Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Gedenken an ihn gemacht hat oder ob er ihn ihr schenkte , das weiß ich nicht .
»Dimity«, sagte ich geduldig, »im Moment bin ich nicht so sehr an Lucastas Raben interessiert. Ich würde gern wissen, was du von ihrem Tagebuch hältst.«
In jener Zeit war es gang und gäbe , dass ein junges Mädchen ihr Tagebuch in einem Taschentuchsäckchen aufbewahrte .
»Faszinierend«, sagte ich mit einem leichten Anflug von Erschöpfung. »Aber ich wollte eigentlich wissen, was du von seinem Inhalt hältst.
Hat Lucasta die Geschichte mit ihrer Mutter erfunden? Oder hat sie … sozusagen über eine gewisse Distanz hinweg mit ihr kommuniziert?«
Ich habe keine Ahnung . Ich bin schließlich keine Expertin in Sachen » Kommunikation über eine gewisse Distanz hinweg «, um bei deinem Ausdruck zu bleiben . Ich kann dir nur sagen , dass zwar meine Erfahrung nicht einzigartig ist , aber weit verbreitet ist sie auch nicht . Lucastas Mutter kann durchaus eine Zeit lang in der Abtei gewesen sein , um über ihre Tochter zu wachen , oder Lucasta war tatsächlich wahnsinnig . Traurigerweise deutet alles auf Letzteres hin .
»Die meisten Menschen würden denken, ich sei übergeschnappt, wenn sie mich dabei erwischten, wie ich mit dir kommuniziere«, entgegnete ich.
Aber du bist nicht verrückt , meine Liebe , oder zumindest bist du es nicht mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung . Lucasta aber war , so leid es mir tut , geisteskrank .
»Was heißt, dass wir ihre Worte nicht für bare Münze nehmen dürfen.« Ich seufzte resigniert.
»Ich hatte gehofft, dass die Erwähnung der Wachen und der ›dunklen Seite des Mondes‹ irgendwohin führen würde, aber ich fürchte, es ist nur eine weitere Sackgasse.« Ich stand auf. »Ich gehe jetzt besser in diese abscheuliche Suite zurück, ehe Wendy mit dem Stemmeisen die Badtür aufbricht.«
Einen Moment , meine Liebe , bitte . Was deine Suche anbelangt … Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen , dass du in die falsche Richtung gehst .
»Wie meinst du das?«, fragte ich und setzte mich wieder.
Zunächst einmal würde ich vorschlagen , sofern du mit dem Abklopfen der Wände weitermachen willst , dass du den Griff einer Haarbürste verwendest oder ein anderes gefühlloses Objekt . Wenn du fortfährst , mit deinen Knöcheln die Mauern abzuklopfen , wirst du heute Abend nicht mehr in der Lage sein , Messer und Gabel zu halten .
»Schach!«, sagte ich lächelnd. »Also Haarbürste statt Knöchel. Noch etwas?«
Es kommt mir vor , als ob du und deine Freunde nach der falschen Art von Schatulle sucht . Wir dürfen Lucastas unerklärliches Verhalten nicht außer Acht lassen , Lori . Sie hat sich aufs Bitterste geweigert , jemandem zu erzählen , wo sie die Parure versteckt hatte . Warum? Vielleicht deshalb , weil sie die Juwelen an einem Ort aufbewahrte , der eine zutiefst persönliche Bedeutung für sie hatte? Einen Ort , den zu enthüllen sie nicht ertragen hätte? Was ist mit ihrer Aussteuer , beispielsweise? Sie hätte bestimmt nicht gewollt , dass Fremde ihre Brautausstattung durchwühlen , nicht wahr?
»Ihre Aussteuer …« Ich nickte bedächtig.
»Das Hochzeitskleid, das sie nie getragen hat, weil ihr Verlobter verstarb. Ihre Brautausstattung musste heilig für sie gewesen sein. Nie hätte sie einen Polizeibeamten darin herumwühlen lassen, geschweige denn sie als Beweismittel aus der Hand gegeben.«
Genau . Und da Lucasta die Parure an ihrem Hochzeitstag offiziell hätte in Empfang nehmen sollen , wäre es nur natürlich gewesen , hätte sie die Juwelen zusammen mit der Kleidung aufbewahrt .
»Wo?«, fragte ich. »In einem Schrank? Einem Schiffskoffer?«
Ein Schiffskoffer klingt naheliegender – einer dieser alten eleganten Exemplare , in die Initialen eingraviert sind und die ein Fach eigens für Toilettenartikel haben . Einen Schiffskoffer , den sie mit auf ihre Hochzeitsreise genommen hätte .
»In ihrem Ankleidezimmer habe ich keinen gesehen«, sagte ich. »Aber noch habe ich es nicht vollständig untersucht. Ich werde auch Wendy und Jamie von deiner Idee erzählen. Dass wir nach einem großen Schiffskoffer suchen sollten statt nach einer kleinen Schachtel.«
Genau , meine Liebe .
»Danke für den Tipp, Dimity.« Ich legte das Notizbuch zur Seite und kniete mich vor den Kamin, um Kohle nachzulegen. Dann drehte ich mich zum Nachttisch um, um Reginald um Rat zu fragen.
Aber Reginald war nicht da. Erschrocken sprang ich auf und sah mich
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