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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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himmelhoch gewesen, nachdem er seine Medikation leicht verändert hatte. Das ist das Problem bei Mickey: Wenn er zum Beispiel Prozac nimmt, um seine depressiven Symptome im Zaum zu halten, kann ihn das manchmal in die Hypomanie treiben – die er genießt und nicht unbedingt abstellen will. Er glaubt immer, er könnte diese Energie steuern. Sein Arzt hatte versucht, ihn weiterhin ambulant zu behandeln, doch dieses Mal hatte Mickey irgendwann aufgehört zu schlafen. Ohne ärztliche Intervention wäre unweigerlich die Psychose gefolgt. Dank neu eingestellter Medikamente und ein paar Tagen hier in Edgemont hatte er jetzt ungefähr einen Punkt erreicht, den der Rest der Welt für normal hält, der sich aber für Mickey viel niedriger anfühlt. Denn von der Manie erholt er sich leichter als von seinen depressiven Episoden.
    »Und, was machst du so?«, fragte ich.
    »Nicht viel. Hauptsächlich stabilisiere ich mich. Und wenn das zu langweilig wird, zähle ich Peonys Kinne.«
    »Sprich nicht so von ihr. Sie hat es nicht leicht, immerhin muss sie sich um dich kümmern. War Jared mal da?«
    »Zwei Mal. Der Architekt hat sich gemeldet, und er wollte mir ein paar Pläne zeigen. Sie sind gut. Ich denke, wir werden die hintere Wand rausnehmen und Platz für mehr Tische schaffen.«
    Mickey und sein Geschäftspartner sprachen schon seit einem Jahr davon, ihren Club zu erweitern. Es wäre schön, wenn sich da endlich etwas tun würde.
    Mickey sah mich an. »Ich muss dir etwas sagen, Lu.«
    Ich blieb stehen. Diese Worte kündigten normalerweise eine Katastrophe an, also wappnete ich mich. Hatte er wieder einmal bei eBay einen Bus ersteigert, den nächsten Trupp Gastarbeiter angeheuert, der unser Haus streichen sollte, oder eine Ziege für den Garten gekauft? »Ich höre dir zu«, sagte ich vorsichtig.
    »So schlimm ist es nicht. Also, vor etwa vier Monaten, Lucy, ich … da ging es mir gut, und ich habe eine Kreuzfahrt für uns gebucht.«
    Ich starrte ihn an. »Eine Kreuzfahrt?«
    »Das sollte eine Überraschung werden.«
    »Okay, ich bin überrascht. Wann legen wir ab?«
    »Na ja, wir hätten letzten Donnerstag ablegen sollen. Du weißt schon, an deinem letzten Schultag.«
    »Oh.« Ich seufzte. »Das wäre schön gewesen. Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Das wollte ich ja, aber es sollte doch eine Überraschung werden.«
    »Das ist lieb von dir.«
    »Ich versuche, das Geld zurückzubekommen. Vielleicht erstatten sie mir die Hälfte, weil ich unvorhersehbarerweise ins Krankenhaus musste. Es tut mir leid, Schatz.«
    »Mir auch! Stell dir nur mal vor – Sex am Strand! Um Mitternacht. Nackt im Meer baden. Ich wünschte beinahe, du hättest mir gar nichts davon gesagt.«
    »Sex am Strand?«
    »Sex am Strand, Michael. Jede Menge.«
    Mickey grinste auf mich herab, mein umwerfend gut und erstaunlich normal aussehender Ehemann. »Wie wäre es dann mit – wie wäre es mit Hawaii, zu deinem Geburtstag im September?«
    »Hmmm.«
    »Im Ernst. Lass uns was buchen. Das wird mir helfen, brav zu sein.«
    Ich kann gar nicht sagen, wie oft genau das bisher nicht funktioniert hat – vielleicht nicht so oft, wie ich glaube, weil wir irgendwann gelernt haben, nicht allzu viele Pläne zu machen. Aber die Idee – Hawaii! – hörte sich grandios an. Ich küsste ihn aufs Kinn.
    »Lucy, ich schwöre dir, ich kriege das hin.«
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte ich zu meinem hoch aufragenden Mann hinauf. »Wir legen das Geld dafür zurück. Wir buchen die Reise, ich kaufe den Bikini, und in drei Monaten, an meinem Geburtstag, fliege ich nach Hawaii, mit dir oder ohne dich.«
    »Oh, ich komme mit. Du fliegst ohne mich nirgendwo hin.«
    »Ich weiß, dass du mitkommen wirst, aber nur für alle Fälle … dann hättest du dein Versprechen gehalten.«
    Er legte wieder einen Arm um meine Schultern, und wir gingen in der Anlage spazieren, träumten und schmiedeten Pläne, bis Mickey von seinen Medikamenten so durstig wurde, dass er nicht mehr sprechen konnte. Als wir im zweiten Stock, Psychiatrie und Suchtmedizin, ankamen, ließ Peony uns herein.
    »Lucy! Schön, Sie zu sehen, meine Liebe. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht schlecht.«
    »Haben Sie jetzt Sommerferien?«
    »Habe ich, und das ist ein tolles Gefühl.«
    Die alte Krankenschwester kicherte. »Die Leute meinen immer, ich hätte einen schweren Beruf, aber ich würde nicht mit Teenagern arbeiten wollen, selbst wenn man mir das Doppelte dafür zahlen würde.«
    Ich lächelte. Mir ging es

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