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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ist so verschlossen wie eine Auster. Ich kann von Glück reden, wenn er …«
    Ich schnappte jäh nach Luft. Mit einem Schlag waren in der Suite sämtliche Lichter ausgegangen. »Dimity? Ich glaube, es hat wieder einen Stromausfall gegeben. Macht es dir was aus, wenn ich dich einen Moment allein lasse?«
    Die Antwort konnte ich im flackernden Licht des Kaminfeuers gerade so entziffern: Mach Dir um mich keine Gedanken . Geh ruhig und sieh zu , dass Du mit Damian sprichst . Er wird wissen , was hier gespielt wird .
    So klappte ich das Tagebuch zu und legte es auf die Ottomane. Auch wenn es nicht so dunkel wie beim letzten Kurzschluss war, gespenstisch war es trotzdem. Das Feuer warf zuckende Schatten an die Wände, und das durch die bogenförmigen Fenster hereinströmende Mondlicht verlieh der Dunkelheit einen kalten bläulichen Rand. Ich stemmte mich aus dem Sessel und tapste ins Wohnzimmer, wo ich kurz stehen blieb und den Schürhaken aus seiner Halterung nahm.
    In diesem Moment ging die Tür zum Foyer einen Spaltbreit auf. Sofort hob ich den Schürhaken. Es war aber nur Damian, der den Kopf hereinsteckte. Er bemerkte mich und trat ganz ein.
    »Kein Grund zur Panik«, beruhigte er mich.
    »Der Strom ist auf der ganzen Burg ausgefallen.
    Mrs Gammidge kümmert sich bestimmt schon darum.«
    »Gut«, sagte ich und ließ alle Luft entweichen.
    »Sehr gut.«
    Damian trat näher und nahm mir behutsam den Schürhaken aus der Hand. »Dass Sie sich verteidigen wollen, finde ich gut, Lori, aber es wäre besser, wenn Sie die Schwerarbeit mir überließen. Es tut mir leid, dass sie Angst bekommen haben.«
    Beschämt zog ich den Kopf ein. Mir war wieder meine jämmerliche Reaktion auf den letzten Kurzschluss eingefallen. »Sie müssen mich ja für ein großes Baby halten.«
    »Babys verteidigen sich in der Regel nicht mit Schürhaken.«
    »Ich auch nicht. Ich habe ihn mir nur deshalb geschnappt, weil die Leute in den Filmen das immer machen. Dass ich jemand damit schlagen könnte, glaube ich eher nicht.«
    »Wozu man fähig ist, weiß man erst, wenn es hart auf hart kommt.« Damian musterte mich ernst. »Hoffentlich müssen Sie es nie herausfinden.«
    »Das hoffe ich auch.« Ich blickte ins Schlafzimmer zurück und bemerkte den Widerschein des fast vollen Mondes im Spiegel – er sah aus wie ein missgebildetes blasses Gesicht, das unter einem dunklen Tuch hervorlugte. Ich schluckte und trat einen Schritt näher auf meinen Leibwächter zu. »Was geschieht mit der Alarmanlage, wenn der Strom ausfällt?«
    »Dann übernimmt ein Generator«, antwortete Damian. »Es wäre dumm, kein Reservesystem betriebsbereit zu halten, wenn die Stromversorgung so unzuverlässig ist.« Er stellte den Schürhaken in die Halterung zurück. »Warum schlafen Sie nicht, Lori? Ich dachte, Sie wären erschöpft.«
    »Dafür geht mir zu viel durch den Kopf«, sagte ich und beschloss spontan, die Gelegenheit zu nutzen. Damian war hellwach und schien in verständnisvoller Stimmung zu sein. Warum dann mit einem Gespräch über Cassies Theorie bis zum Morgen warten? Ich forderte ihn mit einer Geste auf, vor dem Feuer Platz zu nehmen. »Wä ren Sie bereit, mir einen Moment Gesellschaft zu leisten? Mich belastet so vieles. Ich glaube, es würde helfen, wenn ich mit jemandem darüber sprechen könnte.«
    »Wie Sie wünschen.« Er schloss die Tür zum Vorraum und setzte sich auf die Lehne des Sessels, auf den ich gezeigt hatte. Sein Rücken blieb vollkommen aufrecht, das Gesicht hölzern, und die Augen starrten ins Feuer. Damit stand fest: Mit der einfühlsamen Gefühlslage war es schon wieder vorbei.
    Ich setzte mich in den Sessel gegenüber dem seinen und studierte einen Augenblick lang sein Profil. Mir war nicht ganz klar, was seinen plötzlichen Stimmungsumschwung herbeigeführt haben mochte, bis in einer boshaften Ecke meines Gehirns ein amüsanter Verdacht Gestalt annahm.
    Ich hatte Damian in mein behaglich warmes Zimmer eingeladen, mitten in der Nacht, mein Mann war Hunderte von Meilen entfernt und ein überdimensioniertes Bett in Reichweite …
    »Entspannen Sie sich, Damian«, sagte ich.
    »Ich habe nicht vor, Sie zu verführen.«
    Er sprang auf wie von der Tarantel gestochen.
    »Das … das hätte ich auch nie angenommen«, stammelte er.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen solche Dinge ständig passieren«, bemerkte ich in einem beiläufigen Konversationston. »Sie sind attraktiv und gut gebaut und haben diese interessante Narbe an der Schläfe. Sie

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