Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
ein und Mr Mehtas erweiterte Familie eine zweite. Mr Mehtas Bruder schritt den Mittelgang mit seiner neuen Prothese hinunter, ohne das geringste Humpeln zu verraten, und Mrs Mehta, eine füllige Frau in prachtvollem lila Sari, verbrachte bestimmt die Hälfte des Gottesdienstes damit, Joanna Quinn spekulierende Blicke zuzuwerfen.
Joanna und Gabriel saßen so nahe bei Bill und mir, dass uns das Fehlen des Eherings an Joannas linker Hand durchaus auffiel. Und sie saßen so dicht beieinander, dass damit der Verlobungsring erklärt war, der ihn ersetzt hatte.
Will, Rob und Chloe beanspruchten die Hälfte unserer Bankreihe für sich. Und den Platz brauchten sie auch, denn sie lagen die ganze Zeit auf dem Bauch und aßen Rosinenbrot, während sie Porträts von Thunder, Storm und dem lieben alten Toby malten.
Ms Carrington-Smith saß neben Tina Formby, die ein extravagantes schwarzes Kleid mit durchsichtigen Ärmeln und Ledereinsätzen trug, das sie vermutlich selbst entworfen und genäht hatte. Den Rest ihrer Reihe besetzten Mr und Mrs Formby, Mr Blascoe, Mr Jensen, Mrs Chalmers und Mrs Chalmers’ Vater, dessen rosiges Gesicht beste Gesundheit ausstrahlte.
Auch Schwester Willoughby war da. Sie saß zusammen mit Julian Bright, Blinker, Big Al und
›Hinkebein‹ Leslie weiter hinten. Mr Barlow war mit dem Wagen aus Finch gekommen, um Miss Beacham seine Ehre zu erweisen, und Mr Moss hatte aus demselben Grund seinen Partner Mr Pratchett allein gelassen. Ich glaubte außerdem, den jungen Kellner zu erkennen, den Gabriel und ich beim Mittagsmenü in dem italienischen Restaurant so erschreckt hatten und der jetzt zusammen mit dem Ober gekommen war.
In den meisten Reihen saßen allerdings Männer und Frauen, die ich nie zuvor gesehen hatte, doch ihre ernsten Mienen verrieten mir, dass jeder Einzelne die Frau gekannt und geschätzt hatte, deren Asche nun unter der Eibe auf dem Friedhof von St.
Paul’s nicht weit vom lebhaften Treiben der Travertine Road beigesetzt werden sollte.
Von der Familie Fletcher-Beauchamps nahm niemand teil.
Es gibt eben die Familie, in die man hineingeboren wird, und die Familie, die man sich wählt, sagte ich mir, als ich den Blick über die Versammlung schweifen ließ. Und alle Mitglieder ihrer Wahlfamilie hatten Miss Beacham von Herzen geliebt.
Während die anderen Mr Mehtas Einladung folgten, nach dem Gottesdienst eine freie Mahlzeit in seinem Restaurant zu genießen, entfernte ich mich unbemerkt für ein paar Minuten, um Miss Beachams Zuhause einen letzten Besuch abzustatten.
Selten hatte ich mich bezüglich einer Wohnung gründlicher geirrt. Ich hatte das Haus für die Verkörperung von Einsamkeit und Düsternis gehalten, doch innerhalb ihrer vier Wände hatte Miss Beacham einen Hort stiller Schönheit geschaffen.
Von ihrem Balkon aus hatte sie auf die Travertine Road hinuntergeschaut und ein Dorf voller Nachbarn gesehen, deren Freuden und Sorgen ihr zu Herzen gingen. Hoffentlich setzten nun ihre Freunde das fort, was sie begonnen hatte. Eigentlich, sagte ich mir, war das ja auch gar nicht so schwer.
Wenn jeder von ihnen eine helfende Hand ausstreckte, sobald eine gebraucht wurde, dann konnten sie eine unzerbrechliche Kette der Anteilnahme bilden, die sich eines Tages um die ganze Welt spannen würde.
Selbst ohne die Möbel erbrachte die Auktion eine erstaunlich hohe Summe, die unter einer Reihe wohltätiger Organisationen aufgeteilt wurde. Gabriels außerordentlich gelungene Porträts der bunten Belegschaft des St.-Benedict’s-Asyls werden anlässlich einer Sonderausstellung in einer Londoner Galerie zu bewundern sein, sobald er und Joanna im August von ihrer Hochzeitsreise zurückkehren. Das Zylinderpult hat einen Ehrenplatz in Bills und meinem Schlafzimmer gefunden, wo es vor den Zwillingen mehr oder weniger sicher ist. Und was mich betrifft, hat mich heute Vormittag Schwester Willoughby angerufen.
Morgen stehe ich wieder im Radcliffe auf der Matte.
Miss Beachams Rosinenbrot
1 1/2 Tassen Rosinen
1 1/2 Tassen Wasser
1 rohes Ei
1 Tasse brauner Zucker
2 Esslöffel Pflanzenöl
1 Teelöffel geriebene Orangenschale
2 1/2 Tassen Mehl
1 Teelöffel Salz
1/2 Teelöffel Backpulver
Den Ofen auf 180° vorheizen. Rosinen in dem ab-gemessenen Wasser kurz zum Kochen bringen, dann auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Ei, Zucker, Öl und geriebene Orangenschale in einer Schüssel mischen und mit Rosinen und Wasser verrühren. Mehl, Salz und Backpulver darüber-sieben und die
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