Tanz der Aranaea (German Edition)
Fahrzeuge waren, die jedoch dann den Weg zurück zur Piste nach El Oued, in Richtung zur Grenze nach Tunesien, genommen hatten.
Der Abschied von ihnen nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Ein Händedruck, verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft, und ein Wiedersehen im Frühjahr, in Elisabethville, in Katanga.
***
Dienstag, der 24. Dezember 1963 .
Es war vier Uhr am Morgen. Die Sonne war bereits am Aufgehen. Zouzou startete den Motor des Unimog. Sabi saß auf dem Beifahrersitz und hielt eine Karte, sowie Navigationsmaterial auf ihrem Schoß. Zöpfchen legten wir auf die Rücksitzliege der Fahrerhausdoppelkabine des Unimog. Obwohl es nur eine Rücksitzliege war, so war es für sie doch bequemer als im Jeep, und sie fühlte sich auch nicht so alleine mit den beiden Frauen Zouzou und Sabi. Im Abstand von etwa dreißig Metern, fuhr ich mit dem Jeep, den uns Cheryl Hawks in Biskra überlassen hatte, hinter dem Unimog. Sabi hatte mir ein Sprechfunkgerät gegeben, so dass ich immer in Kontakt bleiben konnte. Wir fuhren äußerst vorsichtig, denn dies war keine Piste im eigentlichen Sinn, sondern ein inzwischen wenig benutzter Karawanenweg, der oftmals eben nur eine Wagenbreite zwischen den Sanddünen, maß.
In unregelmäßigen Abständen markierten aufgeschichtete Steine, so genannte Alamate, die Karawanenroute. Zouzou, mit ihrem vorausfahrenden Fahrzeug, vermied eine stärkere Staubaufwirbelung, um mich, in dem dahinter fahrenden Jeep, nicht zu arg mit dem aufgewirbelten Sand zu belasten. Die Heizung meines Jeeps hatte schon lange den Kampf gegen die kalte Zugluft, die durch den schlecht abgedichteten Wagen eindrang, aufgegeben, und trotz des guten Innenfutters meiner Lederjacke, saß ich fröstelnd hinter dem Lenkrad. Die Sonne sandte nach einiger Zeit ihre wärmenden Strahlenfinger und erweckten neue Lebensgeister in mir. Unsere erste Rast machten wir nach einer Fahrt von etwa hundert Kilometer. Wir suchten uns zwei Sanddünen, zwischen denen wir unsere beiden Fahrzeuge bequem parken konnten, und wir auch auf den ersten Blick nicht entdeckt werden konnten. Sabi hatte mir erzählt, dass sie diese Strecke mit ihrem Bruder Daniel, oft gefahren war, um in das Hoggar Gebirge im Süden Algeriens zu gelangen. In ihrer Jugendzeit war sie diesen Weg mehr als ein halbes Dutzend Mal gefahren. Hin und zurück, und was sie am meisten erfreute, war, dass dieser Weg in keiner Landkarte verzeichnet war. Dieser selten benutzten Karawanenweg war nur noch einigen alten Arabern bekannt. Unbekannt war er zumindest zwischen den Oasen von El Oued, dem Ort Lizerg und Al Borma, an der Grenze zu Tunesien. Dort erst stieß der alte Karawanenweg auf die bekannte Piste nach Ghardames, und weiter bis In Amenas und Djanet. Djanet, nicht allzu weit von der Grenze nach Niger, sollte unser größerer Aufenthaltsort sein.
Vor uns das unendlich scheinende Ausmaß des östlichen algerischen Erg. Eine Sandwüste mit unvorstellbaren Weiten, wie ich sie nur selten zuvor sah. Ich bereitete eine warme Mahlzeit, und mit Esbitstücke erhitzte ich in einem Topf das Wasser. Öffnete mit einem Messer eine Dose mit Hühnerfleisch und gab sie in das kochende Wasser. Sabi und Zouzou hantierten mit Karte, Kurswinkel und Lineal, und begannen mit der Installation eines Sonnenkompass. Auch wenn Sabi diesen Weg schon öfters befuhr, so arbeiteten beide mit höchster Konzentration. Der Karawanenweg war oftmals nicht mehr zu erkennen, oder endete plötzlich, um irgendwo im scheinbaren Nichts, wieder aufzutauchen. Die steil abfallende Motorhaube des Unimog war wenig geeignet um einen Sonnenkompass zu installieren, und so wurden an zwei vormontierten Klemmen an der Motorhaube, und an zwei Stangen, die in zwei gebohrte Löcher in der Stoßstange eingelassen wurden, eine Holzplatte befestigt. In die Mitte der Holzplatte wurde in einem gebohrten Loch eine Autoantenne geschraubt. Um diesen Stab zogen sie mit Isolierband einen Kreis und markierten den Kreis mit 45 Grad Einteilungen. Um den Unimog, besonders auf großen Ebenen auf Kurs zu halten, war dieses, bei gewissenhafter Handhabung, ein zuverlässiges Hilfsmittel. Ich zweifelte nicht eine Sekunde, dass die beiden ihr Handwerk bis ins kleinste Detail verstanden. Kein Palaver, und kein unnützes Wort zwischen ihnen. Fast schweigsam verrichteten sie ihre Arbeit. Das Wasser im Topf kochte das Hühnerfleisch gar, und ein
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