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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Karte und griff nach einem Führer. »Und dann gibt es noch die Schule
    …«
    Die aus zwei Räumen bestehende Dorfschule von Finch war in den 1950er-Jahren geschlossen worden, wohingegen die von Stoneywell laut Peter blühte und gedieh. Ihr Personal bestand aus einer Vollzeitlehrerin, der aber offenbar die gesamte erwachsene Bevölkerung von Erinskil zur Seite stand.
    »Sie halten Vorträge über Schafzucht, die Herstellung von Färbemitteln, Backen, Braukunst oder Medizin – je nachdem, welches Fachgebiet oder Handwerk sie am besten beherrschen«, informierte uns Peter. »Nach der Grundschule gehen die Kinder auf dem Festland ins Internat, und die meisten studieren an der Universität. Ein überwältigend hoher Anteil kehrt später mit dem Diplom in der Tasche nach Erinskil zurück.«
    »Das kann ich ihnen nicht verdenken«, kommentierte ich kopfschüttelnd. »Die Welt draußen muss ihnen im Vergleich zu Erinskil ziemlich schäbig vorkommen. Gibt es hier eigentlich auch eine Kirche?«
    »Church of Scotland«, antwortete Peter wie aus der Pistole geschossen. »Die schottische Version der anglikanischen Kirche. Darüber gibt es nichts Besonderes zu sagen, außer dass der hiesige Pastor ebenfalls auf Erinskil geboren ist. Reverend Lachlan Ferguson ist Mick Fergusons Bruder.«
    »Wie sieht’s mit Recht und Ordnung aus?«, wollte ich wissen. »Gibt es hier überhaupt Polizisten?«
    »Keinen einzigen. Aber da es hier ja keine Verbrechen zu geben scheint – außer dem nicht unerheblichen Rauschgiftschmuggel –, besteht auch kein dringender Anlass, ein Polizeirevier einzurichten.« Peter legte wieder den Kopf zurück und starrte nach oben, weil sich erneut ein Vogelschwarm vom Landvorsprung näherte.
    »Schaut nur: Eissturmvögel!«
    Gehorsam hob ich mein Fernglas und richtete es auf die Vögel. Einen Unterschied zu irgendwelchen Möwen vermochte ich nicht zu erkennen.
    »Und schlussendlich«, fuhr Peter fort, als hätte ihn der über uns hinwegfliegende Schwarm in keinster Weise ablenken können, »zur Tweedfabrik von Erinskil. Die Wolle stammt von den auf der Insel heimischen Schafen. Gesponnen wird sie größtenteils in Heimarbeit. Ein paar von den Leuten hier haben ein Spinnrad zu Hause.
    Aber gewoben wird dann doch größtenteils in der Fabrik.«

    Ich ließ mein Fernglas sinken. »Du wirst mir doch hoffentlich nicht gleich die letzten Illusionen rauben und mir sagen, dass die Webstühle computergesteuert sind? Percy hat mir nämlich gesagt, dass die Einheimischen den Tweed mit traditionellen Werkzeugen und Methoden herstellen.«
    »Das tun sie auch«, bestätigte Peter. »Sie benutzen Handwebstühle und natürliche Färbemittel. Das ist der Grund, warum ihr Tweed so wertvoll ist und wohl nie die Grundlage eines so hohen Lebensstandards sein kann, wie ihn die Leute hier gewohnt sind.« In einer hilflosen Geste spreizte er die Hände. »Mir ist egal, ob sie gelernt haben, Wolle zu Gold zu spinnen, Lori. Fest steht, dass sie meilenlange Bahnen von dem Zeug herstellen müssten, und das jedes Jahr , wenn sie sich davon ihre Hobbys und Häuser leisten wollten, ganz zu schweigen von der Schule, der Arztpraxis, der Windfarm, den exklusiv für sie gefertigten Containern. Es ist schlichtweg unmöglich, mit traditionellen Mitteln die dafür nötige Menge an Tweed herzustellen. Darum glauben wir, dass sie die Tweedmanufaktur zum Waschen ihres Drogengelds benutzen.«
    »Leuchtet Ihnen das nicht ein, Lori?«, fragte Cassie. »Es gibt keinen Tourismus, keine Fischereiflotte, kein Forschungszentrum wie zum Beispiel unser Observatorium, und die Tweedmanufaktur ist nicht ansatzweise für die Produktion der nötigen Mengen geeignet. Es gibt nichts Greifbares, womit sich der Wohlstand der Insel erklären ließe. Wie bessern die Leute also ihr Einkommen auf?«
    Mir drehte sich der Kopf angesichts all der Informationen, die unsere jungen Freunde auf Erinskil gesammelt hatten. Wie es aussah, hatten sie die Bewohner der Insel mit derselben peinlich genauen Gründlichkeit analysiert, die sie bei der Untersuchung des Wanderverhaltens ihrer Robben an den Tag legten. Natürlich konnte ich keine einzige ihrer Erkenntnisse infrage stellen.
    Die Häuser auf der Insel waren alle tipptopp –
    Percy selbst hatte mir erzählt, dass er noch nie einen tropfenden Wasserhahn hatte reparieren lassen müssen, seit er hier der Laird war –, und die Leute genossen alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten. Obendrein schien es in der Tat eine von den

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