Tante Dimity und die unheilvolle Insel
und überall hatte man nur die besten Materialien verwendet. Es verstand sich von selbst, dass sie alle in tadellosem Zustand waren.
Als er seine Litanei beendet hatte, deutete Peter mit ausladender Geste auf die rotierenden Windräder. »Ich war auf allen Inseln der Inneren und Äußeren Hebriden«, sagte er, »aber so etwas wie das hier habe ich noch nie gesehen.«
»Sir Percy hat uns erzählt, dass die Einheimischen die ursprüngliche Anlage vor zwanzig Jahren gebaut haben«, merkte ich an.
»Aber findest du nicht auch, dass das etwas merkwürdig ist?«, fragte Peter. »Wie kommt es, dass die Leute hier ein Vermögen ausgeben, um Strom für den Eigenverbrauch zu erzeugen, aber nicht einen Penny in die Verbesserung ihres Hafens investieren? Der See …«, er senkte den Blick zum Fuß des Hügels, »… ist übrigens kein natürlicher See, sondern ein Trinkwasserreservoir.« Er bedachte mich mit einem kurzen Seitenblick, dann setzte er sich wieder in Bewegung. »Ein Halt noch, dann haben wir es geschafft.«
Ich sah auf die Uhr. Zu meinem Entsetzen war Mittag bereits vorbei. »Ist es noch weit?«, fragte ich und hoffte inständig, dass ich mich nicht so jämmerlich anhörte, wie ich mich fühlte.
»Ja«, sagte Peter mit einem weiteren Blick über die Schulter auf mich, »aber dort wartet ein herrlicher Picknickplatz auf uns.«
Die Aussicht auf das Mittagessen war das Einzige, was mich auf dem letzten und bei weitem längsten Abschnitt unserer Tour auf den Beinen hielt. Als wir die Stelle erreichten, die Peter entdeckt hatte – eine flache Felsgrotte mit Blick aufs Dorf –, legte er die Decke aus, auf der ich all die Köstlichkeiten ausbreitete, die Cook für uns vorbereitet hatte. Für die nächsten Stunden verbann-te ich die Bedeutung des Wortes Mäßigung aus meinem Bewusstsein.
Als nichts mehr in uns hineinpasste, waren die Rucksäcke deutlich leichter. Sogar die Dose Kaviar putzten wir weg.
13
SELTEN HABE ICH ein Essen so sehr genossen.
Die Tatsache, dass wir sitzen und uns ausruhen konnten, war natürlich ein gewaltiges Plus, aber genauso trugen auch die angenehme Gesellschaft, die herrliche Umgebung, das traumhafte Wetter und nicht zu vergessen die köstlichen Speisen dazu bei. Trotzdem sandte ich zwischendurch immer wieder misstrauische Blicke himmelwärts. Die Sintflut vom Vortag hatte ich noch in lebhafter Erinnerung. Die Vorstellung, ich könnte schon wieder kalt erwischt werden, behagte mir gar nicht.
»So läuft das hier nicht, Lori«, belehrte mich Peter, als ich zum sechsten Mal den Hals reckte.
»Auf Erinskil folgt das Wetter keinem Zeitplan.
Der Regen fällt, wann er will.«
»Aber es sieht nicht so aus, als ob es so bald regnen würde«, meinte Cassie. »Heute haben wir offenbar mehr Glück mit dem Wetter.«
Während Damian und ich die Essensreste und Abfälle einsammelten, holte Cassie ihre Landkarten und Naturführer hervor und breitete sie auf der Decke aus – der Glaubwürdigkeit halber, wie ich annahm. Als die Bühne bereitet war, setzten wir uns alle vier nebeneinander in die Grasnelken und das wogende Seegras vor der Öffnung der Grotte und schauten auf das Dorf hinunter. Ich erwartete, dass Peter uns auffordern würde, wieder zu den Ferngläsern zu greifen, aber stattdessen begann er zu erzählen.
»Wie ihr wisst, sind Cassie und ich mit der Fähre nach Erinskil gekommen. Das ist eine langwierige Angelegenheit, weil die Fähre auch noch bei anderen Inseln anlegt, die auf dem Weg liegen. Kurz, Cassie und ich hatten jede Menge Zeit, uns umzuschauen.«
»Und als wir in den Frachtraum runtergingen«, übernahm Cassie, »stellten wir fest, dass die für Erinskil bestimmten Lieferungen in Behältern verpackt waren, die ganz anders aussahen als die anderen. Über den Grund dafür haben wir die ganze Zeit gerätselt, bis wir den Hafen erreichten und beobachten konnten, wie der Kran die Lieferung auf die Mole beförderte.«
Peter nickte heftig. »Ich habe mich beim Kapitän nach den Containern erkundigt, und da hat er mir erklärt, dass eine Glasgower Firma sie exklusiv für Erinskil entworfen und gefertigt hat.
Bei der Gelegenheit hat er auch fallen lassen, dass der Kran immer in einem astreinen Zustand ist und noch nie Macken hatte.«
»Auch die Boote innerhalb des Wellenbrechers haben unser Interesse geweckt«, fuhr Cassie fort.
»Auf Erinskil gibt es nur zwei registrierte Fischerboote, und sie gehören beide der Familie Murdoch.« Sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick
Weitere Kostenlose Bücher