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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sodass es nicht störend ins Auge fiel.
    Der Vorführraum war mehr als die höchst kostspielige Laune einer reichen Frau. Sicherlich diente er auch dazu, ihren Gästen private Vorführungen zu bieten, doch vor allem erlaubte er ihr auch, einen gewissen Teil ihrer Arbeit zu Hause zu erledigen. Deshalb also war das Dachgeschoss absolut schallisoliert, eine umsichtige Rücksichtnahme auf ihre Gäste – Besucher, die gern die abgeschiedene Ruhe der Abtei genossen, würden nicht gestört werden von den Vorführungen im obersten Geschoss.
    Der kleinere angrenzende Raum erinnerte mich daran, dass Tessa geradezu besessen davon war, ihre Gäste zu bewirten. Das Nebenzimmer war eine anmutige Anlehnung an ein in Silber gehaltenes Theaterfoyer im Artdéco-Stil, ausgestattet mit einer altmodischen Popcornmaschine, einem Sodaspender, einer raffinierten Espressomaschine und einer Süßigkeitenvitrine. Geröstete Schweinekruste würde, so vermutete ich, nur bei äußerst privaten Vorstellungen gereicht werden.
    Ich ging weiter den weißen Korridor entlang und öffnete immer wieder eine Tür, während ich mich fragte, ob Tessa ihre Schauspielkarriere an den Nagel hängen wollte zugunsten einer Rolle hinter der Kamera. Wie sonst waren der Schneideraum und das Tonstudio zu erklären? Räume, in denen es um Tätigkeiten ging, die ich mit dem Regisseurhandwerk in Verbindung brachte. Im Geiste stellte ich mir vor, wie ein hartgesottener Produzent (oder eine Produzentin) die Fäuste auf einen der Teakholztische hieb, die in den verschiedenen Konferenzräumen standen.
    Ob nun vor der Kamera oder dahinter – Tessa hatte offensichtlich nicht die Absicht, ihre gute Figur zu verlieren. Der Fitnessraum am einen Ende des Korridors hätte einem exklusiven Wellness-Club alle Ehre gemacht, inklusive des Spa-Bereichs, der sich daran anschloss – mit finnischer Sauna, Whirlpool und zwei Massageliegen. Eine weitere Tür führte zu einem kleinen Tanzstudio, das mit einem gefederten Boden, Spiegelwänden und Ballettstangen ausgestattet war.
    Erst als ich etwa an dem Punkt angekommen war, der über dem Ende des Kreuzgangs liegen musste, stieß ich auf eine Art Speicherraum, aber als ich hineinsah, war alles so ordentlich und steril wie das Warenlager eines Krankenhauses. Die verschiedenen Dinge, die dort aufbewahrt wurden, waren mit beschrifteten Etiketten versehen und in penibler numerischer Reihenfolge in Metallregalen untergebracht, die vom Boden bis zur Decke reichten. Wieder knipste ich die Taschenlampe an und ging an den Regalen entlang, indem ich mit dem Lichtkegel die Reihen auf und ab fuhr und still die Nummern abzählte. Aber nichts schien zu fehlen.
    Auf dem weiß gefliesten Boden war kein Staubkörnchen zu sehen. Wenn Wendy Walker in der vorangegangenen Nacht hier oben gewesen war, so deutete nichts darauf hin, jedenfalls konnte ich nicht beweisen, dass etwas fehlte.
    Widerwillig meine Niederlage eingestehend, ging ich an einem Regal mit ramponierten Lampenschirmen entlang, bog wieder in den Mittelgang ein, als mir ein lauter Schrei entfuhr, als wollte ich überprüfen, wie schalldicht die Räume hier oben wirklich waren.
    »Großer Gott …« Ich schlug mir die Hand vor die Brust, während das blasse Gesicht aus dem Schatten trat, bis die Züge klar erkennbar waren.
    »Mach das nie wieder. Ich dachte schon, du seist Lucastas Geist. Ich hätte einen Herzinfarkt bekommen können.«
    »Tut mir leid«, sagte Jamie und kam auf mich zu. »Als ich in der Tür stand, habe ich gerufen, aber du scheinst mich nicht gehört zu haben.«
    »Die Wände schlucken jedes Geräusch.« Ich lehnte mich matt gegen ein Metallregal. »Was machst du hier? Du wolltest doch einen Mittagsschlaf halten.«
    »Es ist sechs Uhr, Lori«, sagte er sanft. »Und ich habe zwei Stunden lang geschlafen. Nachdem ich aufgewacht war, habe ich an deine Tür geklopft, und als keine Antwort kam, einen Blick in dein Zimmer geworfen und es leer vorgefunden. Also habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Ich dachte mir, dass ich dich vielleicht hier oben finden würde. Die Tür in der großen Diele war nämlich offen.«
    »Ich habe sie aber zugemacht.«
    »Wahrscheinlich hast du sie nicht ganz geschlossen«, sagte Jamie. »Das Schloss schließt ziemlich schwer. Als Catchpole gestern Nacht Wendy und mir unsere Zimmer gezeigt hat, musste er sich mit der Schulter gegen die Tür stemmen.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Hat er dir von der Dienstbotentreppe erzählt?«
    Ich

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