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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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versäumen es, im obersten Fach nachzusehen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es oben noch ein Fach gibt.« Jamie blickte mir über die Schulter. »Was ist da drin?«
    Ich blätterte durch den dicken Stapel riesiger Bögen, der in dem verborgenen Fach lag. »Architekturzeichnungen, Grundrisse und Gartenpläne.
    Oh, sieh dir das hier an, Jamie.« Ich zog einen Bogen aus dem Stapel hervor, auf den eine Rosenlaube skizziert war, und hielt ihn hoch, um ihn ihm zu zeigen. »Schön, nicht wahr? Ich hoffe, dass Tessa den Garten wieder herrichten lässt, sobald die Renovierungsarbeiten im Haus abgeschlossen sind.«
    »Nachdem ich gesehen habe, was sie aus dem Dachboden gemacht hat, bin ich nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre«, lautete Jamies trockener Kommentar. »Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn sie die ursprünglichen viktorianischen Pflanzungen wieder anlegen lassen würde, aber ich fürchte, sie würde einen jener abscheulichen modernen Gärten bevorzugen, mit Betontrögen und Trümmerhaufen aus vor sich hin rostendem Eisen.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Ich legte den Bogen zurück an seine Stelle, schloss den Deckel des Kartenschranks und setzte Tennyson wieder auf seinen Aussichtsplatz. »Tessa würde so etwas nicht tun, weil sie zu viel Respekt vor Ladythorne hat. Deshalb hat sie den modernen Teil im Dachgeschoss verborgen.«
    »Ich wünschte, dass du recht hast«, sagte Jamie. »Jedenfalls ist mir bisher der Reiz von Blumentrögen aus Beton verborgen geblieben.«
    Er ging vom Kartenschrank weg und wandte sich einem der Bücherschränke mit Glastür zu.
    Ich folgte ihm und legte eine Hand auf seinen Arm, ehe er die Tür öffnen konnte.
    »Tut mir leid«, sagte ich, »aber die Führung ist zu Ende. Ich muss jetzt unbedingt ein wenig Schlaf bekommen. Schließlich habe ich meinen Mittagsschlaf für eine aussichtslose Verfolgungsjagd vergeudet, und als Quittung dafür bin ich jetzt völlig erschlagen.«
    »Alle schönen Dinge müssen irgendwann ein Ende haben, fürchte ich.« Jamie legte seine Hand auf meine. Seine dunklen Augen funkelten wie Burgunderwein, als er auf mich herabblickte, und seine weiche Stimme wurde rau, als er sagte:
    »Es hat mir großen Spaß gemacht, Lori. Jeder Moment, den ich mit dir verbringe, ist wunderschön. Glaub mir.«
    »Es hat mir auch Spaß gemacht«, sagte ich etwas verunsichert. »Es ist lange her, dass jemand freiwillig zugehört hat, während ich über Bücher fachsimpelte.«
    »Ich könnte dir die ganze Nacht lang zuhö ren«, murmelte er.
    »Wow. Du musst wirklich einen erholsamen Mittagsschlaf gehabt haben.« Mit bebendem Atem zog ich sanft meine Hand unter seiner weg.
    »Bis morgen früh dann.«
    Ich nahm meine Petroleumlampe und befahl meinen wackligen Knien, mich zu meinem Schlafzimmer zurückzubringen, es Jamie überlassend, die Glut aufzuhäufen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er mir nachblickte wie ein Junge, dem man sein Hündchen weggenommen hat.

13
    LEICHT WANKEND BETRAT ich mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und blieb einen Moment reglos stehen, um zu lauschen. Als ich hörte, wie Jamies Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors ins Schloss fiel, presste ich die Hand auf mein hämmerndes Herz und beglückwünschte mich, dass ich der Gefahr entkommen war, wenn auch nur mit Müh und Not.
    Der heiße Blick, mit dem Jamie mich in der Bibliothek bedacht hatte, schien mir sagen zu wollen, dass er durchaus bereit war, mehr zu ergründen als nur die Tiefen meines Geistes, aber um ihn machte ich mir keine Sorgen, sondern um mich. Ich fand Jamie unbeschreiblich attraktiv, in jeder Beziehung, und je später der Abend, umso stärker wurde seine Anziehungskraft. Wenn mein Schlafzimmer nicht so kalt gewesen wäre, hätte ich eine kalte Dusche in Erwägung gezogen.
    Stattdessen lenkte ich mich damit ab, dass ich die Asche aus dem Kamin kehrte, Kohlen nachlegte und ein Feuer anzündete. Ich räumte die Jeans und die anderen Kleidungsstücke in den Schrank, legte den Rucksack vom Ankleidesessel auf den Boden, zog das Betttuch über der Matratze stramm und die Vorhänge vor das Fenster.
    Als mir allmählich die Beschäftigung ausging, setzte ich Reginald auf den Teetisch, stellte die Petroleumlampe daneben und nahm das blaue Notizbuch mit zum Armlehnsessel. Nachdem ich es Reginald in meiner Armbeuge bequem gemacht hatte, legte ich das Notizbuch in den Schoß und schlug es auf, in der Hoffnung, dass das Geplauder mit Dimity mich von diesen

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