Tanz der Aranaea (German Edition)
lagen und das nicht sichtbare Gefühl der Einsamkeit, gepaart mit der aufkommenden Angst, ließen die Urinstinkte der Steinzeit nach einem Verlangen einer kopflosen Flucht aufkommen. Wegrennen, weit weg, Flucht nach sicheren Orten, nach nicht greifbarem Stück Natur, wo keine Geister sind, die der noch real funktionierende Verstand letzthin als einen gewöhnlichen Felsbrocken oder Steinhaufen identifiziert. Angst machte sich in mir breit, hündische Angst. Angst die man am liebsten mit gestellten Nackenhaaren in den Himmel schreien möchte. Der Karawanenweg, der durch die Ebene des Fedsch kein Weg mehr war, ließ zu, dass ich das Lenkrad mit einem Knie halten konnte und ich die jämmerliche Angst die mich befiel, mit dem Nachprüfen meiner Walther P38 Pistole vertreiben konnte. So wie die Angst aufkam, so war sie auch wieder verschwunden. Ich fühlte, dass das Fort nicht mehr weit entfernt war und kaltes analytisches Denken übernahm den Platz ein, den zuvor die Angst beanspruchte.
Wir postierten unsere Fahrzeuge links und rechts, an den vor dem Fort liegenden beiden Dünenfelder. Wie vereinbart hatten wir unsere Gesichter mit dem Ruß eines zuvor mit dem Feuerzeug geschwärzten Korken beschmiert. Nach einem Uhrenvergleich gab ich mir genau fünfzehn Minuten Zeit um eine Beurteilung der Lage zu erstellen. Zehn Minuten für die Außenanlage und fünf Minuten für das Gebäude innerhalb der Fortanlage.
Ich presste mich fest an die Mauer des Forts um eventuelle Patrouillen, die innerhalb der kleinen Festung ihre Rundgänge machten, zu hören. Nichts war zu vernehmen und ich umrundete die Außenmauer des Forts, bis zu dem Haupttor und huschte sofort hinein. Im Augenwinkel sah ich Greg Harris, der sich vom Rand der Düne löste, um das Haupttor zu sichern.
Vor mir befand sich das Gebäude, deren Wand, vom Haupttor gesehen, keine Tür aufwies, sondern nur die beiden Fenster, wie von Tim beschrieben. Die Fenster waren zwar vergittert aber ohne Glas und Rahmen. In leichter Hocke, die Pistole im Anschlag, so glitt ich zu dem rechten Fenster und warf einen kurzen Blick hinein. Zwei Männer befanden sich in diesem Raum und wie mir schien, in erregter Unterhaltung.
Ich verließ diesen Fensterplatz und begab mich sofort zu dem nächsten Fenster zu linker Hand. Hier war nur ein Russe zu sehen, der eine Tasse in der Hand hielt. Auch diesen Raum sah ich mir nur kurz an und ich begabe mich vorsichtig schleichend, zwischen der Außenmauer des Fort und der fensterlosen linken Wand des Gebäude, zu dem hinteren Bereich der laut Tim zwei Fenster und den Eingang aufweisen solle. Gleich hinter der Ecke befand sich das dritte Fenster welches ich nun inspizierte. Raum drei, der von Tim angegebene vier Räume. Eine blonde mittelgroße Frau stand vor einem Stromgenerator und betrachtete die Instrumente. Wahrscheinlich die Frau aus Ostdeutschland, von der die Rede war. Ich entfernte mich geräuschlos von diesem Fenster, ging am Eingang, ohne Tür und Rahmen, vorsichtig vorbei um nicht in den Lichtkegel zu geraten, nun zu dem vierten Fenster. In diesem Raum mussten Sabi und Zouzou sein. Leicht legte ich meinen Kopf in den Sehwinkel den ich für einen Blick in diesen Raum benötigte, und sah, dass die beiden tatsächlich in diesem Raum gefangen gehalten wurden. Ich sah sie an Händen und Füßen gefesselt auf dem Boden sitzen. Ein Russe, der mit dem Rücken zum Eingang dieses Raumes stand, bewachte die beiden in lässiger Haltung und einer schlampig, in Händen gehaltenen Waffe. Sie mussten sich sehr sicher fühlen und schienen noch uneins, was sie mit ihren Gefangenen machen sollten.
Leise war das gleichmäßige Wummern des Stromgenerators zu hören und obwohl es eine bitterkalte Wüstennacht war, lief mir der Schweiß den Rücken hinunter. Es würde nun die zweite Nacht für Sabi Loulou und Zouzou bedeuten und ich war mir sicher, dass die Russen im Laufe der Nacht ihre Zelte abbrechen würden. Diese Örtlichkeit war nicht mehr geeignet um für längere Zeit zu verweilen. Die Räume konnten für die bitterkalten Wüstennächte nicht mehr beheizt werden und bei der kurzen Observierung der Räume konnte ich nur Klappstühle und Schlafsäcke sehen. Diese Örtlichkeit war gut zum kurzen Abtauchen nach einer Operation um sich dann aber auch sofort in der Wüste unsichtbar zu machen. Das hier war keine Fluchtburg sondern eine Mausefalle und die Russen würden die Erfahrung hierzu machen. Eine Erfahrung die sie nachfolgenden Generationen
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