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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Informationen?«
    »Douglas«, erwiderte Gerald mit gekräuselten Lippen. »Antheas erster Mann kümmerte sich um unser Rechnungswesen. Er wusste, was Arthur angestellt hatte, erzählte aber niemandem etwas davon, außer Sally. Mit ihr hat er Witze darüber gemacht, dieser gemeine Hund.«
    »Du hättest Sally doch aber nicht glauben müssen«, sagte ich. »Hatte sie denn Beweise?«
    »Nicht in ihrem Besitz«, sagte Gerald. »Aber sie sagte mir, wo ich sie finden könne. Sie erzählte mir, dass Douglas geheime Duplikate aller Rechnungsbücher besaß, in denen nicht nur Arthurs Irrtümer verzeichnet sind, sondern auch seine eigenen, absichtlichen Fehler.« Gerald sackte zusammen. »Arme Tante Anthea. Sie dachte, er wäre ein ehrlicher Mensch gewesen, bis Sally ihm den Kopf verdrehte, aber er war es nicht. Douglas hat jahrelang unsere Klienten betrogen.«
    Ich sah, wie Geralds Brust sich hob und senkte, und zum ersten Mal ahnte ich die ganze Last, die während der letzten zwei Jahre auf ihm gelastet haben musste, und ich verstand, wie viele Menschen verletzt werden würden, wenn er diese Last abwarf. Das letzte bisschen Respekt, das Anthea für ihren toten Mann noch aufbrachte, wäre dahin, zusammen mit ihrer Verehrung für Julia Louise.
    Und Lucy würde in Zukunft das Porträt in ihrem Büro nur noch mit Abscheu ansehen können. Arthurs Karriere wäre zu Ende, und die Firma hätte eine ungewisse Zukunft. Was Onkel Tom anbetraf  … Er mochte die Nachricht über das Tagebuch noch verkraften, aber würde er bei den anderen Schwierigkeiten der Familie auch so gelassen bleiben können? All diese Gedanken schossen mir nacheinander durch den Kopf und ich bekam eine kleine Vorstellung davon, was Gerald durchgemacht hatte, und warum er alles so bereitwillig auf sich genommen hatte.

    »Wo hatte Douglas die Duplikate der Kontobü cher denn aufbewahrt?«, fragte Nell.
    Gerald warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Du wirst es kaum glauben. Ich habe es Sally auch erst nicht geglaubt. Es klang zu fantastisch, zu …« Er schloss die Augen. »Grand Guignol in Anne Elizabeth Court Nummer drei – wer hätte das gedacht?«
    Ich rückte ein bisschen dichter an Bill heran. »Er hatte die Duplikate der Kontobücher in der Kanzlei versteckt?«
    »Laut Sally«, erklärte Gerald, »hatte er sie in einem geheimen Gewölbe unter der Kanzlei versteckt. Diese Gewölbe sind wie große Keller, mit runden Decken und Wänden aus grob behauenem Stein.« Gerald hob die Arme und formte einen Bogen über seinem Kopf, dann nahm er sie plötzlich herunter und schlang sie um sich, als ob ihm kalt sei. »Es sind kalte und dunkle Höhlen, voller Schatten und merkwürdiger Geräusche. Als Lucy und ich Kinder waren, wagten wir uns manchmal als Mutprobe dort hinunter. Ich erinnere mich noch genau, was für eine Angst ich hatte, und wie mutig ich tat …  An dem Abend«, fuhr er fort, »als ich mich mit Sally getroffen hatte und nachdem Lucy und Arthur in ihre Wohnungen gegangen waren, stieg ich in die Gewölbekeller hinunter. Ich hatte einen Hammer und eine Taschenlampe mitgenommen, denn sie sind nicht gut beleuchtet. Ich habe zwei Stunden lang die Wände abgeklopft, bis ich eine Stelle fand, die anders als der Rest klang. Als ich mich mit der Schulter dagegen lehnte, schwang sie mit einem komischen, raspelnden Geräusch nach innen, was in der Dunkelheit tausendmal widerhallte.«
    Gerald saß zusammengesunken auf der Couch und starrte auf das elektrische Feuer, er sprach wie zu sich selbst.
    »Es war ein kleiner Raum«, sagte er, »nicht größer als ein Verschlag, und voller Holzregale.
    Douglas’ private Kontobücher waren das Erste, was ich sah, und mit der Taschenlampe überflog ich sie schnell, um zu sehen, ob die Schlampe die Wahrheit gesagt hatte. Ich war schrecklich müde, aber nicht zu müde, um zu merken, dass diese Bü cher einen Aufruhr verursachen würden.«
    Ich verstand sofort. »Und zu dem Zeitpunkt konntet ihr euch keinen Aufruhr leisten«, sagte ich.
    »Ihr hattet gerade Williston, Anthea und deinen Vater verloren – Lucy und du musstet euch anstrengen, um euch über Wasser zu halten. Ein weiterer Skandal hätte euch erledigt.«
    Gerald schien mich nicht zu hören. »Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort stand und mir überlegte, was ich machen sollte«, sagte er, »aber plötzlich bemerkte ich, dass in dieser Kammer noch andere Dinge waren – ein altes Buch, gespickt mit Papieren, und eine Holzkiste.« Gerald rieb sich die Arme. »Ich

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