Tanz der Aranaea (German Edition)
sich dies alles mit ansehen musste. Danach saß Zöpfchen wieder neben mir und hielt fest meine Hand. Ich erzählte den wahren Grund der Anwesenheit der „Angel of Paradise “ in der drei Meilen Zone vor Bejaia, und erklärte Hamillah, dass ich diese Waffen, welche das Schiff geladen hatte, nicht den Kabylen übergeben konnte, da sie sonst nicht an die Lagepläne der OAS gekommen wären. Al Sabti hätte sofort Alarm geschlagen und wäre mitsamt den Plänen untergetaucht. Geschlagene zwei Stunden waren vergangen, als endlich das Telefon klingelte und Hamillah sofort zum Telefon stürmte. Nach einer kurzen Weile, die mit Kopfnicken und ungeduldigem Fußstapfen ausgefüllt waren, sagte er uns, dass seine Leute Al Sabti ausfindig machen konnten. Man habe die Pläne und dem guten Al Sabti habe man ein wenig die Luftröhre erweitert, damit er im Jenseits besser atmen könne.
Mich überlief es eiskalt und Hamillah grinste wie ein Teufel als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. Auch Marie-Claire sah mich milde lächelnd an, während sie genüsslich eine Zigarette anzündete, die sie zuvor an eine längere Zigarettenspitze befestigte. Mit Engelsstimme verkündete sie mir, dass ich, Vancelli, mich in bester Gesellschaft befände und ihre Methoden fast so geräuschlos wären als die meinigen. Nun meldete sich auch Dhabou, der Halbbruder von Marie-Claire zu Wort und meinte, dass er von Anfang an Hamillah überzeugen wollte, das Vancelli, ein Freund der Kabylen sei. Ich bestätigte ihm, dass ich für diese Ehre sehr dankbar sei.
Jetzt kam Bewegung in die Gruppe und Hamillah. Dhabou und Hossni wollten ins Hauptquartier fahren, um noch in dieser Nacht die Lagerplätze zu inspizieren.
Marie-Claire, Zöpfchen und ich, waren nun endlich wieder alleine. Etwas Ruhe kehrte nun ein und Marie-Claire bat Zöpfchen auf ihr Zimmer um Zöpfchens Sachen zu packen. Sie meinte, dass sie sich anschließend schlafen legen solle, denn morgen früh würde für sie die lange Reise nach Agadez beginnen. Aus übermächtiger Freude machte Zöpfchen einige freudige Sprünge, küsste Marie-Claire auf die Wangen und mir auf den Mund, das Marie-Claire aber doch zu lange und zu intensiv zu erschien, denn sie unterbrach Zöpfchen, in dem sie ihr leicht in den Allerwertesten kniff und sie zum Hinaus gehen drängte. Zöpfchen eilte aus dem Zimmer und Marie-Claire forderte auch mich auf, in mein Gästezimmer zu gehen. Meine Tasche und meine Utensilien standen noch dort, so wie ich sie am Montagabend verlassen habe.
Noch wenigen Stunden bis zum Freitags, dem zwanzigsten Dezember des Jahres 1963. Ich dachte für mich, was doch so alles passieren konnte, vor allem in so einem kurzen Zeitraum. Ich war wirklich gespannt, was Sabi Loulou und Zouzou so alles erlebten. Hoffentlich waren sie gut in Constantine angekommen und warteten dort auf mich. Immerhin war ich seit Mittwochabend überfällig.
Ich ließ mir Wasser in die Badewanne und sah erst jetzt im Spiegel meinen verbeulten und abgerissenen Zustand. Saaris Helfer hatten mich übel zugerichtet. Mit zwei anständigen Hieben, die ich mir einfing, sah ich hinterher aus als wäre ich unter eine Dampfwalze geraten. Ich suhlte mich in der Wanne als sich die Tür zu meinem Zimmer öffnete. Durch einen Spalt der nicht vollständig geschlossenen Badezimmertür sah Marie-Claire an einige Gegenstände hantieren und hörte, wie sie die schweren Samtvorhänge am Fenster zusammen schob. Das Klirren von Geschirr und das leichte „ Plopp“ des Korken einer Champagner Flasche machten mich neugierig.
»Marie-Claire?«
»Was ist Francesco?«
»Nichts Marie-Claire! Was machst du Marie-Claire?«
»Ich habe im Kühlschrank noch ein Carpaccio vom Lamm gefunden und eine Flasche Champagner habe ich auch noch mitgebracht!«
»Da freue ich mich schon riesig darauf! Marie-Claire, schrubbst du mir den Rücken?«
Marie-Claire kam in das Badezimmer, schnappte sich die Seife und einen Waschhandschuh um mir kommentarlos den Rücken einzuseifen. Sie hatte sich ein neues Kleid übergezogen. Ein dünnes weit geschnittenes schönes Gewand, das in großen Falten von der Schulter bis zu dem Fußknöchel reichte.
»Marie-Claire, was würdest du tun, wenn ich dich jetzt mit einem Schwung mitsamt deinem schönen Gewand ins Wasser ziehen würde?«
»Ich würde dir deinem anderen Auge auch noch ein Veilchen verpassen, Francesco. Damit du das Elend dieser Welt in bunten Farben siehst. Unterstehe dich und mach so etwas. Ich wäre
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