Tante Dimity und die unheilvolle Insel
führen würde. Sie müssen zutiefst schockiert sein.«
»Muss ich das?« Mit geschürzten Lippen blinzelte Percy über den Waterford-Kronleuchter hinweg, um dann bedächtig den Kopf zu schütteln. »Das glaube ich eigentlich nicht. Ich bin sicher, dass irgendwo ein Fehler gemacht wurde, ein Missverständnis, das sich leicht beheben lässt. Elspeth MacAllen, die hochgeschätzte Postmeisterin von Erinskil, ist eine Frau von unfehlbarer Integrität. Falls sie meine Post tatsächlich unterschlagen haben sollte, gehe ich davon aus, dass sie das in bester Absicht getan hat. Und deine Entschuldigung ist übrigens gar nicht nö tig. An deiner Stelle hätte ich genau dasselbe getan: direkt zur Quelle vorstoßen und dort die Antwort finden. Daran ist nichts auszusetzen, mein lieber Junge.«
Peter bekam glänzende Augen. »Jetzt verstehe ich, warum Sie und Lori so gut miteinander auskommen, Sir. Sie möchten gerne das Beste von den Menschen denken.«
»Ich fürchte, du wirst gleich das Schlechteste von mir denken«, warnte ihn Percy. »Denn ich muss dir mitteilen, dass ich euch als der Laird von Erinskil die Genehmigung, einen Beobachtungsposten einzurichten, verweigert hätte. Daran hätte sich auch nichts geändert, wenn die Anträge bei mir eingetroffen wären.«
Peters Augenbrauen wanderten nach oben.
»Darf ich nach dem Grund fragen, Sir?«
Percy stemmte die Ellbogen auf den Tisch und spreizte seine Finger. »Erinskil ist ein vollkommenes Juwel. Ihm etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen hieße, seinen Glanz zu mindern. Ich werde mich demnächst mit eurem Direktor in Verbindung setzen und ihm die Angelegenheit erklären. Wenn er es wünscht, werden meine Leute ihn bei der Suche nach einem anderen Standort unterstützen, der seine Kriterien erfüllt.«
»Wir haben bereits einen Standort gefunden, aber trotzdem, vielen Dank.«
Cassie sah von ihrem Teller auf. »Hoffentlich nehmen Sie mir diese Frage nicht übel, Sir Percy, aber ist Erinskil durch die Renovierung von Dundrillin Castle nicht wahnsinnig viel hinzugefügt worden?«
»Dundrillin ist ja nur in den Sommermonaten bewohnt. Und meine Gäste beeinträchtigen das Dorfleben in keinster Weise. Sie kommen, um Geschäfte abzuschließen und die vielen Annehmlichkeiten der Burg zu genießen, zu denen auch das hervorragende Essen gehört.« Percy deutete mit seiner Gabel auf Cassies Teller. »Iss auf, iss auf. Sonst wirft mir Festhubert am Ende noch vor, ich hätte dich hungern lassen.«
»Diese Gefahr besteht bestimmt nicht!«, lachte Cassie und machte sich mit frischer Energie über das Wild her.
Peter brauchte niemand zu ermutigen.
Während wir weitertafelten, unterhielt uns Percy mit Reiseerzählungen und entlockte Peter und Cassie Geschichten über ihre eigenen Fahrten. Als Mrs Gammidge ihren berühmten Zitronenkuchen präsentierte – diesmal mit Erdbeeren und einer riesigen Schüssel Schlagsahne –, waren sie in seiner Achtung hoch gestiegen. Doch seine Einladung, sich nach dem Essen einen Film anzusehen und um Mitternacht eine Runde im beheizten Swimmingpool zu drehen, lehnten sie ab.
»Normalerweise sind wir um zehn im Bett«, gestand Peter und unterdrückte ein Gähnen.
»Was für eine Verschwendung eurer Jugend«, seufzte Percy. »Aber ein Wort möchte ich euch noch ins Ohr flüstern, bevor ihr geht. Ich hänge hier auf Dundrillin nichts an die große Glocke, aber Lecks lassen sich einfach nicht vermeiden.
Für mich steht so gut wie fest, dass sich bis morgen Vormittag in ganz Stoneywell herumgesprochen haben wird, dass die Paparazzi hinter euch her sind. Ich glaube nicht, dass die Leute hier sich an euch stören werden – im Gegenteil, ihr werdet ihr vollstes Verständnis haben –, aber wenn ihr euch unbehaglich fühlt, könnt ihr gerne hierher kommen und so lange bleiben, wie ihr wollt. Wie ihr seht, habe ich jede Menge Platz, und ich genieße eure Gesellschaft. Elstyn und Festhubert mögen zwei alte Fossilien sein, aber ihr seid das nicht.«
Percy bot Peter und Cassie noch an, sie von Elliot ins Dorf chauffieren zu lassen, doch sie meinten, sie würden wohl besser schlafen, wenn sie nach Cooks fantastischem Menü noch ein paar Schritte liefen. Aber sie würden morgen gern wieder zum Dinner kommen. Percy, Damian und ich begleiteten sie noch zur Vorhalle und winkten ihnen nach.
»Wirklich ein prächtiges junges Paar«, kommentierte Percy, als sie weg waren. »Sie stehen ihren ersten Sturm wie mit allen Wassern gewaschene Matrosen durch. Da
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