Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Bist du nicht stolz? Du hast die Karte also richtig interpretiert. Sehr gut.«
    »Danke«, sagte ich trocken, »aber ich habe ein neues Rätsel für dich. Ich habe dir doch von dem Stemmeisen erzählt, das Wendy im Rucksack mit sich herumträgt? Das sie angeblich dazu benutzt, um Holz zu spalten? Sag mir, Herr Schlaumeier: Warum muss sie Holz spalten, wo sie doch in Hotels übernachtet?«
    »Hat sie das bisher getan?«
    »Das sagt sie zumindest.«
    »Vielleicht hat sie vor, im Laufe ihrer Exkursion in der Wildnis zu campen«, sagte Bill.
    Ich rümpfte die Nase. Bills Lösung für das Rätsel war so verdammt einleuchtend, dass ich mich hätte ohrfeigen können, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Es erforderte eine ziemliche Portion Selbstbeherrschung von mir, um das Thema zu wechseln. »Weißt du irgendetwas über die Familie DeClerke? Die Familie, der die Abtei gehörte, bevor Tessa sie gekauft hat?«
    »Ich erinnere mich an den Namen aus dem Kaufvertrag«, sagte Bill, »habe aber nie mit der Familie zu tun gehabt. Warum?«
    »Nur so aus Neugierde«, erwiderte ich. »Es gibt einen verrückten alten Verwalter hier, der uns alle möglichen Geschichten über die DeClerkes erzählt hat. Ich frage mich, ob sie wahr sind.«
    Bill machte eine Pause, ehe er vorsichtig fragte: »Wie verrückt ist der Verwalter, Lori?«
    Ich warf einen Blick auf die Schrotflinte und fragte mich, ob ich wirklich wollte, dass eine arktische Spezialeinheit die Abtei stürmte, um Catchpole zu überwältigen.
    »Er ist ein wenig exzentrisch«, sagte ich leichthin, »aber äußerst hilfsbereit. Jedenfalls hat er uns ein fantastisches Mahl zubereitet, und jetzt ist er gerade oben, um in unseren Gästezimmern Feuer zu machen.«
    »Gut möglich, dass ihr mehrere Tage mit diesem hilfsbereiten Exzentriker festsitzt. Bist du sicher, dass ihr mit ihm fertig werdet?«
    »Ach, er ist ein Schmusekätzchen«, sagte ich, wobei ich mir überlegte, dass selbst der bösartigste Löwe einmal ein niedliches Kätzchen gewesen war. »Aber ich würde gern mehr über die Familie wissen, für die er gearbeitet hat.«
    »Die DeClerkes?«, fragte Bill. »Kein Problem.
    Ich werde ein paar Anrufe tätigen und sehen, was ich herausfinden kann. Inzwischen behältst du den Verwalter im Auge.«
    »Das werde ich«, versprach ich, doch als ich den Blick hob, sah ich, dass ich bereits mein Versprechen gebrochen hatte.
    Catchpole stand im Türrahmen.

6
    RASCH WÜNSCHTE ICH Bill eine gute Nacht und stand auf.
    »Hallo«, sagte ich zu Catchpole, während ich mich fragte, wie lange er schon im Türrahmen stand. »Haben Sie schon alle Feuer angezündet?«
    »Das habe ich«, erwiderte Catchpole. »Ich habe auch das Feuer für den Boiler geschürt, sodass Sie morgen früh heißes Wasser haben sollten. Wenn Sie jetzt hinaufgehen wollen …« Er bedeutete mir, vor ihm in den Flur zu treten.
    Ich zog mir die Jacke über, schlüpfte in die Träger meines Rucksacks, nahm meine Petroleumlampe und setzte sie nochmals ab. Mit einer Kühnheit, die mich selbst erstaunte, schob ich einen Stuhl zu der weißen Anrichte, stieg hinauf und nahm die Schrotflinte herunter.
    »Jamie hat mich gebeten, die Flinte mit hinaufzubringen«, log ich. Dann ging ich wieder zum Tisch zurück, ergriff abermals die Lampe und ging, die Flinte in der Armbeuge, in den Flur hinaus. »Ich glaube, er ist ein wenig beunruhigt, was Feuerwaffen anbelangt.«

    »Er hält mich wohl nicht für ein Schmusekätzchen, hm?«, knurrte Catchpole.
    Schuldbewusst zuckte ich zusammen. »Sie haben also zugehört, nicht wahr? Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht beleidigen, aber Sie wissen ja, wie Ehemänner sein können. Wegen der dümmsten Sachen machen sie sich Sorgen. Ich wollte nicht, dass Bill …«
    »Ich bin Ihnen dankbar, Madam.« Catchpole blieb abrupt stehen und sagte ernst: »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie ihm nicht von der Flinte erzählt haben. Miss Gibbs würde mich entlassen, wenn sie wüsste, dass ich mich so schofelig gegenüber der Frau ihres Anwalts verhalten habe. Und es wäre nicht einfach für mich, in meinem Alter eine neue Position zu finden. Ich habe also nichts dagegen, wenn Ihr Mann glaubt, ich bin harmlos, das ist zumindest besser, als gefeuert zu werden.«
    Wenn ich eine freie Hand gehabt hätte, hätte ich mir gern den Schweiß von der Stirn gewischt.
    Ich hatte schon erwartet, dass Catchpole mir den Kopf dafür abreißen würde, dass ich ihn so herablassend charakterisiert hatte, und war äußerst

Weitere Kostenlose Bücher