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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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bereits hinter mir und langsam nahm die schleichende feuchte Kälte von mir Besitz. Es war mir außerdem speiübel von dem starken gezuckerten Tee und den vielen Zigaretten, die ich dummerweise unkontrolliert und aus reiner Nervosität rauchte. Ich war mir nicht sicher, ob ich von einem Aufpasser aus Leutnant Rudolf Harrers Kontingent beobachtet wurde, ich konnte niemand entdecken.
    Möglich war aber auch, dass er mir die Chance einer freien Wahl überließ. Er hat mich als den Felix Wankel aus Dresden erkannt, der ihn damals, im Februar 1945 aus der zerbombten Stadt, zusammen mit den anderen Kindern Elke Heer, Uta Gabrielski, Maria Strambal und Roland Weizenhöfer heraus führte.
    Es war ein eigenartiges Gefühl allein an einem Bahnhof zu stehen, und nicht zu wissen, in welchen Zug, und in welche Richtung man einsteigen soll. Besonders wenn die Nacht begann, und man wusste, das man kein Ziel, und kein Zuhause hatte.
     
    Ich resümierte: Nach Europa konnte ich zurzeit nicht zurück, nicht nachdem was passiert war, und nach Constantine, zu dem vereinbarten Treffpunkt konnte ich nicht fahren, nicht ohne an den Kabylen von Ait Ahmed, vorbei zu
    kommen. Die Kabylen werden mich überall suchen, dachte ich, auch hier am Bahnhof von Bejaia. Um ihnen zuvor zu kommen, sollte ich sie selbst aufzusuchen, am besten bei Marie-Claire Hochstätt, im Restaurant Chez Marlene. Ich werde ihnen sagen, von wem sie die Pläne für die Waffenlager bekommen können. Al Sabti, in Algier, wird diese Pläne die er von Sabi erhalten hat, nicht freiwillig herausgeben wollen, aber das ist dann nicht mein Problem.
     
                                              ***
     
    Ich ging aus der Bahnhofshalle zum Vorplatz, und sah eine auf Reisende wartende Taxikolonne, von etwa zehn Fahrzeugen. Hossni mit seinem Riechkolben, stand mit seinem Taxi in der hintersten Reihe. Er hat mich nicht gesehen, dessen war ich mir sicher. Langsam ging ich wieder zurück in den Bahnhof und begab mich zu den Bahnsteigen, ging um das Bahnhofsgebäude vorbei, um einige Büsche herum, und befand mich direkt hinter Hossni. Es waren eben mal zwanzig Zentimeter, die ich hinter Hossni stand. Die taube Nuss hörte nichts, spürte nichts und fühlte auch nicht meine Anwesenheit hinter seinem Rücken. Hossni, ein Goldhamster ! Ich konnte es mir nicht verkneifen, laut seinen Namen „Hossni“, in sein linkes Ohr zu schreien. Wie von einem Peitschenhieb getroffen, zuckte der gute Hossni zusammen um mich gleich danach als einen „Scheißhund“ zu titulieren.
    »Wo kommst du her, du Scheißhund? Wir suchen dich schon seit Montagnacht.«
    »Quatsch keine Opern, Hossni. Bring mich zu den anderen, ins Chez Marlene.«
    »Bon, steig ein Drecksack.«
    »Hossni, bitte keine Komplimente.«
    Hossni besaß nun endlich ein besseres Vehikel als zuvor. Er fuhr nun einen Citroen ID mit Froschaugen. Die Franzosen kamen aber wirklich nicht von ihrer Affinität gegenüber Fröschen hinweg, dachte ich. Ich setzte mich neben Hossni und bot ihm eine Zigarette an.
    »Hossni, willst du eine ordentliche Zigarette rauchen? Eine ohne Kamelscheiße? So wie du es gewohnt bist. Du kriegst eine mit echten Tabak.«
    »Ja, gib her du Saukerl. Was hast du denn für eine? Aah, Zigaretten aus Westdeutschland, ich konnte schon ewig keine mehr Rauchen. Früher bekam ich manchmal welche von Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland. Die sind in Ordnung, die Deutschen. Ihr Schweizer natürlich auch, reg dich nicht auf, Francesco. Ich habe Hamillah zur Schnecke gemacht, wegen des alten Vehikels, mit dem ich dich am Montag hier abgeholt habe. So ein Auto habe ich nicht verdient. Es hat geholfen, wie du siehst. Wo warst du so lange? Hamillah und Dhabou haben vor Zorn fast alle Tapeten im Chez Marlene aufgefressen. Hamillah hat auf der Suche nach dir, auf dem Djebel Gouraya von Soldaten einen Streifschuss erhalten. Zwei unserer Leute wurden erschossen. Marie-Claire hat den Glauben an die Menschheit verloren und Wodaabe spricht mit niemand auch nur ein Wörtchen.« 
    »Ich kann das alles erklären, Hossni. Du siehst, ich bin wieder da, obwohl ich Gelegenheit genug hatte, um unerkannt nach Constantine, zu gelangen. Vorher möchte ich euch aber noch ein Geschenk machen. Du setzt mich in der Rue Saidani ab, von dort versuche ich in das Haus mit dem unterirdischen Gang zum „Chez Marlene“ zu gelangen. Du siehst zu, wie du allein zum „Chez Marlene“ kommst, und öffnest mir die

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