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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hat, und ihre Antworten auch.« Gerald erschauerte. »Diese Aufzeichnungen sind … sehr verstörend.«
    Willis senior reichte Gerald wieder die Reiseflasche und wartete geduldig, bis er getrunken hatte, ehe er fragte: »Hat Sir Williston auch seine anderen Taten in dem Tagebuch festgehalten?«

    Gerald nickte. »Er und Julia Louise verbreiteten das Gerücht, dass Sybella weggelaufen sei. Dann enterbten sie Lord William und brachten Sybellas Besitz an sich. Julia Louise befahl Williston, alle Dokumente, die auf Sybellas Namen lauteten, zu vernichten, aber er brachte es nicht über sich, ihre Existenz so vollständig auszulöschen. Er behielt die Originale. Sie steckten zwischen den Seiten seines Tagebuches.«
    »Nicht alle«, sagte ich.
    Gerald sah mich verständnislos an. »Wie meinst du das?«
    »Als wir Onkel Williston besuchten«, erklärte ich, »gab er uns die Kaufurkunde von Anne Elizabeth Court Nummer drei. Er hatte sie in einem Geheimfach seines Schreibtisches versteckt. Die Urkunde lautet auf Sybellas Namen.«
    »Du lieber Gott«, sagte Gerald erschöpft. »Also da war sie. Ich hatte mich schon gewundert, weil sie nicht mit den anderen Dokumenten im Tagebuch war. Onkel Williston muss sie herausgenommen haben, kurz bevor er …«
    »Onkel Williston kennt das Tagebuch?«, rief ich entsetzt aus. »Gerald, er weiß doch nichts über … das, was in der Kiste ist, oder?«
    Geralds Blick, der ein bisschen lebhafter geworden war, trübte sich erneut. »Natürlich weiß er es.

    Er hat es immer gewusst. Deshalb weiß er ja so viel über Sir Williston.« Geralds Stimme hatte einen brüchigen Unterton bekommen. »Seit dreihundert Jahren wird das Tagebuch samt der Kiste mit Sybellas sterblichen Überresten von einem ältesten Sohn zum nächsten weitergegeben. Großvater gab sie an Onkel Williston weiter, und Onkel Williston gab sie Arthur.«
    »Aber … das ist doch nicht richtig«, sagte ich verwundert. »Sie hätten an deinen Vater und an dich übergehen müssen. Du bist doch der älteste Sohn der Familie Willis.«
    »Mein Vater und ich wurden übergangen.« Gerald sah zu Boden. »Wir sind keine geborenen Willis und daher kann man uns auch die Familiengeheimnisse nicht anvertrauen. Sie vertrauten sie lieber einem Dummkopf wie Arthur an als dem Sohn eines …« Gerald verstummte.
    »Tom hat uns erzählt, dass er adoptiert ist«, sagte ich.
    »Adoptiert vielleicht, aber niemals akzeptiert«, sagte Gerald mit blitzenden Augen. »Nie wirklich akzeptiert. Es bricht ihm das Herz, wenn er die Wahrheit erfährt.«
    Willis senior spitzte die Lippen. »Da übertreibst du sicher etwas.«
    »Wirklich?«, erwiderte Gerald bitter. »So muss es jemandem wie dir vorkommen, William, der nie auch nur einen Moment an seiner Stellung im Leben zweifeln musste.«
    »Hat dein Vater derartige Zweifel gehabt?«, fragte Willis senior.
    »Lass dich von seiner Gelassenheit nicht täuschen«, sagte Gerald. »Er hat mir einmal gesagt, dass seine ganze Kraft aus der Gewissheit kommt, dass seine Adoptivfamilie ihn ohne Vorbehalte akzeptierte. Gott weiß, was passiert, wenn er erfährt …« Gerald ließ den Kopf hängen und verstummte.
    Willis senior legte tröstend die Hand auf Geralds Schulter. »Väter sind erfahrungsgemäß sehr widerstandsfähig. Müssen sie auch sein. Überleg nur mal, was ihre Söhne ihnen antun.«
    Bills Ohren wurden rot, aber William sprach weiter. »Wenn das Tagebuch ein so sorgsam gehü tetes Geheimnis war, Gerald, wie hast du dann davon erfahren?«
    Gerald überlegte einen Augenblick, ehe er antwortete. »Ich glaube, man könnte sagen, dass ich durch Dr. Sarah Flannery – besser bekannt als Sally die Schlampe – davon erfahren habe.«
    »Wie?«, sagte ich. »Was hat die denn …« Ich wurde vom fernen Geläut der Haustürglocke unterbrochen.

    Willis senior sah auf seine Taschenuhr. »Gut.
    Der Zug war also pünktlich«, kommentierte er.
    Mrs Burweed öffnete die Tür. Ihre Nase war gerümpft, als ob ein unangenehmer Geruch in den Flur gedrungen war, und sie sprach zu Willis senior, nicht zu Gerald. »Die … Dame ist hier, Sir.«
    »Danke, Mrs Burweed«, sagte Willis senior lä chelnd. »Bitte, führen Sie sie herein. Und Sie werden auch die anderen Anweisungen nicht vergessen?«
    Mrs Burweed stellte sich aufrecht hin und nahm die Schultern zurück. »Auf keinen Fall, Sir.«
    »Gerald«, sagte Willis senior, »ich möchte dich daran erinnern, dass du nichts sagst.« Er faltete die Hände im Schoß und seine grauen

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