt, denn über uns verhießen sich auftürmende graue Wolken wieder Regen.
    An der Schiefertafel vor der Tür wartete ich auf ihn. Darauf schrieb Sally immer mit Kreide die Angebote des Tages, aber häufig wusch der Regen alles weg, bevor ihre Gäste die Gelegenheit bekamen, es zu lesen.
    »Die erste Welle ist schon abgezogen«, informierte ich Nicholas, als er mich erreichte. »Das heißt, wir dürften Sally in der nächsten Stunde größtenteils für uns haben.«
    Er nickte. »Hoffentlich ist sie zum Plaudern aufgelegt.«
    »Wenn nicht, wirst du sie bestimmt bald in die richtige Stimmung dafür bringen«, grinste ich.

    »Ich kann es auch nur versuchen.« Nicholas hielt mir die Tür auf und ließ mir den Vortritt.
    Sally Pyne war ein kleines, rundliches Energiebündel. Sie hatte bereits die Tische abgeräumt und für die Mittagsgäste gedeckt. Als wir eintraten, saß sie gerade an dem Tisch vor der Kasse und gönnte sich einen ihrer mit Marmelade gefüllten Doughnuts. Mit einer Geste forderte ich sie auf sitzen zu bleiben, weil wir uns ohnehin zu ihr setzen wollten, doch sie ließ es sich nicht nehmen, uns einen Teller mit ihren Doughnuts und eine Kanne Tee für zwei aus der Küche zu bringen.
    »Sally Pyne«, begann ich, sobald sie wieder Platz genommen hatte, »darf ich …?«
    »Nicholas Fox!«, unterbrach sie mich. »Der Neffe des Pfarrers. Ihr zwei steckt ja zusammen wie Pech und Schwefel. Ist Bill wieder mal verreist?«
    Tante Dimity wäre sicher entzückt darüber gewesen, wie aufmerksam die Nachbarn mein Verhalten während der Abwesenheit meines Mannes überwachten. Eins stand fest, sollte ich jemals die Dummheit begehen, eine ausgewachsene Affäre anzufangen, würde ich mir dafür einen weit, weit von Finch entfernten Ort suchen müssen.

    Während Sally sich den letzten Bissen ihres Doughnuts in den Mund schob, überreichte ich ihr die Ingwerplätzchen der Pyms. Einer so groß artigen Bäckerin wie Sally etwas Süßes zu schenken, hieß Eulen nach Athen zu tragen, dennoch zeigte sie sich vom Geschick der Schwestern beeindruckt. Die beiden hatten vier verschiedene Formen ausgestochen – ein Kreuz, ein Osterlamm, einen Palmwedel und eine Lilie – und sie mit raffinierten Mustern aus essbarem Blattgold verziert.
    Nachdem Sally das Päckchen hinter der Kasse verstaut hatte, erklärte ich ihr mit sorgfältig gewählten Worten, dass Bill am Samstag wieder daheim wäre und Lilian Bunting mich gebeten hatte, mich ein bisschen um ihren Neffen zu kümmern, weil es dem Pfarrer nicht so gut ging.
    Sally stieß ein triumphierendes Lachen aus, als ich den Pfarrer erwähnte. »Wahrscheinlich grämt er sich jetzt zu Tode darüber, wer das Taufbecken für Ostern schmücken soll. Er weiß, dass er mich nicht darum zu bitten braucht.«
    »Wie schade.« Nicholas klang aufrichtig enttäuscht. »Ich hatte mich schon so auf Ihre Osterdekoration gefreut, Mrs Pyne. Meine Tante hat mir erzählt, dass Sie ein richtiges Zauberhändchen für Moos haben.«

    »Daran hätte der Pfarrer denken sollen, bevor er mich gefeuert hat«, entgegnete Sally.
    »Das hätte er allerdings tun sollen«, erwiderte Nicholas und nickte ernst. »Ich glaube

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