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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ihm nach dem Krieg geschickt hatte. Und Jahre später würde die kluge und ob des Unrechts, das ihrem Vater angetan wurde, verbitterte Tochter »durch Zufall« auf das so gut wie unbewohnte Ladythorne Abbey stoßen. Ausgestattet mit dem nötigen Werkzeug, um in das Haus einzubrechen, und mit dem Ziel, sich an der Frau zu rächen, die ihren Vater so übel verleumdet und mit ihren Vorwürfen gequält hatte.
    Der Schneesturm jedoch musste ihre Pläne durchkreuzt haben. Unmöglich konnte Wendy mit der Ankunft zweier wirklich vom Weg abgekommener Wanderer gerechnet haben, die Zuflucht auf Ladythorne Abbey suchten. Ich war mir sicher, dass Wendy, hätte sie nicht Jamie und mich am Hals gehabt, mit Catchpole kurzen Prozess gemacht hätte, indem sie ihm eins mit dem Stemmeisen übergezogen hätte.

    Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn, als ich mir wieder die jungfräuliche Schneedecke ins Gedächtnis rief, die die Treppe zum Haupteingang bedeckte. Jetzt verstand ich, warum dort keine Fußspuren gewesen waren.
    Wendy hatte mich angelogen, als sie mir erzählte, sie hätte es zuerst an der Vordertür versucht.
    Von Anfang an hatte sie vorgehabt, durch die Hintertür ins Haus einzudringen, heimlich wie ein Dieb.
    Auch ihre Feindseligkeit gegenüber der verstorbenen Lucasta machte auf einmal einen Sinn, ebenso wie ihre Lüge über die zusätzlichen Decken, nach denen sie gesucht haben wollte. Jetzt war ich überzeugt, dass sie nach etwas sehr viel Wertvollerem und weitaus Rarerem gesucht hatte als nach antiken Quilts oder einem Federbett.
    Hätte der Deckel der Wäschetruhe sie nicht verraten, hätte sie ungestört weiter herumschnüffeln und sich sicher sein können, dass niemand sie ihres heuchlerischen Spiels verdächtigte – niemand außer mir, und – Ehre, wem Ehre gebührt
    – Catchpole.
    Insgeheim hatte ich ihr auch die Behauptung nicht abgenommen, dass sie den ganzen Tag auf ihrem Zimmer blieb, um eine neue Wanderroute auszuarbeiten. Stattdessen hatte sie sich das Gebäude von einem Ende zum anderen vorgenommen, auf der Suche nach versteckten Diamanten.
    »Ich wusste, dass sie etwas im Schilde führt.«
    Ich stampfte mit dem Fuß auf, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, ehe ich herumwirbelte und fluchtartig die Bibliothek verließ. Wie Catchpole so weise orakelt hatte: Ein in die Enge getriebenes Raubtier konnte gefährlich sein. Es wäre dumm, das zu versuchen. Wenn ich Wendy davon abhalten wollte, die Pfauen-Parure in ihren Rucksack zu stopfen, müsste ich auf Jamies Hilfe zurückgreifen.

    Ein matter Schein goldenen Lichts bildete sich unter der Tür zu Jamies Zimmer ab, so als wäre sein Feuer bereits heruntergebrannt, während er eingeschlafen war. Flüchtig überkam mich ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, ihn aufzuwecken, ich schob ihn aber rasch beiseite und klopfte an die Tür. Dass ich eine schlafende Wendy in ihrem Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs aufwecken könnte, darum machte ich mir keine Sorgen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht dort war. Zweifelsohne war sie um diese Uhrzeit dabei, im Gebäude herumzuschnüffeln, mit ihrem Grubenlicht und dem Stemmeisen ausgerüstet, auf der Suche nach der famosen Parure.
    »Jamie«, sagte ich in eindringlichem Flüsterton, »Jamie, bist du noch auf? Mach die Tür auf, bitte.«
    Ich wollte gerade ein zweites Mal anklopfen, als die Tür aufschwang und Jamie mit zerzausten Haaren, verschlafenen Augen und mit nichts anderem als einer Thermo-Unterhose bekleidet vor mir stand.
    »Lori?«, fragte er. »Was ist los? Brauchst du eine Decke?«
    »Nein«, sagte ich, »ich brauche dich. Kann ich hereinkommen?«
    Jamie trat zur Seite, und ich schlüpfte rasch in sein Zimmer, das ebenso männlich wirkte wie meines feminin. Ein Paar muskulöser, bronzener Pferde flankierte die Ebenholzuhr, die auf dem Kaminsims aus Eichenholz thronte, und die Wände waren bedeckt mit einer Seidentapete, die in einem überwältigenden Mitternachtsblau gehalten war, das im schwindenden Feuerschein schimmerte wie die Oberfläche eines von Mondlicht beschienenen Pools. Das reich mit Schnitzereien versehene Himmelbett hatte einen Himmel aus blaurotem Schottenstoff, der farblich auf die zerknitterte Steppdecke und die roten Seidenlaken abgestimmt war. Vor dem Kamin bildeten ein Armlehnsessel mit Schottenmuster und eine passende Ottomane zusammen mit einem runden Walnusstisch eine gemütliche Sitzgruppe. Die zwei hohen Fenster gegenüber der Tür

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