Tanz der Aranaea (German Edition)
feiner Geruch legte sich über unser Biwak.
»Tonton, was gibt es denn gutes für uns? Es riecht herrlich bei dir!«
»Es gibt Hühnerfleisch a´la Dose und auf Wunsch, haue ich ein Ei rein.«
»Du bist ein Schatz, Cnollo. Wie du uns verwöhnst. Holen wir noch das Tschöpfchen aus dem Auto. Sie wird bestimmt Kohldampf schieben.«
»Wie geht es danach weiter?«, fragte ich, »wie sieht der Plan für heute aus?«
»Ich schlage vor, Tonton, wir trinken nach dem Essen noch einen Kaffee, und danach sehen wir uns gemeinsam die Funkanlage an, lassen eine Positionsangabe für Cheryl, durch, und dann geht es wieder los. Wir umfahren das schreckliche Staubmeer der ertrunkenen Djenun, es ist sicherer.«
»Warum fahren wir nicht einfach durch das Staubmeer?«, fragte ich.
»Tonton, weil wir dann ertrinken werden, wie die Djenun!«
»Wer glaubt schon an ertrunkene Gespenster, Zouzou?«, erwiderte ich, »ein Staubmeer ist zwar auch nicht ohne, doch mit unserer Ausrüstung darf es kein Hindernis geben. Wir sind Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts, da ist kein Platz für Gespenster. Ich habe einige Zeit in der Libyschen Wüste verbracht, und kein einziges Gespenst gesehen!«
»Cello, da war Krieg! Das ist etwas anderes. Da waren deine Nerven und dein Verstand auf andere Dinge fixiert. Außerdem ist dies die Algerische Sahara, und nicht deine Libysche Wüste! Zouzou, erzähle Cello die Geschichte der ertrunkenen Djenun.«
»Sabi Loulou, mach du dass!«
»Alors, Kinder, hört zu. Vor vielen, vielen hundert Jahren gab es in der südlibyschen Stadt Rhat, einen Kaufmann, der rechtschaffen nach dem Koran lebte und täglich seine fünf Gebete in Richtung gegen Mekka, verrichtete. Nicht weit von Rhat entfernt, liegt das Gebirgsmassiv Kaf el Djenun. Das Geistergebirge der Djenun. Ihre Heimat, bis zum heutigen Tag. Der reiche Kaufmann spottete über jede, der auch nur andeutungsweise an die Existenz der Djenun glaubte, und machte selbst viele Spottverse über die Djenun, auch um Allah zu gefallen. Eines Tages hörten die Djenun von den üblen Reden des Kaufmanns, und schworen böse Rache zu nehmen. Der Tag kam, und der Kaufmann rüstete zu einer gewaltigen Karawane, die allerlei Ware von Rhat nach Biskra zu transportieren hatte. Sein Weg führte zwangsläufig an dem Gebirgsmassiv des Kaf el Djenun vorbei, und zwölf Dejnun, die ihn schon von weitem entdeckten, mischten sich, für die Menschen unsichtbar, unter die Karawane. Das Unglück des Kaufmann und seiner Karawane, nahm seinen Lauf. Jeden Tag starb ein Kamel, und eine üble Krankheit grassierte unter den Männern der Karawane. Für die Leute unerklärlich, faulten die Datteln in den Tragesäcken, und das Wasser in den Gerben, wurde von Tag zu Tag, ungenießbarer. Mehrmals am Tage verrichteten sie ihre Gebete, und flehten zu Allah, das er ihnen den rechten Weg nach Biskra weisen möge, denn sie haben erkannt, dass böse Djenun unter ihnen weilen, die sie auf eine nie zuvor begangene, falsche Fährte, geführt haben. Wenige Zeit später gelangten sie an den Rand des gefürchteten Staubmeeres, und sie wussten mit dem untrüglichen Instinkt der Wüstenreisenden, dass es kein Mensch vermag, dieses Staubmeer zu durchqueren. In seiner Verzweiflung fiel der Kaufmann auf seine Knie, legte die Stirn zu Boden, und flehte Allah um Hilfe an. Ein besonders bösartiger Djinn, sah dies, und versetzte dem Kaufmann einen Tritt in das Hinterteil, so dass er vollends zu Boden fiel.
Eine Schande für jeden gläubigen Muslim. Als der Erhabene Schöpfer, dieses schändliche Tun, sah, sandte er in seinem unermesslichen Zorn, seinen Erzengel Gabriel zur Erde, um den bösen Djenun Einhalt zu gebieten. Gabriel fuhr wie ein Rachengel durch die zwölf Djenun, und befahl ihnen die unverzügliche Rückkehr zu dem Gebirge Kaf el Djenun, den Schwarzen Bergen, wie sie auch von den Einheimischen genannt werden. Die Djenun zogen mürrisch von dannen, und der Erzengel Gabriel zeigte sich dem gläubigen Kaufmann. Er sagte ihm, dass er niemals das Staubmeer durchqueren dürfe, sondern eine halbe Tagesreise nach Sonnenuntergang, gehen solle. Am nächsten Tag solle er bis zum Abend seine Karawane führen, in Richtung Norden, wo keine Sonne scheint. Wenn er dann die zweite Tagesreise beendet habe, meinte der Erzengel Gabriel, solle er, der Kaufmann, am nächsten Morgen nochmals eine halbe Tagesreise zur aufgehenden Sonne machen; dann würde er mit seiner Karawane den rechten Weg nach Biskra finden. Der Kaufmann
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