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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gesorgt, aber sie hat das Heim geführt und sich darum gekümmert, dass die Offiziere alles bekamen, was sie brauchten.«

    »Das muss ganz schön schwierig gewesen sein, angesichts der Rationierung«, bemerkte Jamie.
    »Sie hatte eine Art Kriegsgarten, wissen Sie, wie man ihn damals auf vielen Landgütern angelegt hatte, und sie hielt Hühner und Schweine und ein paar Milchkühe. Damit umging Miss DeClerke der Rationierung.« Bei der Erinnerung an die damalige Zeit zeigte sich ein sanftes Lä cheln auf den Lippen des alten Mannes. »Ihre Offiziere konnten sich im Haus frei bewegen und alles nutzen – den Billardsaal, die Bibliothek, das Musikzimmer, die lange Galerie. Wenn das Wetter schön war, saßen sie draußen in den Kreuzgängen, und wer körperlich dazu in der Lage war, spielte Tennis. Sie schliefen in Leinenbettwäsche und aßen vom feinsten Porzellan.«
    »Sie hat einen guten Zweck für ihr Geld gefunden«, bemerkte ich.
    »Sie hat einen Sinn für ihr Herz gefunden«, erwiderte Catchpole. Er starrte finster auf die Tischplatte, ehe er schroff hinzufügte: »Jeder Offizier erinnerte sie an ihren Verlobten, wissen Sie.
    Sie konnte einfach nicht genug für sie tun.«
    Ich warf einen verstohlenen Blick zu der Schrotflinte, die oben auf der Anrichte lag. Der doppelte Gewehrlauf glänzte im Lampenlicht.
    »Waren es britische Offiziere?«

    »Zuerst ja.« Catchpole sah noch finsterer drein. »Doch gegen Ende des Krieges wurden auch Amerikaner zu ihr geschickt. Ich weiß nicht, warum – man könnte annehmen, dass die britische Armee genug damit zu tun hatte, sich um die eigenen Leute zu kümmern –, aber wie auch immer, jedenfalls kamen auch amerikanische Offiziere. Kurz vor Kriegsende waren es dann nur noch Yanks, aber Miss DeClerke machte das nichts aus. Sie empfing sie mit offenen Armen, behandelte sie genau so, als wären es britische Gentlemen – bis sie ihr das Messer in den Rücken rammten.«
    »Was haben sie getan?«, fragte ich gespannt.
    »Ich weiß es nicht.« Seine Augen funkelten vor Zorn. »Aber was immer es war, es brachte Miss DeClerke um den Verstand.«
    Wenn man daran sterben konnte, dass einem das Ende einer äußerst spannenden Geschichte vorenthalten wurde, dann wäre ich auf der Stelle tot umgefallen. Ich fühlte mich, als hätte man mir ein Messer in den Rücken gerammt – geduldig hatte ich eine Stunde lang zugehört und war auf die Folter gespannt worden, nur um am Ende immer noch nicht zu wissen, warum Miss DeClerke Amerikaner hasste. Ungestüm machte ich mich über die Reste meines inzwischen kalt gewordenen Kompotts her, während Wendy und Jamie ungläubige Blicke tauschten. Enttäuschung hatte uns alle eine Weile sprachlos werden lassen.
    »S-Sie wissen es nicht?«, stammelte ich, als ich die Sprache schließlich wiedergefunden hatte.
    »Sie platzen hier herein, fuchteln mit einer Flinte herum, beleidigen uns, weil wir Amerikaner sind, und Sie wissen nicht einmal , warum? «
    »Ich weiß nicht genau , was passiert ist«, gab Catchpole mürrisch zu. »Ich weiß nur, dass Miss DeClerke den Vorfall den Behörden meldete, und sie haben ihr gesagt, dass sie kein Aufheben davon machen soll. Es war Kriegsende, müssen Sie wissen, und sie wollten vermeiden, dass das Ganze zu einem Skandal aufgeplustert wurde, schließlich handelte es sich um Alliierte. Das Schlamassel, das der Krieg angerichtet hatte, war groß genug, sagten sie, da musste nicht noch eine Engländerin kommen und amerikanische Soldaten beschuldigen, sich danebenbenommen zu haben.«
    »Aber Sie wissen nicht, auf welche Art sie sich danebenbenommen haben«, sagte ich verdrieß lich.
    Catchpole besaß wenigstens so viel Anstand, um eine einigermaßen schuldbewusste Miene zu machen. »Miss DeClerke hat nie darüber gesprochen, und die Bediensteten, die hier waren, als es geschah, waren entweder schon gestorben, als meine Eltern mich hierher brachten, oder zu tö richt, um zu verstehen, worum es ging.«
    Wendy stützte das Kinn in die Hand. »Hat Miss DeClerke neues Hauspersonal eingestellt?«
    »Ja, aber niemand ist lange geblieben. Miss DeClerke war ein wenig … seltsam … geworden.« Catchpole räusperte sich. »Sie ließ keinen Amerikaner mehr seinen Fuß auf ihr Grundstück setzen, sie kaufte nichts, was in Amerika hergestellt worden war, entließ jeden, der Ihr Land auch nur beiläufig erwähnte. Die meiste Zeit verbrachte sie auf ihrem Zimmer, wo sie Briefe schrieb, die nach Amerika adressiert waren.«
    »Nach

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