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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sie die sterblichen Überreste meiner Mandantin aus meiner Obhut entlassen und zur Bestattung auf dem Friedhof der St. Paul’s Church in Oxford freigeben. Sie werden feststellen, dass alles seine Ordnung hat.
    Wenn Sie hier einfach unterschreiben möchten …«
    Mr Moss’ Gebaren war so selbstverständlich, dass Kenneth seine Unterschrift unter das Formular setzte, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.

    Die Tinte war kaum getrocknet, als der Anwalt das Blatt schon wieder in seiner Aktentasche verstaute, seinen Füllfederhalter an sich nahm und die Ellbogen locker auf die Armlehnen legte. Seine Miene verriet keine Regung, doch mich beschlich der leise Verdacht, dass er damit bereits die einzige Aufgabe erledigt hatte, die ihn betraf.
    »Danke, Sir«, sagte er. »Als Zweites würde ich mich gern bei Ihnen entschuldigen, dass versäumt wurde, Sie beizeiten vom Tod Ihrer Schwester in Kenntnis zu setzen.«
    »Das sollten Sie allerdings!« Schon schwang sich Kenneth wieder aufs hohe Ross. »Durch Ihr Versäumnis sind mir beträchtliche geistige und seelische Schmerzen zugefügt worden.«
    »In der Tat.« Mr Moss’ Miene verriet immer noch keine Regung. »Wie gesagt, Sir, ich würde mich gern entschuldigen, bin jedoch nicht dazu bereit, weil meine Kanzlei Ihre Schmerzen nicht zu verantworten hat. Ich habe viele Versuche unternommen, Sie zu erreichen, wurde aber jedes Mal daran gehindert. Meine telefonischen Nachrichten wurden abgefangen, wie auch meine E-Mails und Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter. Und als ich mich persönlich zu Ihrem Geschäftssitz begab, wurde mir von Ihrer persönlichen Assistentin mitgeteilt, dass Sie mich nicht zu empfangen wünschten.«

    Kenneth blinzelte. »Sie waren schon einmal in Newcastle?«
    »Sogar zweimal; und zweimal wurde ich unverrichteter Dinge weggeschickt.« Mr Moss legte eine Hand auf seine Aktentasche. »Ich habe hier detaillierte Aufzeichnungen über meine vergeblichen Versuche, Sie zu erreichen. Möchten Sie sie überprüfen?«
    »Nicht nötig«, knurrte Kenneth unwirsch. »Ich glaube Ihnen. Ich fürchte, die Schwierigkeiten, auf die Sie gestoßen sind, hat meine Frau geschaffen.«
    »Ich glaube, das sehen Sie richtig.« Mr Moss faltete die Hände über seiner Weste und legte die Daumen aneinander. »Glücklicherweise hat meine Mandantin die Einmischungsversuche Ihrer Frau kommen sehen. Miss Beacham nahm zu Recht an, dass Ihre Frau ihre Aufmerksamkeit den offiziellen Kommunikationskanälen zuwenden würde – Telefon, Briefpost, Computer – und mir, ihrem offiziellen Rechtsbeistand. Eingedenk dessen entwarf sie einen Reserveplan, einen, der eine Person ins Spiel brachte, der Ihre Frau nie persönlich vorgestellt worden war.«
    »Ein Notfallplan!«, rief ich mit einem breiten Grinsen. »Sie sprechen von mir, richtig? Ich war Miss Beachams Plan B! Ich wusste es doch!« Mein Grinsen hielt sich noch einen Moment lang, nur um dann einem zweifelnden Stirnrunzeln zu weichen. »Aber das Ganze stand doch auf tönernen Füßen, oder? Ich meine, das mit dem Fotoalbum und dem Pult … eigentlich die Vorstellung an sich, dass ich nicht nur verstehen würde, was sie von mir wollte, sondern es auch noch gern ausführen würde. Sie müssen zugeben, dass es ganz schön riskant von ihr war, sich auf mich zu verlassen.«
    Mr Moss richtete seinen milden Blick auf mich.
    »Meine Mandantin war bereit, dieses Risiko einzugehen. In Ihnen sah sie eine verwandte Seele, Ms Shepherd. Von ihrer Krankenschwester hatte sie erfahren, dass Sie eine wohlhabende Frau ohne Allüren und Marotten sind. Und ihre Gespräche mit Ihnen verrieten ihr, dass Sie unter anderem kontaktfreudig, warmherzig, stur, intelligent und eine Liebhaberin von Rätseln sind. Darüber hinaus schienen auch Sie von ihr recht angetan zu sein.«
    »Das war ich«, gestand ich und hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
    »Meine Mandantin war eine hervorragende Menschenkennerin, Ms Shepherd. Sie wusste, dass Sie sie nicht im Stich lassen würden.« Mr Moss hielt inne, um erneut an seinem Tee zu nippen.
    »Auf Anweisung meiner Mandantin habe ich das Fotoalbum zusammengestellt und dafür Aufnahmen benutzt, die sie in meiner Kanzlei hinterlegt hatte. Sie verfasste die Bildunterschriften einen Tag vor ihrem Tod, und ich platzierte das Album noch am selben Abend im Zylinderpult. Wie Sie sich erinnern werden, haben wir beide Sie ermuntert, das Pult zu untersuchen.«
    »Miss Beacham hat mich tatsächlich in ihrem Brief aufgefordert, das Pult

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