Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
hier seid.
    Vielleicht Eleanor, denke ich.« Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und nickte Nell zu. »Eine kurze Erklärung, bitte …?«
    Nell nahm sich diese Aufforderung zu Herzen –  ihre Zusammenfassung war ein Meisterwerk an Knappheit. Sie ließ so viel aus, dass die gesamte Schilderung unserer weiten und ereignisreichen Reise nur etwa drei Minuten in Anspruch nahm und den Tenor hatte: »Wir hatten uns um dich Sorgen gemacht, William, deshalb sind wir dir nachgereist.«
    Bills Beschreibung seines Unfalls am Little Moose Lake war ähnlich kurz: »Ich machte mir Sorgen um Lori, deshalb bin ich hergeflogen, um zu sehen, was los ist. Kleiner Unfall unterwegs.«
    Willis senior nickte weise, sah von Nell zu Bill, dann kam er herüber und stellte sich direkt vor mich.
    »Lori? Vielleicht bist du ein wenig ausführlicher?«

    Ehe ich antworten konnte, ging die Tür auf und Mrs Burweed und Paul kamen herein und brachten Tee, eine große Platte mit Sandwiches und einen Kuchenständer mit Karamellbrownies. Willis senior bestand darauf, dass ich erst etwas aß, aber sowie ich fertig war, ruhte sein Blick wieder auf mir, freundlich, aber bestimmt.
    Ich beantwortete seine Fragen, so gut ich konnte. »Zuerst«, sagte ich von meinem Platz auf Bills Armlehne, »zuerst sind Nell und ich dir nachgefahren, um dich davon abzubringen, Boston zu verlassen.«
    »Meine Schuld«, sagte Bill. »Wenn ich nicht so blöd gewesen wäre, hättest du nie daran gedacht wegzugehen.«
    »Aber du bist blöd gewesen«, stellte Willis senior fest.
    Bill zog den Kopf ein. »Ich weiß, und es tut mir mehr Leid, als ich sagen kann, Vater. Bitte, nimm meine Dummheit nicht als Anlass, wegzuziehen.
    Wir brauchen dich.«
    »Ich kann dir versprechen«, sagte Willis senior bereitwillig, »dass ich nicht aus Boston wegziehen werde.«
    Ich starrte ihn an und war verblüfft über die Leichtigkeit, mit der mein Schwiegervater all seine komplizierten Pläne fallen ließ. »Aber was ist mit dem Haus, das du in Finch gemietet hast, und mit den Möbeln und der ganzen Büroausstattung?«
    »Ich bin sicher, dass alles eine gute Verwendung finden wird«, sagte Willis senior. »Und jetzt fahre bitte in deiner Erzählung fort, Lori. Du hast mir erklärt, warum ihr anfangs hinter mir hergefahren seid. Bedeutet das, dass ihr irgendwann andere Gründe hattet?«
    »Eigentlich gleich nachdem ich anfing, mit Geralds Familie Bekanntschaft zu machen.« Zögernd sah ich zur Couch.
    »Bitte, Lori«, sagte Gerald mit einer müden Handbewegung, »sprich ganz offen. Dein Schwiegervater hat es den ganzen Nachmittag schon getan.«
    »Als ich Lucy und Arthur und Onkel Williston kennen gelernt hatte«, sagte ich zu Willis senior,
    »hörte ich wohl auf, mir um dich Sorgen zu machen, und machte mir Sorgen um … um alles andere.«
    »Wie zum Beispiel?«, half Willis senior nach.
    Ich zählte an den Fingern auf. »Zum Beispiel … warum Gerald aus der Firma ausgeschieden ist –  und warum er sich mit Sally trifft. Zum Beispiel, wer Sybella Markham war. Zum Beispiel, warum du glaubst, dass Anne Elizabeth Court Nummer drei dir gehört.« Ich hob die Hände. »Es ist ein Gewirr aus losen Bruchstücken, aber …«

    »Da hast du zur Hälfte Recht«, sagte Gerald leise. »Es ist ein Gewirr, das gebe ich zu, aber die Bruchstücke lassen sich alle zusammensetzen.« Er drückte die Handflächen gegeneinander und verschränkte seine schlanken Finger. »Sybella und Sally … Vergangenheit und Gegenwart … die Sünden der Väter und der Söhne …« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern und er drückte seine Hände gegen die Stirn.
    Willis senior sah ihn ruhig an. »Eine gewaltige Last für einen Mann«, sagte er. »Es wird Zeit, dass du sie abwirfst, Gerald, und uns die Wahrheit sagst.« Er nahm seinen Platz wieder ein, zog seine Taschenuhr heraus, sah sie an und steckte sie wieder ein. »Im Hinblick auf unser Gespräch heute Nachmittag und die Zeit, die uns jetzt noch bleibt, würde ich dich bitten, uns zuerst die Wahrheit über Sybella zu erzählen.«
    »Ich wusste es«, sagte Nell leise. »Ich wusste , dass es Sybella wirklich gab.«

29
    GERALDS JUNGENHAFTER CHARME war ver
    schwunden. Er wirkte kraftlos und erschöpft, als hätten die Anstrengungen der letzten zwei Jahre ihn überwältigt. Er beugte sich vor und kaute auf seiner Unterlippe, genau wie er es in dem stillen, leeren Kirchenschiff von St. Bartholomäus getan hatte.
    »Sybella Markham«, erzählte er, »war das einzige

Weitere Kostenlose Bücher