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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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vorbeigekommen und hat über die Lautsprecheranlage mitgekriegt, dass ich mit Lizzie telefonierte. Ich war gerade dabei, ein Treffen zum Mittagessen zu bestätigen.«
    Gabriel pfiff leise durch die Zähne. »Ihre Frau muss getobt haben.«
    »Sie hat sich natürlich fürchterlich aufgeregt«, gab Kenneth zu. »Sie hatte Angst, dass Lizzie es nicht dabei belassen würde, dieses eine Versprechen zu brechen. Sie glaubte, jetzt würde sie auch unseren Sohn treffen wollen, und das wäre wirklich peinlich gewesen, weil wir dem Jungen nie von ihr erzählt hatten. Meine Frau war sich sicher, dass Lizzie für Walter ein schlechtes Beispiel abgeben würde. Er war damals erst vierzehn, ein Alter, in dem man besonders verletzlich und beeinflussbar ist. Wir wollten auf keinen Fall, dass er anfing, sich mit Taxifahrern zu unterhalten.«
    »Gott behüte«, murmelte ich und verdrehte die Augen.
    »Haben Sie Kinder, Ms Shepherd?«, fuhr Kenneth mich an.
    »Ich habe zwei Söhne!«, bellte ich. »Und sie sprechen mit Hausierern!«
    In der ganzen Lounge raschelten auf einmal Zeitungen, und neugierige Gesichter drehten sich in unsere Richtung.
    Kenneth hob beschwichtigend die Hände. »Wir alle erziehen unsere Kinder so, wie wir es für richtig halten«, sagte er leise. »Meine Frau und ich haben dann beschlossen, um Walters willen von Oxford wegzuziehen. Damals stand gerade die Eröffnung der Zweigstelle unserer Firma in Newcastle an, und Dorothy hat dafür gesorgt, dass ich mit ihrer Leitung betraut werde.« Er faltete die Hände und sah mir mit stetem Blick in die Augen. »Ich weiß, was Sie jetzt von mir denken müssen, Ms Shepherd, aber ich wäre wirklich zu meiner Schwester ans Krankenbett gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass sie im Radcliffe lag.«
    Ich hörte nicht mehr hin. Stattdessen beobachtete ich einen Herrn, der die Lounge betreten hatte und nun direkt auf uns zusteuerte. Es war ein kleiner Mann mit feinen Gesichtszügen, weißem Haar und goldgerahmter Brille. Sein erstklassig geschnittener dreiteiliger Anzug erinnerte mich bis hin zur grauen Seidenkrawatte auf Anhieb an den seriösen Anwalt, den Bill zumindest oberhalb der Gürtellinie bei seinen Telefonkonferenzen herauskehrte.
    Kurz vor unserem Erker hielt der Herr inne, wie vorher schon Ian Drover, als er Gabriel und mich vorgestellt hatte. Und auch er räusperte sich dezent. »Mr Fletcher-Beauchamps?«, fragte er. »Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Kenneth erhob sich, drehte sich zu ihm um und schnappte nach Luft. » Moss? «, rief er entgeistert.
    »Was machen Sie hier?«

22
    MR MOSS VON der Kanzlei Pratchett & Moss war ein Mann, der die Enthaltsamkeit pflegte. Unser Angebot, ein Glas Whiskey zu trinken, lehnte er höflich ab und bat den Barmann stattdessen um eine Kanne Lapsang Souchong. Als der Tee kam, trank er ihn ohne Milch und Zucker. Das Eintreffen des Anwalts schien Kenneth aus der Fassung gebracht zu haben, was jedoch nichts daran änderte, dass er den Neuankömmling mit einer erwartungsfrohen Miene anblickte, die mich zunächst verwirrte, bis mir das in Mr Moss’ Schreibtisch verwahrte Testament einfiel. Gabriel, der dem Anwalt gegenübersaß, beobachtete ihn verstohlen, als erwartete er, jeden Moment für die Plünderung von Miss Beachams Wohnung zur Rechenschaft gezogen zu werden.
    Was mich betraf, starrte ich den kleinen Mann unverhohlen an. Ich fand es schier unglaublich, wie perfekt sein Äußeres zu der gepflegten, steifen Stimme passte. Seine Kleidung war makellos, die Hände wirkten meisterhaft manikürt, und von den weißen Haaren auf seinem wohlgeformten Schädel gab es nicht eines, das falsch lag. Er trug goldene Manschettenknöpfe, doch das Gold war geschmackvoll mattiert, und nicht ein Regentropfen machte sich störend an den auf Hochglanz polierten Schuhen und der nicht minder eleganten Aktentasche bemerkbar. Das einzige Element, das meinen Eindruck trübte, war die Brille. Hätte er einen goldenen Kneifer getragen, hätte ich Beifall geklatscht.
    »Es ist wunderbar, Sie endlich kennenzulernen, Mr Moss«, sagte ich, nachdem er sich mit einem Schluck Tee erfrischt hatte. »Aber mit einem hat Kenneth unbedingt recht: Was machen Sie hier?«
    »Mein Kommen hat mehrere Gründe.« Er öffnete seine Aktentasche, nahm einen Papierbogen heraus und platzierte ihn vor Kenneth auf dem Tisch.
    Aus der Brusttasche zog er einen Füllfederhalter und reichte ihn Kenneth. »Als Erstes muss ich Sie bitten, ein Formblatt zu unterzeichnen, mit dem

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