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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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glaube ich , dass meine anfängliche Vermutung durchaus begründet war . Unterdrückte Wut ist , wie du weißt , wie eine Zeitbombe . Früher oder später wird sie explodieren , und Gott sei mit denen , die sich dann in der Nähe befinden .
    »Sie hat ihren Kummer unter der Arbeit begraben, und als ihre Arbeit zu Ende ging, hat ihr Kummer ihr aufgelauert und sie überfallen. Da hat sie sich eine verrückte Geschichte ausgedacht, denn sie war wütend auf die Welt, die ihr die beiden Menschen weggenommen hatte, die sie liebte.« Diese Vorstellung machte mich traurig und benommen. »Das Schlimmste war jedoch, dass sie ihre Wut für den Rest ihres Lebens immer neu entfachte. Die Briefe, die sie nach Amerika schrieb, waren wahrscheinlich voller falscher Anschuldigungen. Vielleicht hat sie an einem gewissen Punkt selbst an ihre Lügen geglaubt. Es ist alles so furchtbar, Dimity.«
    Ganz besonders furchtbar für die Beschuldigten , würde ich sagen . Bist du dir eigentlich bewusst , welche Schlussfolgerung wir aus unserer Mutmaßung ziehen können , meine Liebe?
    »Schlussfolgerung?« Einen Moment dachte ich über Dimitys Frage nach, dann setzte ich mich in meinem Sessel auf. »Meinst du vielleicht …« Ich ließ den Blick durch das Zimmer gleiten. »Willst du damit sagen, dass die Pfauen-Parure noch immer in Ladythorne Abbey versteckt ist?«
    Es würde mich nicht im Mindesten erstaunen , wenn dem so wäre . Wenn die Juwelen gefunden würden , so würden diese armen Offiziere , die die volle Wucht von Lucastas Paranoia zu spüren bekamen , endlich von dem Verdacht reingewaschen werden . Ich nehme mal an , dass du genau für diesen Zweck hierher gesandt wurdest .
    Mit einem erstaunten Stirnrunzeln blickte ich auf das Notizbuch. »Niemand hat mich hierher geschickt, Dimity.«
    Nun komm schon , Lori – du bist in einen Schneesturm geraten , den keine Wetterstation vorhergesagt hatte , dann bist du auf einem Weg gelandet , den du gar nicht einschlagen wolltest und der dich zu einem Haus führte , von dem du nicht einmal wusstest , dass es existiert . Glaubst du wirklich , du bist durch Zufall hierhergekommen?
    »Es ist nicht so ungewöhnlich für mich, bei einer Wanderung von meiner ursprünglichen Route abzukommen«, warf ich ein, um die Kirche im Dorf zu lassen.

    Ob du nun aus Vorsehung oder durch Zufall hier gelandet bist , jedenfalls bist du hier , um ein Rätsel zu lösen . Also schlage ich vor , dass du dich daranmachst . Geh und finde die Pfauen-Parure , meine Liebe . Beweise der Welt , dass jene Männer unschuldig waren .

14
    ALS DIMITYS WORTE auf der Seite verblassten, saß ich eine Weile in verwirrtem Schweigen da. Jeder Anflug von Schläfrigkeit war wie weggewischt. Es war, als hätte sie mir befohlen, in meine Rüstung zu steigen und mich auf mein Pferd zu schwingen, um mich auf die Suche nach dem Heiligen Gral zu begeben. Die Vorstellung gefiel mir, doch fühlte ich mich nicht gut genug ausgerüstet für meine Suche.
    Ich legte das Notizbuch auf den Teetisch, stützte mich mit dem Ellbogen auf die Armlehne und legte das Kinn auf meine Hand. Ladythorne Abbey war zwar kein Blenheim Palace, doch auch hier gab es Dutzende von Räumen. Die Pfauen-Parure konnte in irgendeinem dieser Zimmer versteckt sein. Das Geschmeide konnte sogar in mehrere Einzelteile zerlegt und an verschiedenen Orten versteckt worden sein – die Ohrringe hier, die Armbänder dort, das Diadem woanders. Es fiel mir schon schwer, fehlende Socken in meinem Cottage zu finden, und verglichen mit Ladythorne Abbey war mein Heim eine spärlich eingerichtete Nussschale.

    »Es ist unmöglich, was Dimity von mir verlangt«, murmelte ich.
    Der glühende Kohlenhaufen auf der Feuerstelle stürzte ein und sandte einen Funkenregen den Kamin hinauf. Als ich mich davor niederkniete, um dem Feuer mehr Nahrung zu geben, spürte ich Reginalds Blick auf meinem Rücken. Ich schaute mich über die Schulter um und entdeckte ein vorwurfsvolles Glitzern in seinen schwarzen Knopfaugen, so als wollte er mich daran erinnern, dass Dimity noch nie zu viel von mir verlangt hatte.
    »Hör zu, Reg«, sagte ich, »das einzig Gute, das unsere Unterhaltung gebracht hat, ist, dass ich aufgehört habe, an Jamie zu denken. Abgesehen davon ist es einfach lächerlich.«
    Das Glitzern schien noch vorwurfsvoller zu werden.
    »Okay, ich höre ja zu.« Im Schneidersitz ließ ich mich auf dem Läufer vor dem Kamin nieder und blickte erwartungsvoll meinen Hasen an, der bequem auf dem

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